General der Kavallerie Graf von Merveldt

MerveldtMaximilian Friedrich Freiherr und Reichsgraf von Merveldt wurde am 29. Juni 1764 in Westfalen geboren. Er entstammte einer alten westfälischen im Jahr 1726 in den Reichsgrafenstand erhobenen Familie. Schon im 14. Lebensjahr trat der junge Merveldt in die Militärdienste der kaiserlich-österreichischen Armee, und zog bei Ausbruch des Krieges mit dem Osmanischen Reich im Jahr 1787 als Oberleutnant an die türkische Grenze. Den folgenden Feldzug versah er dann zum Rittmeister befördert, in der Position eines Flügeladjutanten. Feldmarschall Graf von Lacy (1725-1801) ließ den jungen Merveldt für den Generalquartiermeisterstab vormerken, in welchen er auch Anfang 1790, nachdem er dem zweiten Feldzugsverlauf beigewohnt hatte und von seinem Obersten stets zu wichtigen Unternehmungen verwendet worden war, als Major bei der Armee des Feldmarschalls Graf von Laudon (1717-1790) in Mähren befördert und unmittelbar angestellt wurde.

Während der Niederschlagung des belgischen Aufstandes in den österreichischen Niederlanden (Belgien), bei welcher Graf Merveldt aufs neue Tapferkeit und Umsicht bewies, erhielt er im Jahr 1791 die Erlaubnis, durch ein Jahr sein Noviziat im Deutschen Orden in Bonn zu erwerben, bis der hierauf im April 1792 ausgebrochene Erste Koalitionskrieg gegen Frankreich seine militärischen Talente wieder in Anspruch nahm. Als Major und Flügeladjutant des Feldmarschalls Prinz Friedrich Josias von Sachsen-Coburg-Saalfeld trug er äußerst vorzüglich zum Gewinn der Schlacht bei Neerwinden (18. März 1793) bei, woselbst er an der Spitze von zwei Grenadier-Bataillone eine vordringende französische Kolonne zurückwarf. Nach der gewonnenen Schlacht wurde Merveldt mit der Nachricht des Sieges an Kaiser Franz II. nach Wien gesandt, und hierauf zum Oberstleutnant im Generalquartiermeisterstab befördert, und für seinen entschlossenen Angriff in der Schlacht bei Neerwinden bei der 34. Promotion vom 7. Juli 1794 mit dem Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet. Bald darauf erbat sich der Herzog von York den Grafen von Merveldt, nebst einigen weiteren österreichischen Offizieren, und der Graf erwarb sich bei allen Gelegenheiten, wo er besonders in der Schlacht bei Famars (23. Mai 1793) und während der erfolgreichen Belagerung von Valenciennes (25. Mai bis 27. Juli 1793) bei der englisch-hannoveranischen Armee vorzügliche Dienste tat, die Zufriedenheit beider verbündeter Heerführer (dem Herzog von York sowohl auch dem Prinz von Sachsen-Coburg-Saalfeld) in einem sehr hohen Grade! Nicht weniger rühmlich zeichnete er sich bei dem Angriff auf die vor Landrecies aufgestellte französische Armee, und insbesondere in der erfolgreichen Belagerung derselben vom 21.-30. April 1794, wo ihm die Verteidigungsdirektion des rechten Flügels anvertraut war, welche er mit großer Klugheit und Standhaftigkeit leitete. Als Lohn seines einsichtsvollen Benehmens auf dem Schlachtfeld wurde Merveldt zum Oberst befördert. Auch in der Schlacht bei Tournai (22. Mai 1794) erwarb sich Merveldt neue große Verdienste. Seine allerdings durch so große Anstrengungen geschwächte Gesundheit gestattete ihm jedoch nicht länger an den beschwerlichen Diensten dieses Korps teilzunehmen.

Er trat daraufhin als Oberst und Kommandeur des Chevauxlégers-Regiments Nr. 18 „Karaiczay“ über, und leistete im Feldzug von 1796 wiederholt Proben seines großen Mutes und seiner außergewöhnlichen Umsicht. Die siegreiche Schlacht bei Wetzlar (15. Juni 1796) unter Erzherzog Karl so glänzend ausgefochten, entschied Merveldt sicherlich mit seinem Chevauxlégers-Regiment. Im Gefecht bei Uckerath (19. Juni 1796) unter Feldmarschall-Leutnant Kray fechtend, warf Merveldt mit zwei Eskadronen seines Chevauxlégers-Regiments die französische Infanterie über den Haufen und rettete dadurch die gefährdete österreichische Infanterie und Geschütze! Daraufhin noch im Jahr 1796 zum Generalmajor befördert, wurde Merveldt zum Inhaber des Ulanen-Regiments Nr. 1 erhoben.

Im Jahr 1799 wurde Graf Merveldt zum Feldmarschall-Leutnant befördert, und kämpfte in den Schlachten von Ostrach (21. März 1799) und Stockach am 25. März 1799 unter Erzherzog Karl. Nach dem Rückzug Feldzeugmeister Krays auf Ulm Mitte Mai 1800, hatte dieser den Generalmajor Graf von Merveldt mit der Führung eines Detachments, bestehend aus dem 1. Ulanen-Regiment „Graf Merveldt“ und dem 10. Husaren-Regiment „Mészáros“ bestimmt, und ihn am 28. Mai 1800 nach Augsburg entsandt. Wie es scheint konnte sich Graf von Merveldt auch als Kommandeur im „Kleinen Krieg“ bewähren. So gelang es ihm in einem Gefecht am 8. Juni 1800 mit 12 Eskadronen eine von Landsberg am Lech nach Buchloe und Schwabmünchen ziehende französische Kolonne vollständig aufzureiben und ihr einen Verlust von über 1.500 Mann zuzufügen! Für seine Leistungen zum Feldmarschall-Leutnant befördert, nahm Graf von Merveldt während des Winterfeldzuges von 1800 auch an der katastrophalen Schlacht von Hohenlinden am 3. Dezember 1800 teil.

Im Dritten Koalitionskrieg von 1805 kommandierte Graf Merveldt ein Korps, wurde aber von Marschall Davout bei Steyer (4. November 1805) und bei Maria Zell (8. November 1805) vollständig geschlagen. Von 1806 bis 1808 war Graf Merveldt Botschafter in St. Petersburg. Hier heiratete er Maria Theresia geborene Prinzessin von Dietrichstein zu Nikolsburg, geschiedene Gräfin Kinsky von Wchinitz und Tettau (1768-1822).

Von 1808 bis 1813 diente Graf Merveldt als Divisionskommandeur in Galizien und Mähren. Im Juli 1813 wurde er zum General der Kavallerie und Kommandanten der Festung Theresienstadt ernannt. Nur wenige Wochen später erhielt Graf Merveldt das Kommando über das II. Armeekorps der österreichischen Hauptarmee unter Fürst Schwarzenberg. In dieser Funktion nahm er im Oktober 1813 an der Völkerschlacht bei Leipzig (16.-19. Oktober 1813) teil. Im Gefecht bei Dölitz am 16.10.1813 geriet Graf Merveldt (wahrscheinlich aufgrund seiner Kurzsichtigkeit) in französische Kriegsgefangenschaft. Er wurde freigelassen, als er Kaiser Napoleon auf Ehrenwort versprach, nicht mehr gegen ihn zu kämpfen, und mit einem Waffenstillstandsangebot von Napoleon zu seinem obersten Feldherrn, dem Kaiser von Österreich Franz I. zurückgeschickt.

Graf Merveldt hielt sich an sein Ehrenwort und verbrachte den Rest der Völkerschlacht kampflos an der Seite des Kaisers von Österreich. Im Januar 1814 wurde Graf Merveldt zum außerordentlichen Botschafter Österreich in London ernannt. In diesem Amt starb er am 5. Juli 1815 im Alter von erst 51 Jahren in London.