General der Kavallerie Freiherr von Kienmayer

KienmayerMichael Kienmayer wurde am 17. Januar 1755 in Wien geboren. Im Alter von 19 Jahren trat Kienmayer am 1. Oktober 1774 als Kadett in das kaiserlich-österreichische Infanterie-Regiment Nr. 26 „Puebla de Portugalo“ ein. Im März 1775 bereits schon Leutnant im Dragoner-Regiment Nr. 8 „Jung-Modena“ und im Januar 1778 zweiter Rittmeister im Husaren-Regiment Nr. 35 Vinzenz Freiherr von Barcó“ (erhielt 1798 als Husaren-Regiment die Nr. 10) nahm er in diesem Rang am Bayerischen Erbfolgekrieges (1778/79) gegen Preußen teil. Während dieses Krieges nahm Kienmayer am Streifzug Graf von Wurmsers gegen die preußische Grafschaft Glatz in Schlesien teil, zeichnete sich am 18. Januar 1779 bei der Eroberung des Blockhauses von Ober-Schwedeldorf aus, und wurde noch auf dem Schlachtfeld zum Rittmeister befördert.

Schließlich fand Kienmayer in dem im Jahr 1787 gegen das Osmanische Reich ausgebrochenen Krieg (1787-1792) die erwünschte Gelegenheit, seine Tapferkeit und sein militärisches Talent unter Beweis zu stellen! Hierzu boten sich Kienmayer gleich mehrere Gelegenheiten. Als eine türkisch Streitmacht in Stärke von etwa 2.000 Mann aus der Festung Chotym am Dnjestr (heute: Chocim/Polen) ausrückte und am 24. April 1788 den schwachen österreichischen Vorposten am Pass von Rohatyn (heute: Rogatin/Ukraine) wie auch die Verschanzung auf der Bergkuppe bei Pojana Losi umschloss und angriff, geriet die dortige knapp 40 Mann zählende österreichische Besatzung in Gefahr von der türkischen Übermacht niedergemetzelt zu werden! Da erschien Rittmeister Kienmayer, welcher soeben mit einem Offizier, einem Unteroffizier und zwölf Barcó-Husaren von einem Kundschaftsritt zurückgekehrt war. Er sammelte das zerstreute kleine Häuflein der Österreicher, und konnte sie und seinen Reitertrupp zu einer solchen Art von Widerstand begeistern, dass sie gemeinsam fechtend den überlegenen türkischen Gegner mehrere Male zurückgeworfen konnten. Letztlich mußte die kleine Schar der zahlenmäßig erdrückenden Übermacht weichen und Kienmayer befahl den Rückzug. Mit wiederholten Attacken seiner kleinen Husarentruppe deckte er die Rückwärtsbewegung der österreichischen Infanteristen und führte sie glücklich zu der aus zwei Kompanien des Infanterie-Regiments Nr. 12 „Khevenhüller-Metsch“ bestehenden Haupttruppe zurück. Auch während der erfolgreichen Belagerung der Festung Chotym am Dnjestr unter der Leitung des Generals der Kavallerie Friedrich Josias von Sachsen-Coburg-Saalfeld siegte Kienmayer mit seiner Reitertruppe in einigen hitzigen Scharmützeln und vereitelte stets die Absicht der türkischen Soldaten, auf dem linken Dnjestr-Ufer Lebensmittel für die belagerte Festung einzutreiben. Im November 1788 wurde Kienmayer schließlich in Anerkennung der geleisteten vorzüglichen Dienste zum Major befördert. Als die verbündete österreichisch-russische Armee im Juli 1789 zur Schlacht bei Focsani (21. Juli 1789) vorstieß, erwarb sich Kienmayer am 31. Juli in einem Gefecht mit türkischen Truppen durch Eroberung ihres Lagers und durch Verfolgung derselben bis über den Fluss Putna, neue Lorbeeren, und rückte zum Oberstleutnant vor. Auch in den siegreichen Schlachten am Rimnik (22. September 1789) und bei Martinesti (23. September 1789) trug Kienmayer durch heldenmütiges Beispiel wesentlich zum Sieg bei, und wurde durch General der Kavallerie Prinz Sachsen-Coburg-Saalfeld mit der Relation der siegreichen Schlacht an Kaiser Joseph II. (1741-1790) nach Wien abgesandt, welcher ihn mit einem kostbaren Ring beschenkte.

Am 26. Oktober 1789 wieder bei der kaiserlich-österreichischen Armee in Rumänien zurückgekehrt, führte Kienmayer beim Vorstoß in die Walachei die Avantgarde und besetzte am 9. November 1789 die Hauptstadt Bukarest, welche von den türkischen Truppen ohne Kampf geräumt wurde. Um das um die Festung Giurgewo (heute: Giurgiu/Rumänien) gelegene Land zu erkunden,  wurde Kienmayer am 12. November 1789 mit 300 Husaren, 500 Arnauten und 2 Geschützen von Kalagureny dahin abgesandt. Unterwegs erfuhr Kienmayer, dass der Befehlshaber der Festung von Giurgewo, Jussuf Pascha, sich in dem nur eine Meile von der Festung entfernten Dorf Onyak aufhielt, um Lebensmittel einzutreiben. Kienmayer fasste sogleich den kühnen Entschluss den türkischen Kommandeur auszuheben, welcher nach genauster Planung bei eintretender Dämmerung mit glänzendem Erfolg ausgeführt wurde! Jussuf Pascha nebst einigen türkischen Soldaten wurde kriegsgefangen und 2.000 Stück Schlachtvieh und Pferde erbeutet. Der Lohn für seine tapferen Taten in zwei Feldzügen war seine im November erfolgte Beförderung zum Oberst und Kommandeur des Chevauxlégers-Regiments Nr. 19 „Levenehr“ (1798 wurde es zu den Dragonern übersetzt und erhielt als solches die Nr. 14. Im Jahr 1802 aber die Nr. 4) sowie die Verleihung des Maria-Theresien-Ordens am 21. Dezember 1789 (19. Promotion). Selbst der legendäre russische Feldmarschall Alexander Wassiljewitsch Suworow (1729-1800), oftmals Zeuge von Kienmayers Heldenmut, bewies ihm durch mehrere Briefe seine hohe Achtung und Teilnahme an den ihm gewordenen Auszeichnungen.

Nach Ausbruch des Ersten Koalitonskrieges im April 1792 wurde Kienmayer im Oktober 1793 als Kommandeur zum Husaren-Regiment Nr. 35 „Barcó“ versetzt, in dessen Reihen er durch seine Heldentaten in der österreichischen Kriegsgeschichte unvergesslich wurde.  Feldmarschall Friedrich Josias Prinz von Sachsen-Coburg-Saalfeld, seit Frühjahr 1793 Oberbefehlshaber der k.k. Hauptarmee in den österreichischen Niederlanden (Belgien), welcher ja Kienmayer im Krieg gegen das Osmanische Reich kennen- wie auch schätzen gelernt hatte, suchte höchstpersönlich um dessen Übersetzung an. Im Feldzug von 1794 war Kienmayer mit seinen Barcó-Husaren beim Armeekorps des Feldzeugmeister Graf von Kaunitz-Rietberg eingeteilt. Hier auf dem Kriegsschauplatz von Nordfrankreich konnte er sich als Kommandeur der Avantgarde zuerst im Gefecht bei Solre le Cháteau (23. April 1794), und kurz darauf im Gefecht von Rouvroy (13. Mai 1794) rühmlichst auszeichnen, als er mit nur 6 Eskadronen Barcó-Husaren in einer tollkühnen Reiterattacke eine etwa 600 Mann starke französische Kolonne zum schleunigen Rückzug über die Sambre bewog! Am 28. April 1794 erfolgte Kienmayers Beförderung zum Generalmajor. Als Kommandeur eines Teils der Vorpostenkette der k.k. Hauptarmee am Niederrhein leistete Kienmayer sowohl in diesem wie auch in den folgenden Feldzügen am Rhein und in Deutschland 1795/1796 die wichtigsten Dienste. Insbesondere hierbei z.B. im Gefecht bei Sulzbach-Rosenfeld (17. August 1796) in welchem er sich durch wiederholt kräftig ausführende Reiterattacken auszeichnete. Übrigens war auch seine Tat vom 4. September 1796 bemerkenswert, als Kienmayer mit dem Husaren-Regiment Nr. 2 „Kaiser“ (nach der Reform von 1798 erhielt es als Husaren-Regiment die Nr. 1) ein großes Magazin der französischen Sambre-Maas-Armee in Wertheim, und bei Freudenberg am Main 10 gegnerische Schiffe welche mit 60 Geschützen und 340 Pulverfässern beladen waren, erbeutete!

Im Zweiten Koalitionskrieg in der k.k. Hauptarmee Erzherzog Karls in Schwaben angestellt, kommandierte Kienmayer eine Kavallerie-Brigade (8 Eskadronen seiner alten Barcó-Husaren, nun seit 1798 als Husaren-Regiments Nr. 10 „Mészáros“) und nahm mit dieser mit Auszeichnung an den siegreichen Schlachten von Ostrach (21. März 1799) und Stockach (25. März 1799) teil. Nach dem Einmarsch Erzherzog Karls in der Schweiz, wurden die Kienmayer unterstellten leichten Truppen (2 ½ Bataillone und 8 Eskadronen) der österreichischen Avantgarde, welche vor dem Fluß Thur am Brückenkopf von Andelfingen (nördlich von Winterthur) aufgestellt waren, und in ihrer Front die Dörfer Buch am Irchel, Hünikon, Hettlingen und Henggart besetzt hielten am 25. Mai 1799 von den sechsfach überlegenen französischen Truppen der Division Ney und der Brigade Paillard heftig angegriffen. Dieser Tag wurde Kienmayer denkwürdigstes Gefecht. Paillard welcher einen Scheinangriff über Hettlingen auf Buch am Irchel befohlen hatte, wollte mit den Hauptkräften seiner Brigade über Flaach nach Andelfingen vorstoßen, um Kienmayer in Andelfingen in die Flanke zu fallen und ihm den Rückzug zur Hauptmacht Erzherzog Karls abschneiden. Doch die österreichische Aufklärung bemerkte rechtzeitig die Bewegung des Gegners längs der Thur, und Kienmayer befahl sogleich allen seinen Truppen den Rückzug über die Thur durch den Brückenkopf von Andelfingen. Die Slawonischen Grenzhusaren unter dem Generalmajor Piaczeck hatte diese Bewegung zu decken. Aber die Grenzhusaren warteten nicht lange genug, und so entstand an der Thurbrücke ein unvorstellbares Gedränge. In dieses Durcheinander stießen die Vorausabteilungen von Paillard und auch von Ney, welcher die österreichische Vorpostenkette an der Thur durchbrochen hatte. Viele österreichische Soldaten konnten sich nur noch durch die Thur in Sicherheit bringen. Andere verteidigten sich im Häuserkampf oder drängten zur Brücke. Der ungleiche Kampf war trotz der zahlenmäßigen Unterlegenheit der Österreicher sehr heftig. Kienmayer und Piaczeck waren schon von den Franzosen umzingelt, konnten aber durch ihre Husaren herausgehauen werden. Kienmayer erreichte durch einen kühnen Sprung in die Thur (sogenannter „Kienmayersprung“ das rettende gegenüberliegende Ufer. Generalmajor Piaczeck hatte 10 Hiebwunden und musste über die Brücke gerettet werden. Er starb wenig später am 12. Juni 1799 in Schaffhausen. Am 4. September 1799 zum Feldmarschall-Leutnant befördert, erhielt Freiherr von Kienmayer ein Divisionskommando bei der k.k. Hauptarmee in Süddeutschland.

Im Frühjahrsfeldzug von 1800 hatte seine Division (8.843 Mann und 3.289 Pferde) die Weisung erhalten, das bei Kehl stehenden französische linke Flügelkorps (Divisionsgeneral Saint-Suzanne) der Rhein-Armee Moreaus zu beobachten, währen sich die österreichische Hauptarmee sich noch in den rückwärtigen Kantonierungen befand. Am 25. April 1800 vom französischen linken Flügelkorps unter Divisionsgeneral Saint-Suzanne mit 16.000 Mann angegriffen, hatte Kienmayer den Befehl einem überlegenen Feind langsam zu weichen und sich keiner Niederlage auszusetzen. Daher zog er sich unter fortdauerndem Gefecht aus seiner ausgedehnten Stellung am Oberrhein bis auf die Anhöhen des Dorfes Bühl zurück, wo er durch den hartnäckigsten Widerstand die französischen Truppen Saint-Suzannes nötigte, nach einem zwölfstündigem Gefecht sich endlich gegen Offenburg zurückzuziehen. Mit seinem immerhin verhältnismäßig geringen Eigenverlust von 281 Mann verschaffte Kienmayer hierdurch seinem Oberbefehlshaber Feldzeugmeister von Kray die notwendige Zeit, um die Masse der k.k. Hauptarmee im Lager von Donaueschingen zu sammeln, und den bedrohten Korps Unterstützung zuzusenden. An den weiteren Ereignissen des Frühjahrsfeldzuges von 1800 nahm Freiherr von Kienmayer mit gewohnter Umsicht und Tapferkeit teil. Unter anderem focht er mit seinen Truppen in der Zweiten Schlacht von Biberach (9. Mai 1800). Während des Winterfeldzuges von 1800 erhielt Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Kienmayer den Befehl über den rechten Flügel (21 Bataillone und 24 Eskadronen, insgesamt 16.200 Mann) der k.k. Hauptarmee unter Erzherzog Johann und nahm mit seinen Truppen an der Schlacht von Hohenlinden (3. Dezember 1800) sowie an den teilweise siegreichen Rückzugsgefechten entlang der Saalach bei Salzburg (12.-14. Dezember 1800) teil.

Nach dem Frieden von Lunéville erhielt er das Militärkommando von Troppau (heute: Opava/ Tschechien) und wurde im Januar 1802 nach dem Tod des Grafen von Nauendorf zum Inhaber des nun vakanten Husaren-Regiments Nr. 8 (das ehemalige von 1775-1798 berühmten Husaren-Regiment Nr. 30 „Graf von Wurmser“) ernannt. Im Dritten Koalitionskrieg von 1805 kommandierte Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Kienmayer am Lech ein selbständig operierendes Korps von 6.200 Mann. In der Schlacht von Austerlitz (2. Dezember 1800) kommandierte Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Kienmayer die Avantgardedivision (5 Bataillone, 2 Pionierkompanien und 32 Eskadronen, insgesamt 6.800 Mann mit 12 Geschützen) von Buxhöwdens Armeekorps auf dem linken Flügel der verbündeten russisch-österreichischen Armee. Nach Abschluss des Pressburger Friedens zum Divisionär in Olmütz ernannt. Danach nach Fünfkirchen versetzt, wo er bis Ende 1808 verblieb.

Als 1809 erneut der Krieg mit Frankreich ausbrach, erhielt Freiherr von Kienmayer zu Beginn des Feldzuges in Bayern das Kommando des II. Reservekorps (5 Bataillone, 24 Eskadronen und 20 Geschütze, mit rund 6.700 Mann)in der österreichischen Hauptarmee unter Erzherzog Karl. Danach nahm er mit seinem Verband im Reservekorps des Fürsten Liechtenstein aufgehend an der Schlacht von Aspern-Essling (21.-22. Mai 1809) teil, und wurde in der Relation über diese Schlacht unter den Ausgezeichneten genannt. Am 18. Juni 1809 erhielt er den Oberbefehl über das XI. Armeekorps (ca. 9.800 Mann stark) und sogleich den Auftrag Böhmen zu decken. Zu diesem Zweck war bereits ein Teil der in Böhmen stationierten österreichischen Truppen unter Generalmajor Am Ende in Sachsen eingefallen, hatte Dresden eingenommen und war auf dem Vormarsch gegen Leipzig. Zur gleichen Zeit unternahm ein kleineres österreichisches Korps (4.200 Mann) unter Kommando des Generals Paul von Radivojevich einen Streifzug nach Bayreuth. Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Kienmayer eilte schnell nach Sachsen und traf am 27. Juni 1809 bei Stanchwitz auf den General Am Ende, welcher mit seinen Truppen in vollem Rückzug vor dem westfälischen König Jerome Bonaparte war, welcher Sachsen von den gegnerischen Truppen zu befreien, und danach in Böhmen einzudringen beabsichtigte. Kienmayer nahm Generalmajor Am Endes Truppen in seine Reihen auf und bezog am 28. Juli eine höchst vorteilhafte Stellung auf der Anhöhe zwischen Nossen und dem Celler Wald. Hier schlug er einen Angriff des westfälischen Königs so erfolgreich zurück, dass dessen Vorstoß einstweilen eingestellt werden mußte. Da jedoch zur gleichen Zeit auch von Bamberg aus ein französisches Armeekorps unter dem Divisionsgeneral Junot Böhmen bedrohte, ließ Kienmayer den Generalmajor Am Ende mit einem Teil der Truppen nach Dresden umkehren, während er selbst mit nur 4 Bataillonen und einer Eskadron, unterstützt durch das braunschweigische und hessische Freikorps (zusammen 4.000 Mann) über Chemnitz nach Plauen abmarschierte. Hier erhielt Freiherr von Kienmayer die Nachricht dass Junot von Bamberg im Anmarsch war, und der westfälische König Jerome Bonaparte, durch Kienmayers Bewegung auf Plauen getäuscht, sich damit begnügt hatte, Generalmajor Am Ende wieder aus Dresden zu verdrängen, und nun über Freiburg und Chemnitz nach Zwickau vorstieß, um sich dort mit Junot zu vereinigen und in Böhmen einzufallen! Erfolgte diese Vereinigung des Gegners, war Kienmayer zu schwach um Böhmen vor einer feindlichen Invasion zu schützen. Er beschloss daher sich in Verbindung mit dem Streifkorps von Radivojevich zu setzten, sich dann zwischen den beiden feindlichen Korps zu behaupten, wenn möglich einzeln zu schlagen und somit ihre angestrebte Vereinigung zu verhindern. Kienmayer setzte seinen Marsch am 6. Juli über Hof und Helmbrecht fort und erreichte am Mittag des 8. Juli 1809 bei Gefrees (nordöstlich von Bayreuth) den General Radivojevich, welcher hier in einem hitzigen Gefecht mit Junot stand. Ungeachtet der feindlichen Überlegenheit an Kavallerie und Geschütz ging Kienmayer sogleich zum Angriff über. Nach einem dreistündigem Gefecht warf er Junot zurück, welcher sich in totaler Verwirrung über Bayreuth nach Amberg zurückzog. Kienmayer ließ Junot bis über Bayreuth hinaus verfolgen und diese Stadt durch seine Truppen besetzen. Die Resultate von Kienmayers Sieg bei Gefrees waren neben einigen hundert Gefangenen, der Besitz der Provinz Bayreuth und eines Teils von Franken, welche beiden Landstriche für den Unterhalt der Truppen große Hilfsquellen, boten. Ungehindert konnte sich Kienmayer nun auf den jüngsten Bruder Napoleons, den westfälischen König werfen. Der im Vormarsch befindliche Jerome Bonaparte, welcher von Plauen sich auf dem Marsch nach Hof befand, wurde jedoch durch die Nachricht der Niederlage von Junot bei Gefrees so eingeschüchtert, und zog sich, weil er sich auf seine westfälischen Soldaten wohl nicht so ganz fest verlassen konnte (oder auch wollte?), nach einem unbedeutenden Gefecht in größter Eile über Schleiz und Kahla nach Jena zurück. Die Nachricht von dem in Znaim am 11. Juli 1809 abgeschlossenen Waffenstillstand beendete auch hier alle weiteren Kampfhandlungen. Kienmayer hatte beachtliches geleistet; Er hatte nicht nur mit schwachen Streitkräften Böhmen von den schweren Drangsalen des Krieges bewahrt, sondern auch noch einen Großteil Bayreuths und Sachsen, nebst der Lausitz, der sächsischen Hauptstadt Dresden sowie dem Vogtland in Besitz genommen! Es war dies sein letzter Kampf, in welchem er seinen Säbel stets so oft und erfolgreich geführt hatte. Zur Belohnung seiner Verdienste wurde Kienmayer am 31. Juli 1809 zum General der Kavallerie befördert, und vom Kurfürst von Hessen-Kassel mit dem hessischen Großkreuz des Löwen-Ordens sowie dem hessischen Militär-Verdienst-Orden ausgezeichnet.

Kienmayer war nach dem Frieden von Schönbrunn zum Adlatus des kommandierenden Generals in Ungarn und am 25. Dezember 1809 zum Inspektor der „Cavallerie allda“ ernannt. Im Juni 1813 Interimskommandeur in Galizien, ab Oktober 1814 kommandierender General in Siebenbürgen, wo er im Februar 1816 durch Verleihung der geheimen Ratswürde einen neuen Beweis der Zufriedenheit Kaisers Franz I. mit seiner Dienstleistung erhielt. Im Jahr 1820 wurde Kienmayer gleichfalls kommandierender General für Mähren und Schlesien nach Brünn (heute: Brno/Tschechien) versetzt, wo er am 16. November 1824 sein 50jähriges Dienstjubiläum feiern konnte. Aufgrund seiner schlechten Gesundheit war Kienmayer genötigt am 1. Dezember 1826 in den Pensionsstand zu treten. Bereits am 28. Oktober 1828 starb General der Kavallerie Freiherr von Kienmayer in Wien nach langer und unheilbarer Krankheit. Er war ein tapferer Soldat, umsichtig und als Reiterführer sehr verwegen. Besonders seine Beliebtheit unter den einfachen Soldaten als väterlichen Freund zeichnete ihn aus.