Feldmarschall Freiherr Alvinczy von Borberek

AlvinczyJoseph Freiherr Alvinczy von Borberek (oder auch József Alvinczi Borbereky in der ungarischen Sprache) wurde am 1. Februar 1735 in Alvincz (heute: Vintu de Jos, südwestlich von Alba Iulia/Rumänien) in Transsilvanien geboren. Er entstammte einer reformierten Familie. Im Alter von 15 Jahren trat der junge Alvinczy im Jahr 1750 in ein kaiserlich-österreichisches Husaren-Regiment ein.

Während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) konnte sich Alvinczy zunächst als Hauptmann der Grenadiere dann als Major, hierbei besonders in der Schlacht bei Torgau (3. November 1760), bei der Überrumpelung der schlesischen Festung Schweidnitz (1. Oktober 1761) sowie dem Gefecht bei Teplitz (1762), auszeichnen. Es bleibt hierbei übrigens zu bemerken dass Alvinczy bei Torgau wie auch bei Teplitz ernsthaft verwundet wurde.

In der darauffolgenden Friedensperiode half Alvinczy als zugeteilter Offizier in Feldmarschall Moritz Graf von Lacys (1725-1801) neu formiertem Stabskorps das von diesem entworfene neue Exerzierreglement für das kaiserlich-österreichische Heer durchzuführen. Bald darauf zum Oberst und Kommandeur des Infanterie-Regiments Nr. 19 „d´Alton“ befördert, wurde er im Jahr 1786 zu dessen neuem Inhaber ernannt.

Während des Bayerischen Erbfolgekrieg (1778/79) konnte sich Alvinczy wiederholt persönlich auszeichnen, als er bei der Eroberung der Stadt Habelschwerdt in Schlesien (heute: Bystrzyca/Polen) am 18. Januar 1779 den preußischen Oberst Prinz von Hessen-Philippstal gefangen nahm. Alvinczy wurde als Belohnung für diese erfolgreiche Waffentat zum Generalmajor befördert und bei der 12. Promotion vom 15. Februar 1779 mit dem Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet.

Einige Jahre später von Kaiser Joseph II. (1741-1790) zum Lehrer von dessen jungen Neffen, dem späteren Kaiser Franz II. (ab 1804 als Franz I. Kaiser von Österreich), ernannt, unterrichtete Alvinczy seinen Lehrling in Taktik.

Während des Krieges gegen das Osmanische Reich (1787-1792) kommandierte Alvinczy eine Division unter dem berühmten Feldmarschall Ernst Gideon von Laudon (1717-1790). Nachdem er bei siegreichen Belagerung von Belgrad im Herbst 1789 mitgefochten hatte, und zum Feldmarschall-Leutnant aufgestiegen worden war, erhielt Alvinczy im Jahr 1790 das Kommando des zur Niederschlagung des belgischen Aufstandes bestimmten österreichische Truppenkorps. Kaum in den österreichischen Niederlanden (Belgien) angekommen, griff Alvinczy sofort das in den Händen der belgischen Aufständischen befindliche Lüttich (heute: Liége) an, um es wieder unter die rechtmässige Obhut und Regierung seines Bischofs zu bringen. Nachdem sich Alvinczy einen schweren Sturz vom Pferd zugezogen hatte, legte er aus gesundheitlichen Gründen sein Kommando über die kaiserlichen Truppen in den österreichischen Niederlanden nieder.

Aber schon als der Erste Koalitionskrieg im April 1792 ausbrach, stellte sich Alvinczy rasch seinem alten Schüler dem nunmehrigen Kaiser Franz II. zur Verfügung, und erhielt von diesem sofort ein Divisionskommando in den Niederlanden übertragen. Während des Feldzuges von 1792 im Korps unter Feldzeugmeister Graf von Clerfayt dienend, war er bei der Kapitulation der Festung Longwy (23. August 1792) anwesend. Im Frühjahr 1793 wiederum im Korps Clerfayt unter dem Oberbefehl des Feldmarschalls Friedrich Josias Prinz von Sachsen-Coburg-Saalfeld tätig, focht Alvinczy mit seiner Division äußerst rühmlichst und mit großer Umsicht in der siegreichen Schlacht bei Neerwinden (18. März 1793). Für seine Verdienste bei Neerwinden wurde Alvinczy bei der 27. Promotion vom 28. Mai 1793 mit dem Kommandeurskreuz des Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet.

Zu Beginn des Jahres 1794 kommandierte Alvinczy unter Feldmarschall Prinz von Sachsen-Coburg-Saalfeld das Reservekorps der österreichischen Hauptarmee. Während der erfolgreichen Belagerung von Landrecies (21.-30. April 1794), wurde Alvinczy am 26. April im Gefecht bei Maroilles-Prisches, als er ein französischen Entsatzheer schlug zweimal verwundet. Für seinen Sieg bei Maroilles-Prisches am 21. Mai 1794 zum Feldzeugmeister befördert, wurde Alvinczy Anfang Juni 1794 als Adlatus dem Erbprinzen Wilhelm Friedrich von Oranien-Nassau (1772-1843; von 1815-1840 als Wilhelm I. König der Niederlande) zur Seite gestellt, welcher am 30. Mai 1794 von Feldzeugmeister Graf von Kaunitz das Kommando des an der Sambre bei Charleroi operierenden österreichisch-niederländischen Armeekorps (etwa 28.000 Mann stark) erhalten hatte. Mit dem Erbprinzen von Oranien erfocht Alvinczy am 3. Juni 1794 bei Charleroi-Gosselies über einen Teil der französischen Ardennen-Armee unter Divisionsgeneral Desjardins sowie in der Ersten Schlacht von Fleurus am 16. Juni 1794 über einen Teil der französischen Sambre-Maas-Armee unter Obergeneral Jourdan zwei glänzende Siege. Übrigens bleibt hier zu erwähnen dass Alvinczy während der Ersten Schlacht bei Fleurus zwei Pferde unter dem Leib erschossen wurden. In der zweiten Schlacht von Fleurus am 26. Juni 1794, kommandierte Alvinczy neben dem niederländischen Erbprinzen die Erste Angriffskolonne der österreichisch-niederländischen Hauptarmee des Feldmarschalls Friedrich Josias Prinz von Sachsen-Coburg-Saalfeld. Trotz die Beiden in ihrem Gefechtsbereich siegreich blieben, und die französischen Truppen aus ihren Verteidigungsstellungen warfen, mussten auch sie dem Befehl des Oberbefehlshabers Prinz Coburg Folge leisten und zum Rückzug antreten, nachdem die Festung Charleroi gefallen –und ein Entsatz-Versuch derselben damit gegenstandslos geworden war. Für seine vor Charleroi-Gosselies und bei Fleurus auf dem Schlachtfeld geleisteten Verdienste wurde Alvinczy am 7. Juli 1794 bei der 34. Promotion mit dem Großkreuz des Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet.

Nachdem Prinz Coburg nach der Niederlage bei Fleurus seinen Rücktritt als Oberbefehlshaber des österreichische Heeres in Belgien bekannt gab, und Feldzeugmeister Graf von Clerfayt das Kommando übergab, führte Alvinczy nun unter letzterem dienend die österreichischen Truppen hinter den Niederrhein zurück, wo diese schließlich ihre Winterquartier bezogen. Alvinczy erhielt hierbei von Graf von Clerfayt das Kommando der Verteidigungslinie zwischen Düsseldorf und Wesel übertragen.

Schon zu Beginn des Jahres 1795 zur kaiserlich-österreichischen Oberrhein-Armee versetzt, übernahm Alvinczy dort das Kommando sämtlicher Truppen zwischen Konstanz am Bodensee und dem Neckar. Jedoch wurde er noch vor Beginn des Feldzuges von 1795 als Mitglied des kaiserlichen Hofkriegsrates nach Wien zurückberufen. Dort wie es scheint das ganze Jahr tätig, wurde Alvinczy am 7. Juni 1796 nach Tirol abgesandt, um dort die Insurrektion (Landesaufgebot) vorzubereiten sowie die in der Lombardei von Napoleon Bonaparte geschlagenen österreichischen Truppen des Feldzeugmeisters Beaulieu zu sammeln und neu zu organisieren. Nachdem das zum Entsatz der Festung Mantua bestimmte österreichische Heer unter Feldmarschall Graf von Wurmser nach zwei Unternehmungszügen (Vom 3.-5. August 1796 bei Castiglione delle Stiviere und am 8. September 1796 bei Bassano von Napoleon Bonaparte geschlagen) kläglich gescheitert war, der alte Marschall sich am 13. September 1796 mit dem Rest seines Heeres selbst nach der belagerten Festung hineinwerfen mußte, machte der kaiserliche Hof in Wien die lebhaftesten Anstrengungen, der siegreichen französischen Armee Bonapartes in Norditalien eine neue entgegenzustellen.

Feldzeugmeister Alvinczy erhielt Ende Oktober 1796 den Oberbefehl über diese neue Entsatz-Armee, welche Graf von Wurmser aus dem von den französischen Truppen belagerten Mantua befreien sollte. Doch hier in Norditalien, im Kampf gegen den jungen und brillanten Napoleon Bonaparte, sollte Alvinczy sein bisheriges Schlachtenglück verlassen! Konnte Alvinczy Bonaparte zwar in der Ersten Schlacht bei Caldiero am 12. November 1796 eine doch recht empfindliche Niederlage (Die Franzosen verloren etwa 1.000 Gefallene und Verwundete, 800 Gefangene und 2 Geschütze) zufügen, so gingen die Hauptschlachten bei Arcole (15.-17. November 1796) und schließlich bei Rivoli (14.-15. Januar 1797) verloren, und mit diesen auch praktisch der ganze Feldzug! Als Resultat davon musste Feldmarschall Graf von Wurmser am 2. Februar 1797 kapitulieren und die Festung Mantua schließlich an den französischen Sieger übergeben. Trotz seiner großen Niederlage bei Rivoli im Januar 1797 (Alvinczys Verluste beliefen sich auf nahezu 4.000 Gefallene und Verwundete, 8.000 Gefangene, 8 Geschütze, 11 Fahnen und Standarten!) erhielt Alvinczy nachdem Erzherzog Karl im Februar 1797 den Befehl über die kaiserlich-österreichischen Truppen in Norditalien übernommen hatte, den Posten des kommandierenden Generals in Ungarn übertragen.

Am 8. März 1798 zum Vorsitzenden der sogenannten Militär-Hof-Kommission ernannt, welche die Reform der kaiserlich-österreichischen Armee zur Aufgabe beinhaltete. Am 6. September 1808 wurde Alvinczy zum Feldmarschall befördert.

Er starb nur zwei Jahre später an einem Schlaganfall als Letzter seines Geschlechts am 25. September 1810 in Ofen (Budapest). Nach seinem eigenen letzten Willen wurde Alvinczy auf einem Soldatenfriedhof begraben, wo er unter den Männern lag, die seine Feldzüge teilten.

Alvinczy war ein gottesfürchtiger Protestant, duldsam und wohltätig. Er verabscheute jegliche Kriecherei und Unterwürfigkeit, aber auch Eigenschaften wie Hochmut und Arroganz. Jede seiner Tätigkeiten trug den Charakter von Großzügigkeit und Edelmut. Er schätze wahre Verdienste und pflegte Freundschaften. Persönlich sehr fleißig, arbeitsam und ein ausgezeichneter Berufsoffizier, verlangte Alvinczy auch dieselbe Hingabe von seinen Untergebenen. Sein Lob war für seine Untergebene eine große Belohnung, seine  Verweise und Tadel im Heer stets sehr gefürchtet.