Feldmarschall Erzherzog Ferdinand Karl von Habsburg-Este

Erzherzog FerdinandFerdinand Karl Erzherzog von Habsburg-Este wurde am 25. April 1781 in Mailand geboren. Er war der Sohn des Erzherzogs Ferdinand Karl Anton (1754-1806) und Maria Beatrix von Modena, welche durch ihre Heirat 1771 das Haus Habsburg-Este gegründet hatten. Ferdinands Vater war übrigens ein Sohn der berühmten Kaiserin Maria Theresia (1717-1780) und von 1780-1796 Statthalter der Lombardei. Im Jahr 1794 zum Inhaber des Husaren-Regiments (1798 umbenannt in Husaren-Regiment Nr. 3 „Erzherzog Ferdinand d´Este“) ernannt, welches er bis zu seinem Tode 1850 führte.

Zu Beginn des Zweiten Koalitionskrieges wurde der junge Erzherzog Ferdinand im März 1799 dem Hauptquartier der k.k. Hauptarmee in Schwaben unter seinem Cousin Erzherzog Karl zugeteilt, und nahm unter diesem an den siegreichen Schlachten von Ostrach (21. März 1799), Stockach (25. März 1799) und der Ersten Schlacht bei Zürich (4. Juni 1799) teil. Im Frühjahr 1800 Feldmarschall-Leutnant und Divisionskommandeur in der k.k. Hauptarmee in Schwaben unter Feldzeugmeister Kray, focht Erzherzog Ferdinand mit seinen Truppen an den unglücklichen Schlachten des Frühjahrs-Feldzuges bei Engen (3. Mai 1800), Messkirch (5. Mai 1800) und Biberach (9. Mai 1800). Nach Krays Rückzug auf die Festung Ulm focht Erzherzog Ferdinand in dieser Region mit wechselndem Waffenglück. Im Gefecht bei Erbach (15. Mai 1800) kommandierte er die zweite Angriffskolonne Krays mit 5 Bataillonen und 14 Eskadronen. Im Kampf gegen die französische Division Legrand war er an diesem Tag der einzig erfolgreich fechtende österreichische General. Er überfiel Legrand und warf in aus Erbach sowie Pfrauenstetten in Unordnung nach Dischingen zurück. Leider wurde der Erzherzog in diesem Gefecht von den anderen kaiserlichen Angriffskolonnen (Sztáray und Lindenau) nicht unterstützt, und der Erfolg konnte so nicht ausgenutzt werden. In dem Gefecht von Erolzheim (5. Juni 1800) war Erzherzog Ferdinand, diesmal eine Hauptkolonne (23 Bataillone und 26 Eskadronen) befehligend nicht sehr vom Waffenglück begünstigt. Nach der Ablösung Krays im 1800 und der Kommandoübernahme der k.k. Hauptarmee durch seinen erst 18jährigen Cousin und Bruder des Kaisers Erzherzog Johann erhielt Erzherzog Ferdinand im Winterfeldzug von 1800 das Kommando einer Division (6 Bataillone und 12 Eskadronen, zusammen 8.250 Mann) im rechten Flügelkorps unter Feldmarschall-Leutnant Kienmayer. In der für Österreich katastrophalen Waldschlacht von Hohenlinden (3. Dezember 1800) stand Erzherzog Ferdinand seinem alten Gegner von Ulm, der Division Legrad bei Harthofen und Reithofen gegenüber. Auch während der Rückzugsgefechte entlang der Saalach vor Salzburgs Toren (12.-14. Dezember 1800) kommandierte Erzherzog Ferdinand seine Division. Für seine auf dem Schlachtfeld erwiesene Tapferkeit und Umsicht als Truppenführer wurde er bei der 66. Promotion vom 18. August 1801 mit dem Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet.

Am 1. September 1805 zum General der Kavallerie befördert, wurde der damals erst 24jährige Erzherzog Ferdinand trotz seines jungen Alters bei Beginn des Dritten Koalitionskrieges zum nominellen Oberbefehlshaber der k.k. Hauptarmee in Deutschland (etwa 72.000 Mann stark). Allerdings unterstand er im Kriegsfall – gegen seinen Willen – aber auf kaiserlichen Befehl von Franz II. dem Generalquartiermeister der Armee, dem arroganten Feldmarschall-Leutnant von Mack. Nach den laufenden Niederlagen der österreichischen Truppen um Ulm und Macks starrsinnige Haltung und Überzeugung, dass Napoleon auf dem Rückzug nach Frankreich wäre (dies trotz bereits der Geschützdonner der verlorengehenden Schlacht von Elchingen am 14. Oktober 1805 nach Ulm herüberhallte!), baten Erzherzog Ferdinand und Feldmarschall-Leutnant Fürst von Schwarzenberg vergeblich, Mack zur rechtzeitigen Räumung von Ulm und zum schnellen Rückzug der Armee nach Österreich zu bewegen. Erzherzog Ferdinand, welcher die Umklammerung Ulms durch die siegreiche französische Armee voraussah, sah nun kein anderes Mittel mehr, dem bevorstehenden Verderben zu entgehen, als die Flucht! Noch am Abend des 14. Oktober 1805 verließ Erzherzog Ferdinand Ulm. Er wurde von Feldmarschall-Leutnant Fürst von Schwarzenberg mit 12 Eskadronen begleitet. Der einzige noch mögliche offene Fluchtweg führte über Dornstadt nach Geislingen an der Steige. Am 15. ritten sie über Geislingen an der Steige, Heidenheim und Aalen nach Nördlingen, um sich dort mit dem am 13. Oktober 1805 von Ulm ausmarschierten Armeekorps des Feldmarschall-Leutnants Werneck zu vereinigen. Doch durch die laufende französische Verfolgung unter Marschall Murat, dem schlechten Wetter, verbunden mit den entsprechenden Wegeverhältnissen war das Korps Werneck am 17. Oktober nicht mehr kampffähig, und mußte sich der französischen Kavallerie Murats ergeben. Noch vor der Kapitulation Wernecks hatte Erzherzog Ferdinand seinen Weg über Wallersten nach Öttingen eingeschlagen, welches er in der Nacht zum 18. Oktober 1805 erreichte. In Öttingen hatten sich ihm kümmerliche Reste des Korps Werneck unter Führung von Feldmarschall-Leutnant Prinz von Hohenzollern angeschlossen, die der Kapitulation entgangen waren, angeschlossen. Von Öttingen aus, sandte er an Kaiser Franz II. einen Bericht, in welchem er sein Verlassen Ulms rechtfertigte. Durch die hartnäckige französische Verfolgung von der Donau nach Böhmen abgedrängt erreichte der Erzherzog mit seinen restlichen vollständig erschöpften Truppen über Nördlingen, Nürnberg, Kreussen, Bayreuth und Weissenstadt am Nachmittag des 22. Oktober 1805 die böhmische Stadt Eger (heute: Cheb/Tschechien). Kurz vor der Entscheidungsschlacht von Austerlitz wurde Erzherzog Ferdinand, nachdem er im Raum Pilsen (heute: Plzen/Tschechien) ein Korps von 10.000 Mann zusammengezogen (14 Bataillone und 18 Eskadronen) hatte, aufgefordert, zu der beabsichtigten Hauptschlacht unmittelbar beizutrage, und gegen die ihm gegenüberstehenden feindlichen Truppen vorzugehen. Am 29. November erhielt der Erzherzog die Nachricht vom Aufbruch der verbündeten russisch-österreichischen Hauptarmee aus ihrem Lager von Olschan und setzte sich selbst von Czaslau am 30. November gegen Deutschbrod in Marsch. Die dort unter dem Oberbefehl des französischen Marschalls Bernadotte stehende bayerische Division Wrede (10 Bataillone, 12 Eskadronen), wahrscheinlich die Stärke des anrückenden Erzherzogs völlig überschätzend, räumte noch am 30. November Deutschbrod (heute: Nemecky Brod/Tschechien) und zog sich nach Iglau (heute: Jihlawa/Tschechien) zurück. Erzherzog Ferdinand setzte dem sich zurückziehenden bayerischen Gegner nach, und schlug ihn am 2. Dezember 1805 bei Wonau (5 Km südlich von Deutschbrod) und am 5. Dezember 1805 bei Stecken (10 Km südlich von Deutschbrod). Dieser kleine österreichische Waffenerfolg konnte die in der Niederlage des verbündeten russisch-österreichisches Heeres bei Austerlitz (2. Dezember 1805) erfochtenen Resultate in nichts mehr verändern. Schon war am 6. Dezember im Schloß von Austerlitz ein Waffenstillstand abgeschlossen worden, durch welchen Napoleon als der Sieger anerkannt worden war. Nach dem Friedensschluss von Preßburg am (heute: Bratislava/Tschechei) wurde Erzherzog Ferdinand zum Generalkommandeur von Böhmen, Mähren und Ungarn ernannt.

Bei Ausbruch des Krieges von 1809 erhielt General der Kavallerie Erzherzog Ferdinand das Kommando über das VII. Armeekorps (ca. 35.000 Mann stark) welches sich im Raum von Krakau (heute: Krakow/Polen) sammelte. Seine Aufgabe bestand darin, die polnische Armee im Großherzogtum Warschau ausfindig und rasch unschädlich zu machen, um sobald als möglich mit dem VII. Armeekorps an der Elbe aufzutreten zu könne. Im schlimmsten Fall hatte er Galizien, Mähren und die wichtigen Karpathenpässe zu decken. Erzherzog Ferdinand d´Este marschierte am 15. April 1809 mit seinem kleinen Heer im Großherzogtum Warschau ein, und traf am 19. April 1809 etwa 9 Kilometer südwestlich von Warschau am Fluß Utrata bei Raszyn (heute: Pruszkow) auf das polnische Heer (ca. 14.000 Mann mit 28 Geschützen) unter Fürst Josef Anton Poniatowsky. Der Sieg Erzherzog Ferdinands wurde letztendlich durch die schlachterprobte österreichische Kavallerie (Kürassier-Regimenter Nr. 5 „Sommariva“ und Nr.7 „Lothringen“) entschieden. Die Niederlage bei Raszyn machte Warschau für das polnische Heer unhaltbar, und somit handelte Fürst Poniatowsky mit Erzherzog Ferdinand d´Este die Übergabe seiner Hauptstadt aus. Nachdem sie Warschau evakuiert hatten, zogen sich die polnischen Truppen nach Osten zurück. Übrigens blieben aber einige wichtige Festungen im Großherzogtum Warschau in den Händen des polnischen Heeres. Nach der Einnahme Warschaus am 21. April 1809 stieß Erzherzog Ferdinand d´Este unterdessen mit seinen Truppen nordwärts gegen die Festung Thorn (heute: Torun/Polen) vor, wurde aber am 15. Mai 1809 unter deren Mauern zurückgeschlagen. Zur gleichen Zeit hatte sich Fürst Poniatowsky zur Gegenoffensive entschieden! Er marschierte mit seinem Heer in Österreichisch-Galizien ein, eroberte am 14. Mai 1809 Lublin und am 18. Mai 1809 Sandomierz. Bereits am 20. Mai 1809 fiel das wichtige Zamosc in Poniatowskys Hände, und am 31. Mai sogar Lemberg (heute: Lviv/Ukraine)! Die so sorgfältig vom kaiserlichen Wiener Hof geplante Diversion Erzherzog Ferdinands im Großherzogtum Warschau entwickelte sich zum Desaster! Nicht genug dass Fürst Poniatowsky in Galizien einen Aufstand gegen die Österreicher anstachelte, denn Russland unter Zar Alexander I. hatte dem Kaiserreich Österreich am 5. Mai 1809 den Krieg erklärt! Erzherzog Ferdinand d´Este vor Thorn stehend, alarmiert durch die besorgniserregende Nachrichten, begriff die Notwendigkeit eines schnellen Rückzuges, um nicht von Poniatowsky von seiner über Warschau nach Krakau gehenden Kommunikationslinie abgeschnitten zu werden. Am 2. Juni 1809 gab Erzherzog Ferdinand Warschau auf und zog sich südwärts Richtung Galizien zurück. Auf seinem Rückzugsweg erstürmte der Erzherzog am 18. Juni 1809 Sandomierz nach einem mörderischen Gefecht. Leider war es ihm aber nicht möglich das durch zahlreiche galizische Partisanen verstärkte polnische Heer Poniatowskys zur Schlacht zu stellen. Ferdinand entschied sich nun auf Krakau zurückzugehen, auf dem Weg dorthin alle kriegswichtigen Objekte zu zerstören und dann die Vereinigung mit der Hauptarmee unter dem Oberbefehl seines Cousins Erzherzog Karl, für die bevorstehende Entscheidungsschlacht zu suchen. Doch er traf nicht mehr rechtzeitig mit diesem zusammen. Bereits am 5. und 6. Juli 1809 wurde Erzherzog Karl bei Wagram von Napoleon besiegt, und nach der unentschiedenen Schlacht von Znaim (heute: Znojmo/Tschechien) am 11. Juli ein allgemeiner Waffenstillstand unterzeichnet, welcher die Kämpfe beendete.

Nach dem Krieg von 1809 trat Erzherzog Ferdinand d´Este erst während des kurzen Feldzuges von 1815 als Feldkommandeur wieder in Erscheinung. Im Juni 1815 kommandierte er in der Oberrhein-Armee der Verbündeten unter Feldmarschall Fürst Schwarzenberg das österreichische Reservekorps mit insgesamt fünf Divisionen.

Nach Napoleons endgültigem Sturz bekleidete Erzherzog Ferdinand d´Este von 1816 bis 1830 das Generalkommando in Ungarn, und war danach von 1832 bis 1846 als Generalgouverneur von Galizien tätig. Er verstarb am 5. November 1850 inzwischen längst zum Feldmarschall befördert auf Schloss Ebenzweier bei Gmunden in Oberösterreich.

Erzherzog Ferdinand d´ Este war ein ausgezeichneter Soldat und Truppenführer, persönlich sehr tatkräftig und umsichtig und in der Lage selbständige Kommandos zu führen, was er in den Feldzügen von 1805 und 1809 unter Beweis gestellt hatte. Denn ihm selbst ist persönlich keine Schuld am verlorengegangen Feldzug im Großherzogtum Warschau von 1809 zuzuschreiben, da er ja durch Poniatowskys Gegenoffensive nach Galizien und den dortigen Aufständen zum Rückzug gezwungen wurde, wollte er nicht seine Kommunikationslinien aufgeben. Übrigens bleibt zu erwähnen, dass die Gefechte die Erzherzog Ferdinand d´Este persönlich leitete (siehe z.B. Erbach, Stecken, Raszyn und Sandomierz) stets siegreich endeten!