Feldzeugmeister Marquis von Lusignan

Franz Joseph Marquis de Lusignan wurde am 23. Juni 1753 in Jaca in Aragon/Spanien geboren und entstammte einer alten spanischen Familie. Im Alter von 18 Jahren, trat er als Fähnrich in das kaiserlich-österreichische Infanterie-Regiment Nr. 14 „Ferraris“ ein. Zu Beginn des Bayerischen Erbfolgekrieges (1778/79) war Lusignan Hauptmann in dem neu aufgestellten galizischen Freikorps Potocki. Nach dessen Auflösung kehrte Lusignan zu seinem früheren Regiment zurück, trat jedoch 1781 in das Infanterie-Regiment Nr. 41 „Bender“ ein.

Im Januar 1789 wurde er dort zum Major des Regiments befördert. Zu dieser Zeit war er mit dem Regiment in den österreichischen Niederlanden (Belgien) stationiert und kämpfte dort gegen die belgischen Aufständischen. Während dieser Gefechte konnte sich Lusignan besonders am 24. März 1790 vor Rochefort in der Nähe von Lüttich (Liége) auszeichnen. Als die belgischen Aufständischen mit 4.000 Mann in drei Kolonnen an diesem Tag gegen die österreichischen Vorhut vorging, stand Major Lusignan mit seinem Detachment in Humain. Als Lusignan den Vorstoß der belgischen Insurgenten bemerkte, rückte er diesen kurz entschlossen mit seinen ihm unterhabenden 400 Mann entgegen, und warf sie nach einem kurzen Feuergefecht in Unordnung nach Rochefort zurück. Für seine hier geleistete erfolgreiche Waffentat wurde Lusignan bei der 23. Promotion am 19. Dezember 1790 mit dem Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet.

Nach Ausbruch des Ersten Koalitonskrieges nahm Lusignan, inzwischen zum Oberstleutnant befördert, mit seinem Infanterie-Regiment Nr. 41 „Bender“ in der Schlacht von Jemappes am 6. November teil. Nach der Niederlage der Österreicher bei Jemappes im Rückzug begriffen, fiel Lusignan im Gefecht bei Bivier l´Ageau (2. Dezember 1792) mit 200 Mann seines Regiments in französische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner jedoch baldigen Auswechselung zeichnete sich Lusignan während des Feldzuge von 1794 unter anderem bei Merzig aus, welchen Platz er am 6. Mai 1794 gegen den numerisch überlegenen französischen Gegner einen ganzen Tag lang tapfer und erfolgreich verteidigte. Im Juni 1794 wurde er für diese Waffentat zum Oberst befördert und zum Kommandeur des Infanterie-Regiments Nr. 14 „Klebeck“ ernannt. Mit seinem Regiment diente Lusignan im Feldzug von 1795 sodann in der k.k. Oberrhein-Armee unter dem General der Kavallerie Graf von Wurmser und zeichnete sich persönlich in der Eroberung des Hartenberg vor Mainz, der Eroberung von Neckarau bei Mannheim (18. Oktober 1795) sowie der Verteidigung von Edisheim (im Dezember 1795) aus. Im Frühjahr 1797 diente er unter Feldzeugmeister von Alvinczy mit seinem Infanterie-Regiment in Norditalien. In der Schlacht von Rivoli (14.-15. Januar 1797) kommandierte Oberst von Lusignan die erste Angriffskolonne Alvinczys (immerhin 5.000 Mann stark!). Seine Kolonne wurde praktisch vollständig aufgerieben, und nur sehr wenige, darunter Lusignan selbst konnten unter erheblichen Schwierigkeiten der französischen Gefangenschaft entgehen, weil sie über den Gardasee entfliehen konnten!

Zu Beginn des Zweiten Koalitionskrieges zu Beginn des Feldzug von 1799 zum Generalmajor aufgestiegen, zeichnete sich Lusignan persönlich wiederum im Gefecht von Marengo-Torre di Garofoli (16. Mai 1799) aus. Hier von den französischen Massen unter Divisionsgeneral Moreau in Übermacht attackiert, vereinte er sich mit fünf russischen Bataillonen unter Generalmajor Fürst Bagration, welcher in San Giuliano stand und schlug die Franzosen nach einem Verlust von 500 Toten und Verwundeten über die Bormida nach Marengo zurück. Schließlich konnte sich Lusignan auch in der verbissen gelieferten Schlacht von Novi (15. August 1799) hervortun, wo er im Verband des Generals der Kavallerie von Melas fechtend, unter schwerem französischem Geschützfeuer seine Brigade (5 Bataillone) gegen die vor ihm liegenden Höhen des Monte Rotondo führte und erstürmte. Es ist übrigens erwähnenswert dass Lusignan in der Schlacht dreimal verwundet wurde und letzten Endes noch sein Pferd unter sich verlor! Hierbei fiel er jedoch in französische Kriegsgefangenschaft, seine Soldaten das Schicksal ihres Kommandeurs bemerkend stürzten sofort zu seiner Hilfe herbei und konnten ihn erfolgreich befreiten.

Im Januar 1801 wurde Lusignan zum Feldmarschall-Leutnant befördert und wurde im folgenden Jahr Inhaber des Infanterie-Regiments Nr. 16 ernannt. Im Dritten Koalitionskrieg befehligte Feldmarschall-Leutnant Marquis de Lusignan eine Division (17 Bataillone und 6 Eskadronen) im k.k. Korps von Südtirol unter dem Kommando von Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Hiller.

Bei Ausbruch des Krieges von 1809 kommandierte Marquis von Lusignan eine Division im III. Armeekorps (Feldmarschall-Leutnant Prinz von Hohenzollern-Hechingen) in der österreichischen Hauptarmee unter Erzherzog Karl. Gerade im unglücklichen Feldzug in Bayern zeigte Lusignan im Gefecht gegen Marschall Davouts III. französisches Armeekorps bei Teugn-Hausen am 19. April 1809 erneut persönliche Tapferkeit und Talent. Doch er wurde während des Gefechts sehr schwer am Kopf verwundet. Die Wunde war so schwer dass Lusignan nicht mehr für das Feld in Verwendung kam, und so zog er sich noch am 29. Mai 1809 zum Feldzeugmeister befördert, in den Ruhestand zurück.

Feldzeugmeister Marquis von Lusignan konnte übrigens seine Zurückgezogenheit noch lange 23 Jahre genießen und verstarb erst im hohen Alter von 79 Jahren auf seinen Besitzungen in Eiwanowacz in Mähren. Lusignan war ein alter schlachterprobter Haudegen, voller Mut und Tateskraft! Seine Verwundung bei Teugn-Hausen hatte ihn wahrscheinlich daran gehindert, während der kommenden Jahre im Kampf gegen Napoleon noch Großes zu vollbringen.