Feldmarschall de Croix Graf von Clerfayt

ClerfaytFrancois Sébastien Charles Joseph de Croix Graf von Clerfayt wurde am 14. Oktober 1733 auf Schloss Bruille im Hennegau (Belgien) geboren. Der junge Clerfayt trat im Alter von 20 Jahren im Jahr 1753 in die kaiserlich-österreichische Armee ein. Während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) konnte er sich als Offizier besonders in den Schlachten von Prag (6. Mai 1757), Hochkirch (14. Oktober 1758) und Liegnitz (15. August 1760) persönlich mehrfach auszeichnen und avancierte zu Beginn des Friedensschlusses von Hubertusburg, nur knapp unter 30 Jahren alt zum Oberst. Nach Ende des Bayerischen Erbfolgekrieges (1778/79) war Graf von Clerfayt bereits zum Generalmajor befördert worden. Als 1787/88 in den Provinzen der österreichischen Niederlande (Belgien) die Unruhen ausbrachen, geriet Clerfayt persönlich unter gewaltigen politischen Druck geriet. Führende belgische Politiker sprachen beim Grafen, der von Geburt schließlich Wallone war, unermüdlich vor, die Dienste des Kaisers Joseph II. (1741-1790) zu verlassen und das Kommando der belgischen Freiwilligentruppen zu übernehmen. Doch Graf von Clerfayt, seinem Kaiser stets treu ergeben widerstand allen Anträgen und Vorschlägen.

Im Krieg gegen das Osmanische Reich (1787-1792) focht Graf von Clerfayt in den Feldzügen des Jahres 1788 noch als Feldmarschall-Leutnant. In diesem Rag befehligte er zuerst die österreichischen Truppen im Banat, dann den linken Flügel der kaiserlich-österreichischen Hauptarmee. Etwas später kommandierte Graf von Clerfayt ein abgesondertes Armeekorps mit welchem er bei Mehadia und einige Zeit später am 27. Juli 1788 bei der Ersten Schlacht bei Calafat an der Donau (An der Grenze Rumäniens zu Bulgarien) gegen den walachischen Fürsten Maurozeny rühmlichste Siege erfocht und hierfür, besonders für seine erwiesenen Verdienste und Auszeichnung als umsichtiger und fähiger Truppenkommandeur am 10. November 1788 zum Feldzeugmeister befördert wurde. Außerdem konnte Graf Clerfayt zum Fall Belgrads wesentlich mitwirken. Bei der 17. Promotion vom 9. Oktober 1789 wurde Clerfayt für seine dem Kaiser auf dem Schlachtfeld geleisteten siegreichen Verdienste mit dem Kommandeurskreuz und bei der 23. Promotion vom 19. Dezember 1790 mit dem Großkreuz des Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet.

Zu Beginn des Ersten Koalitionskrieges im April 1792, erhielt Feldzeugmeister Graf von Clerfayt, damals als einer der ausgezeichnetsten kaiserlichen Generäle geltend, das Kommando über das österreichische Hilfskorps (8 Bataillone, 9 ½ Kompanien und 12 Eskadronen mit 48 Geschützen, insgesamt rund 13.700 Mann) in der preußischen Hauptarmee unter Kommando des Feldmarschalls Karl Wilhelm Ferdinand Herzog von Braunschweig (1735-1806). Im Gefecht bei La Grisuelle (11. Juni 1792) fügte Clerfayts Korps den französischen Truppen unter General Gouvion (fiel im Gefecht) eine erste Niederlage bei. Danach nahm er an der Einnahme der Festungen von Longwy (23. August 1792) und Verdun (2. September 1792) teil, bemächtigte sich am 1. September 1792 des wichtigen Posten von Stenay und deckte nach der Kanonade von Valmy (20. September 1792) den Rückzug des preußischen Heeres nach Koblenz. Danach wurde er schleunigst mit seinem Korps von Albert Herzog von Sachsen-Teschen, dem Statthalter der österreichischen Niederlande (Belgien) dorthin zurückberufen. Allein von der Ankunft des Feldzeugmeisters Graf von Clerfayt, welcher am 7. Oktober 1792 seinen Rückmarsch angetreten hatte, hing die Widerstandsfähigkeit und Verteidigungsbereitschaft der österreichischen Provinzen gegenüber einem französischen Hauptangriff ab. Erst am 31. Oktober 1792 erreichten Clerfayts erste Kolonnenspitzen, in höchstem Grad erschöpft endlich das belgische Mons. In der für Österreich unglücklichen Schlacht von Jemappes am 6. November 1792 kommandierte Clerfayt das österreichische Zentrum (3 Bataillone und 4 Eskadronen). Der Herzog von Sachsen-Teschen zog sich nach der Niederlage mit seinem kleinen Heer nach Roermond zurück, wo er an einem heftigen Fieber schwer erkrankte und am 15. November 1792 das Kommando an Feldzeugmeister Graf von Clerfayt abtrat. Clerfayt musste nun mit dem kleinen und sehr geschwächten Heer in kleinen Märschen den Rückzug umso mehr fortsetzen, als er die Nachricht erhielt, dass das Korps des Feldmarschall-Leutnant Beaulieu nach der Schlacht von Jemappes abgedrängt worden war, und sich bei Luxemburg mit Fürst Hohenlohe-Kirchberg vereinigt hatte. Gegen Ende Dezember 1792 wurden die Winterquartiere unbehelligt vom Gegner hinter der Erft mit dem Hauptquartier in Köln bezogen.

Im kommenden Frühjahr 1793 hatte man nicht wie überall erwartet, dem Grafen Clerfayt sondern Feldmarschall Friedrich Josias Prinz von Sachsen-Coburg den Oberbefehl über die k.k. Hauptarmee anvertraut, welche sich in der Stärke von 40.000 Mann (40 Bataillone und 50 Eskadronen) an der Roer versammelte. Immerhin erhielt Clerfayt das Kommando über eines der beiden Treffen des Hauptkorps. Am siegreichen Einleitungsgefecht von Aldenhoven (1. März 1793) beteiligte sich Clerfayt mit seinen Truppen, indem er bei Jülich über die Roer ging, überraschend auf dem Kampfplatz erschien und die verwirrten französischen Soldaten vor sich hertrieb. In der Schlacht von Neerwinden (18. März 1793) bildete Clerfayt mit seinem Reservekorps (11 Bataillone und 14 Eskadronen) den linken Flügel des österreichischen Heeres, und entschied zusammen mit Erzherzog Karl und Feldmarschall-Leutnant Alvinczy den Sieg über die französische Nord-Armee unter General Dumouriez. Im sogenannten erfolgreichen Gefecht um Caesars Camp (7. August 1793), wo Prinz von Coburg einen Teil der französischen Nord-Armee unter General Kilmaine vom Feld trieb, kommandierte Clerfayt die dritte Angriffskolonne (13 Bataillone und 16 Eskadronen). Danach belagerte Clerfayt mit seinem ihm von Prinz Coburg übertragenen Armeekorps (24 Bataillone, 10 Eskadronen, insgesamt 18.000 Mann) erfolgreich die südwestlich von Valenciennes gelegene Festung Le Quesnoy (28.August-13. September 1793). Inzwischen war die Hauptmacht der k.k. Hauptarmee unter Prinz Coburg gegen Maubeuge marschiert, um die letzte, den Weg nach Paris sperrende Festung (Condé, Valenciennes und Le Quesnoy waren bereits gefallen) zu erobern. Bereits am 30. September 1793 begann die Belagerung. In Paris zog Lazare Carnot unter größten Kraftanstrengungen unter Ausnutzung der Levée en masse von Arras bis Sedan innerhalb acht Tagen eine Angriffsarmee unter Kommando von Divisionsgeneral Jourdan zur Rettung von Maubeuge zusammen. Zur Sicherung und Deckung der Belagerung gegenüber etwaigen französischen Entsatzarmeen, übertrug Prinz Sachsen-Coburg dem Grafen Clerfayt das Kommando über das Observationskorps (23 Bataillone und 14 Eskadronen, mit insgesamt 30.000 Mann). Bereits am 15. Oktober 1793 kam es zwischen Clerfayts Observationskorps und Jourdans Entsatzarmee zur Schlacht auf dem Hochplateau von Wattignies (9 Km südöstlich von Maubeuge). Den ganzen 15. Oktober über wurden die schwach koordinierten Frontalangriff Jourdans durch Clerfayts gut verschanzte Truppen mit Leichtigkeit zurückgeworfen. In der darauffolgenden Nacht zum 16. Oktober gruppierte Jourdan von Clerfayt unbemerkt, von seiner linken Flanke starke Massen auf seine rechte Flanke gegenüber dem Dorf Wattignies um. Am Morgen des 16. Oktober 1793 griff Jourdan in starker Übermacht Clerfayts linken Flügel an. Bevor seine Verteidigungslinien zusammenbrachen gab Graf von Clerfayt nach einem Verlust von 2.500 Gefallenen und Verwundeten sowie 500 Gefangenen den Befehl zum Abbruch der Schlacht und zum Rückzug über die Sambre. Der Rückzug Clerfayts beendete auch die Belagerung von Maubeuge, welche Prinz Coburg noch am 16. Oktober 1793 abbrechen ließ.

Im Frühjahr 1794 kommandierte Feldzeugmeister Graf von Clerfayt den rechten Flügel (28.000 Mann stark) der k.k. Hauptarmee in Flandern. Hierbei konnte er mehrere Angriffe der französischen Truppen (u.a. Harlebeke am 5. Mai 1794) zurückschlagen, operierte aber in Westflandern gegen Divisionsgeneral Pichegru unglücklich. So wurde er im Gefecht von Courtray (11. Mai 1794) mit einem Verlust von 1.500 Mann an Gefallenen (darunter Feldmarschall-Leutnant Baron von Wenkheim), Verwundeten und Vermissten geschlagen. Nach der Niederlage der k.k. Hauptarmee in der Zweiten Schlacht von Fleurus (26. Juni 1794) und dem Rückzug Prinz Sachsen-Coburgs, konnte auch Clerfayt den Gegner letzten Endes nicht mehr ernsthaft aufhalten. Nach dem Abschied Prinz Coburgs als Oberbefehlshaber der k.k. Hauptarmee, als Folge seiner Niederlage bei Fleurus, rückte Feldzeugmeister Graf von Clerfayt an dessen Stelle vor, und führte die arg angeschlagene kaiserlich-österreichische Hauptarmee nach glänzenden Abwehrkämpfen bei Aspremont, Düren und an der Ruhr, sicher und in größter Ordnung am 2. Oktober 1794 bei Köln über den Rhein zurück.

Am 22. April 1795 wurde Graf von Clerfayt zum Feldmarschall befördert, zum Ritter des Goldenen Vlies erhoben, und erhielt den Oberbefehl über die k.k. Haupt- und Reichsarmee an Mittel- und Niederrhein (92.000 Mann) übertragen. Der Feldzug von 1795 sollte zu Clerfayts wohl brillantestem Feldzug werden, und verhalf ihm zum Ruf eines großen Feldherrn. Die französische Sambre-Maas-Armee unter ihrem Obergeneral Jourdan hatte am 6. September 1795 bei Düsseldorf und Uerdingen, ohne Rücksicht auf die preußische Demarkationslinie, den Niederrhein überquert. Jourdan zwang Düsseldorf, welches damals noch kurpfälzisch war, durch eine Division unter Lefebvre am 21. September zur Übergabe, und stieß inzwischen mit 70.000 Mann bis an die Lahn vor, wo er bei Dietz und Limburg am 19. September 1795 den österreichische Vorhuten unter Feldzeugmeister Graf von Wartensleben ein siegreiches Gefecht liefert. Ebenfalls am 19. September 1795, überquerte die französische Rhein-Mosel-Armee unter ihrem Obergeneral Pichegru bei Mannheim den Rhein, dessen Tore ihm durch den pfälzischen Minister Graf Oberndorff geöffnet wurden, weil dieser die politischen Pläne des französischen Feldherrn im Interesse der Verbündeten hierdurch zu unterstützen glaubte. Der anfänglich gefährlich erscheinende französische Zangenangriff Jourdans und Pichegrus wurde durch das tatkräftige Zusammenwirken der beiden k.k. Armeen Graf von Clerfayts und Graf von Wurmsers, welch letzterem auch die Truppen der süddeutschen Reichsstände unterstanden, siegreich zurückgewiesen. Wurmsers Unterführer, Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Quosdanovich trieb Pichegru am 29. September von Heidelberg zurück, Clerfayt stoppte Jourdan bei Aschaffenburg und Offenbach, und zwang ihn nach den siegreichen Gefechten bei Höchst (11.-12. Oktober 1795) und Niederhausen (13. Oktober 1795), mit seinen Truppen, die zum Teil von den Bauern im Taunus arg mitgenommen worden waren, den Rückzug über den Niederrhein anzutreten. Kurz darauf eilte er nach der belagerten Festung Mainz, welches von insgesamt fünf französischen Divisionen (33.000 Mann) unter Divisionsgeneral Schaal eingeschlossen war. Allerdings stand die Verbindung nach dem rechten Rheinufer wieder offen, nachdem der kaiserliche Gouverneur von Mainz, Generalmajor Andreas Freiherr von Neu (1734-1803) am 3. Oktober 1795 ein siegreicher Ausfall gelang, und die Franzosen aus Main-Bischofsheim und Ginsheim vertrieb. In der Nacht des 28. Oktobers führte Graf von Clerfayt einen Teil seines Heeres über die offene Rheinbrücke nach Mainz, und unternahm am 29. Oktober 1795 vereint mit der Garnison, in allem 27.000 Mann, einen großen Ausfall. Er erstürmte die für uneinnehmbar gehaltenen feindlichen Verschanzungen und trieb den Feind über Ingelheim gegen Bingen und über Oppenheim bis Alzey zurück! Unter einem Eigenverlust von 1.400 Gefallenen und Verwundeten sowie 200 Gefangene fügte er dem französischen Gegner einen Verlust von 3.000 Gefallenen und Verwundeten, 1.800 Gefangenen worunter 2 Generäle und 151 Offiziere sowie 138 Geschütze zu! Der November 1795 verging unter den vielen Gefechten, welche die k.k. Haupt- und Reichsarmee und das nun mit derselben vereinigte Korps des Feldmarschall-Leutnants Graf Baillet de Latour von der k.k. Oberrhein-Armee, unter persönlicher Führung von Feldmarschall Graf von Clerfayt, gegen die Hauptmacht Pichegrus und Jourdan am Rhein, an der Selz, Nahe, Pfrimm, dem Frankenthaler Bach, Rehbach, Speyer-Bach, bis an die Queich bestanden. Besonders erwähnenswert verdienen hier die Niederlagen Pichegrus an der Pfrimm (10. November 1795), jene Jourdans an der Nahe (11. November 1795), Pichegrus bei Frankenthal (12. November 1795), Türkheim an der Hardt (13. November 1795) sowie am Fuchsbach und Isenach-Fluss (14. November 1795), worauf sich dieser Obergeneral hinter den Speyer-Bach und am 17. November hinter die Queich in eine feste Stellung zurückzog. Allein die französische Rhein-Mosel-Armee hatte in den Gefechten vom 10. bis 17. November 1795 gegen 8.000 Mann, 22 Geschütze und 100 Munitionswagen verloren!

Auf einen Winterfeldzug nicht eingerichtet, schloss Clerfayt mit dem französischen Gegner am 21. Dezember 1795 einen Waffenstillstand, und kehrte daraufhin nach Wien zurück. Wegen Zwistigkeiten mit dem intriganten österreichischen Außenminister Baron von Thugut betreffend des Waffenstillstandes, durch seinen Kollegen und persönlichen Rivalen den Oberbefehlshaber der k.k. Oberrhein-Armee, Feldmarschall Graf von Wurmser angeschwärzt und zufolge des Tadels, viel zu wenig rasche Initiative ergriffen und gezeigt zu haben, erhielt Clerfayt den für das kommende Feldzugsjahr 1796 Oberbefehl über sein siegreiches Heer nicht wieder. Clerfayt trat daraufhin in den Hofkriegsrat in Wien ein. Doch Großes zu vollbringen blieb ihm hier vergönnt. Feldmarschall Graf von Clerfayt, an den Höfen der verbündeten europäischen Monarchien für seinen Feldzug von 1795 als großer Heerführer gefeiert, verstarb am 28. Juli 1798 in Wien. Die kaiserliche Hauptstadt ehrte ihn durch ein würdiges Denkmal.

Clerfayt war ein ausgezeichneter Feldherr und vor allem vortrefflicher Mensch! In der Armee selbst nannte man ihn respektvoll und ehrend den „Soldatenvater“. Tatsächlich schlug Clerfayt auch jedes Heiratsangebot aus; „Hab ich denn nicht eine genug große Familie? Meine Soldaten sind sie nicht alle meine Kinder?“ Bei seinen untergebenen Soldaten und Offizieren als Vorgesetzter und Truppenführer sehr beliebt, war Clerfayt persönlich ein stets tapferer und gewandter Soldat. Auf dem Schlachtfeld von unerschütterlichem Mut, setzte er sich oft persönlich Gefahren aus, um seine Truppen zu schonen. Die Spitäler überwachte Clerfayt sorgfältig und war darauf bedacht, daß es den kranken und verwundeten Soldaten an nichts mangelte. Gewöhnlich sehr schlicht in seiner Kleidung, machte er doch stets davon eine Ausnahme, wenn es gegen den Feind ging. Dann zeigte er sich in glänzender Uniform und mit all seinen Orden: „Der Tag der Schlacht“ sagte Clerfayt einmal „ist des Kriegers Ehrentag!“. In der Periode der französischen Revolutionskriege (1792-1801) erfocht Graf von Clerfayt mit Ausnahme von Erzherzog Karl, mehr Erfolge gegen die französischen Truppen als irgend ein anderer österreichischer Kommandeur!