Feldmarschall-Leutnant Karl Peter Ott Freiherr von Bartokéz

OttPeter Karl Freiherr von Ott wurde im Jahr 1738 in Gran (Esztergom) geboren. Nach einigen Hinweisen aus einer adligen ungarischen Familie abstammend, wurde Ott auf einer Pionier-Akademie für sein militärisches Training ausgebildet, von wo er im August 1756 im Alter von 18 Jahren als Fähnrich in das kaiserlich-österreichische Infanterie-Regiment Nr. 57 „Freiherr von Andlau“ eintrat. Ott focht mit seinem Regiment während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) und konnte sich persönlich in einigen zahlreichen Gefechten und Schlachten auszeichnen, so besonders bei Landeshut (23. Juni 1760) und Liegnitz (15. August 1760) wo er übrigens am Kopf verwundet wurde. Für sein tapferes Verhalten wurde er zum Leutnant im Husaren-Regiment Nr. 7 „Pálffy“ befördert.

Während des Bayerischen Erbfolgekrieges (1778/79) focht Ott als Major im Husaren-Regiment Nr. 4 „Graf  von Kálnoky“ und war zu Beginn des Krieges gegen das Osmanische Reich (1787-1792) bereits zum Oberstleutnant in diesem Regiment aufgestiegen (Seit 1784 in Husaren-Regiment Nr. 17 „Erzherzog Leopold“ umbenannt, und ab 1798 als Husaren-Regiment Nr. 2 neu formiert). Während dieses Krieges gab er ein erneutes Beispiel seiner Tapferkeit. So am 19. Juni 1788 als er in seiner Stellung von Valje Mulieri, kurz vor dem Schloß Törzburg (Anmerkung: Das damalige Schloss Törzburg, auf rumänisch Castelul Bran genannt, war übrigens einige Zeit lang Sitz von Flad Tepes dem berühmten Graf „Dracula“) von 2.000 türkischen Soldaten angegriffen wurde, den Feind aber hierauf zurückschlug und seine Stellung auch gegen erneute Angriffe hielt. Kurz danach zum Oberst und Kommandeur befördert, nahm er mit seinen Erzherzog Leopold-Husaren an den Gefechten und Schlachten des Jahres 1789 bei Kimpolung, am Rimnik und Porceny teil. Schließlich wurde Ott für die am 26. Juni 1790 ausgeführte ruhmreiche Erstürmung der Verteidigungswerke von Calafat bei der 23. Promotion am 19. Dezember 1790 mit dem Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet; An diesem 26. Juni 1790 ging Ott mit der Oberst-Division (also zwei Eskadronen) seines Husaren-Regiments Nr. 17, ohne auch nur einen Befehl dafür zu erhalten, impulsiv gegen die türkischen Verteidigungswerke von Calafat vor, als zur gleichen Zeit die Infanterie-Regimenter Nr. 13 „Reisky“ und Nr. 59 „Jordis“ ihre Attacke austrugen. Der Angriff gelang vollkommen und der Feind ergriff panikartig die Flucht.

Während des Ersten Koalitionskrieges gegen Frankreich wurde Otts Name oft unter den Helden des Tages erwähnt, besonders in den Feldzügen der k.k. Oberrhein-Armee von 1793; bei Offenbach (17. Mai 1793) als er einige französische Munitionswagen sowie auch vier gegnerische Geschütze eroberte, dann während der Verteidigung von Schaid (18-19. September 1793) im Angriff auf Brumath (18. Oktober 1793), sowie in den Kämpfen die dort später in den Wäldern stattfanden. Im gleichen Jahr wurde Ott zum Generalmajor befördert und konnte sich, inzwischen zur k.k. Hauptarmee in die österreichische Niederlande versetzt, dort als Brigadekommandeur mehrmals auszeichnen. So als er einen Plan entwarf um die befestigte Stellung von Famars bei Valenciennes anzugreifen, und diesen auch mit einem brillanten Ergebnis ausführte. Ebenso zeichnete er sich in dem mörderischen Gefecht bei Marchiennes(29.-30. Oktober 1793) aus. Während der Jahre 1794 und 1795 wieder am Oberrhein dienend, konnte Generalmajor von Ott in der Ausführung seiner Aufträge, erneut anerkennende Beispiele seiner soldatischen Tapferkeit welche stets mit der ihn auszeichnenden Klugheit verbunden waren.

Im Juni 1796 begleitete Generalmajor von Ott den Feldmarschall Graf von Wurmser mit einem Teil seines Heeres nach Italien, wo er die erste Brigade (3 Bataillone, 2 Kompanien und 2 Eskadronen, insgesamt 3.800 Mann) in der ersten Hauptkolonne unter Feldmarschall-Leutnant Quosdanovich kommandierte. Am 29. Juli 1796  eroberte Ott Saló am Gardasee, und schloss sich am 11. September 1796 während des Gefechtes von Cerea wieder der österreichischen Hauptmacht unter Graf von Wurmser an, welcher sich nach dem Gefecht von San Giorgio-La Favorita (15. September 1796) nach Mantua selbst hineinwerfen mußte.

Der Zweite Koalitionskrieg setzte Otts Name in der Militärgeschichte fest. Während des Feldzuges von 1799 als Feldmarschall-Leutnant in der k.k. Italien-Armee angestellt, eroberte Ott am 21. April 1799 Brescia und führte in der Schlacht von Cassano am 27. und 28. April 1799 mit seinen Truppen Wunder an Tapferkeit durch. Danach verzögerte er den Vormarsch der französischen Division Montrichard auf Bologna, und deckte während der erfolgreichen Belagerung von Mantua durch Kray Parma und Piacenza. Die besonders erbittert gelieferte dreitägige Schlacht an der Trebbia (17.-20. Juni 1799) wurde hauptsächlich durch die Umsicht und Ausdauer von Otts Division entschieden. Einige Wochen später, am 9. Juli 1799 eroberte Ott das Fort Urban nach einem dreistündigem Gefecht. Ein weiterer glorreicher Tag in Otts Laufbahn war die Schlacht von Novi (15. August 1799), in welcher er mit seiner Division den linken Flügel des Korps von Feldzeugmeister von Kray. Danach wurde er mit der Einschließung von Ancona beauftragt, besetzte einen Teil der päpstlichen Staaten und vereinigte seine Truppen wieder mit der österreichischen Hauptarmee unter General der Kavallerie Freiherr von Melas, zur gemeinsamen Operation gegen Piemont. Zwischen Savigliano und Marenne wurde Ott am 18. September 1799 in ein sehr hitziges Gefecht mit der französischen Division Grenier verwickelt. Hier führte Ott, trotz er krank war, persönlich das Gefecht, erstürmte Savigliano, von wo er die französischen Truppen zurückschlug, verfolgte sie, nachdem sie einen Verlust von 2.000 Mann und 2 Geschütze erlitten hatten, durch das Val die Grana bis unter die Mauern des Forts Domont. Am 13. Oktober 1799 wurde Ott bei der 58. Promotion für diese glorreiche Waffentat mit dem Kommandeurskreuz des Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet.

Für den Feldzug von 1800 war die k.k. Italien-Armee (immerhin 140.000 Mann stark) unter Melas dazu bestimmt worden, die Offensive zu ergreifen und Genua, Nizza und Toulon zu erobern. Anfang März 1800 erhielt Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Ott von Melas das Kommando über den linken Flügel der k.k. Italien-Armee. Die französische Italien-Armee welches dieses Gebiet verteidigte, und unter dem Oberbefehl des tüchtigen Divisionsgenerals Masséna stand zählte noch 40.000 Mann, und war in einen linken Flügel (unter Divisionsgeneral Suchet) und einen rechten Flügel (unter Divisionsgeneral Soult) organisiert. Das Hauptquartier Massénas befand sich in Genua selbst. Am 6. April 1800 begannen die Operationen der k.k. Italien-Armee. Während Melas selbst mit dem Zentrum (vier Divisionen) auf den ligurischen Apennin losmarschierte und in einem koordinierten Angriff durch die Pässe des Apennin den französischen linken Flügel unter Suchet angriff, stieß Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Ott an diesem Tag mit seinem linken Flügel in drei Kolonnen durch das Tal der Trebbia vor um gegen den äußersten rechten Flügel Massénas vorzugehen. Melas war an diesem 6. April siegreich, erbittert wurde den ganzen Tag um Cadibona und Vado gefochten. Selbst Divisionsgeneral Soult eilte mit seiner Reserve dem bedrängten linken Flügel unter Suchet zu Hilfe. Soult sammelte nach der Niederlage im Gefecht seinen linken Flügel bei Savona und zog sich am 7. April 1800 auf Genua zurück. Von diesem ersten Gefechtstag an war die französische Gefechtslinie durchbrochen. Suchet war mit dem linken Flügel von der übrigen Armee Massénas getrennt worden, doch er hielt die Verbindung mit Frankreich aufrecht. Ebenfalls am 6. April 1800 stieß Ott mit dem linken österreichischen Flügel in drei Kolonnen gegen den Divisionsgeneral Miollis vor. Überall siegreich vorgehend, besetzte Ott den Monte Fascia (Ein die Straße Genua-Piacenza dominierender Berg), den Monte Ratti und schloss die drei östlich von Genua, zu dessen Schutze erbauten Forts Quezzi, Richelieu und Santa Tecla ein. Schon am nächsten Morgen (7. April) zog Masséna mit der wieder gesammelten Division Miollis und seinen Reserven aus Genua hinaus, griff den Monte Fascio und den Monte Ratti von hinten an, und warf die Divisionen des hier unvorsichtigen Otts mit einem großen Verlust an Gefangenen in die Täler zurück. Doch schon am 9. April 1800 ging Ott wieder offensiv vor, und ließ Generalmajor Prinz von Hohenzollern-Hechingen die La Bocchetta (Ein Berg welcher etwa 16 Km nördlich von Genua liegt) erstürmen, welche von den französischen Truppen unter Soult nach einem Verlust von 1.000 Mann geräumt wurde.

Die weiteren Tage vom 10. bis zum 15. April vergingen in Märschen, Manövern und Gefechten. Oft gerieten die gegnerischen Kolonnen sehr nahe aneinander, aber durch einen Wildbach oder eine Schlucht getrennt, wurde ein Gefecht somit unmöglich! Masséna sah, daß die Wiederherstellung seiner Verbindungen mit Suchet und Frankreich unmöglich wurde. Das sich auch Masséna und Suchet über ihre Angriffe nicht verständigen vermochten, konnten diese auch nicht gleichzeitig stattfinden. So wurden Massénas angreifende Truppen unter Soults Führung am 18. April 1800 bei Voltri geschlagen. Am 21. April 1800 räumte Masséna Voltri und zog sich nach Genua selbst zurück. Ab diesem Zeitpunkt wurde Genua vom österreichischen Heer zu Lande eingeschlossen, während von See her ein englisches Geschwader der Mittelmeerflotte unter Vizeadmiral Keith eine Blockade erhob. Am Morgen des 30. April 1800 unternahm Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Ott gemeinsam mit dem vor Genua aufgefahrenen englischen Geschwader  unter Vizeadmiral Keith einen kombinierten Angriff gegen die Mauern und Verteidigungsanlagen Genuas. Das Unternehmen Otts war anfangs vom Glück begünstigt. Die österreichischen Truppen nahmen die Verteidigungsanlagen auf der Hochebene von Due Fratelli, das Fort Quezzi fiel durch Überrumpelung, blockierten das Fort Richelieu und besetzten alle Abhänge vom Monte Rati und Monte Fascia. Schon am Nachmittag zog Masséna alle seine verfügbaren Truppen zusammen, übergab die Verteidigungsleitung Genuas seinem talentierten Unterführer Divisionsgeneral Soult und brach gegen den Monte Fascia vor. Er umzingelte diesen von allen Seiten und nahm ihn trotz heftigsten Widerstands der Österreicher wieder ein. Gleichzeitig ging auch Soult offensiv vor, und warf die Österreicher aus allen ihren am Morgen eroberten Stellungen hinaus! Nachdem Melas mit der Hauptmacht seiner Truppen am11. Mai 1800 in Nizza eingezogen war und vor dem Var stand, welcher von Massénas frei operierendem linken Flügel unter Divisionsgeneral Suchet hartnäckig verteidigt wurde, blieb Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Ott mit einem ca. 30-35.000 Mann starken Belagerungskorps vor Genua zurück. Als Masséna erfuhr, daß Melas mit dem Großteil seiner Truppen an den Var marschiert war, brach er selbst aus Genua hervor, in der begründeten Hoffnung, das österreichische Belagerungskorps Otts über den Haufen zu werfen, und somit dem Feldzug ein Ende zu bereiten. Am 10. Mai 1800 marschierte Divisionsgeneral Soult mit 6.000 Mann im Rücken des linken Flügels von Ott nach der Riviera, fiel am 11. Mai 1800 über den österreichischen Generalmajor Freiherr von Gottesheim am Monte Becco her, fügte ihm einen Verlust von 2.000 Mann und 2 Geschützen zu, und kam über den Monte Fascia mit reichlich Lebensmittel und vielen österreichischen Gefangenen zurück. Durch diese Tat seines Unterführers angespornt, befahl Masséna am 13. Mai 1800 die Angriffe zu erneuern. Ott zog daraufhin alle verfügbaren Truppen auf dem Monte Creto zusammen. Der Kampf war hier hartnäckig geführt. Mit großer Tapferkeit und Entschlossenheit hielt Ott am Monte Creto stand, und schlug jeden französischen Versuch ab, diese Stellung zu erobern. Am Abend war der Sieg erreicht, Divisionsgeneral Soult selbst fiel schwerverwundet in österreichische Kriegsgefangenschaft! Masséna zog sich nach dieser Niederlage nach Genua zurück, nachdem er nun die Hoffnung verloren hatte, die Aufhebung der Belagerung erzwingen zu können. Letztendlich kapitulierte Masséna am 4. Juni 1800 und übergab das seit dem 19. April von den österreichischen Truppen eingeschlossene Genua dem Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Ott. Eile tat aber Not! Bereits am 3. Juni 1800 war – zur gleichen Zeit als Massénas Generaladjutant Andrieu Ott die Übergabe Genuas anbot – ein österreichischer Ordonnanzoffizier in Otts Hauptquartier erschienen, welcher ihm von Melas den dringenden Befehl überbrachte, die Belagerung Genuas sofort aufzuheben und in aller Eile an den Po zu marschieren, da Napoleon Bonaparte bereits seit dem 26. Mai 1800 in Chivasso war und gegen Mailand vorstieß. Kurz darauf trat Generaladjutant Andrieu bei Ott ein, und unterbreitete ihm Massénas Übergabeangebot. Ott verbarg Überraschung und Freude zugleich, und nahm sofort an. Die Unterhandlungen begannen augenblicklich und dauerten vierundzwanzig Stunden lang. Masséna nahm selbst daran teil; er traf sich an der Brücke von Cornigliano mit Vizeadmiral Keith und Feldmarschall-Leutnant von Ott. Da Ott keine Zeit mehr zu verlieren hatte, gab er schließlich Massénas Verlangen, freier Abzug des Heeres aus Genua mit allen Waffen und Geschützen, nach. Ott übergab dem Prinzen von Hohenzollern-Hechingen Genua und ließ diesem eine Truppenmacht von 10.000 Mann zurück.

In seinem Versuch sich nach dieser gelösten Aufgabe wieder mit der Hauptmacht unter Melas zu vereinigen, erlitt Ott fünf Tage später bei Montebello-Casteggio am 9. Juni 1800 gegen die ihm den Weg verlegenden frischen Truppen Bonapartes, von den Divisionsgenerälen Lannes und Victor geführt, eine – obwohl die österreichischen Soldaten tapfer fochten - schwere Niederlage (Otts Verluste betrugen rund 4.200 Mann mit 2 Geschützen). In der darauffolgenden Schlacht von Marengo (14. Juni 1800) kommandierte Feldmarschall-Leutnant von Ott die linke Angriffskolonne (Avantgarde Generalmajor von Gottesheim und Divisionen der Feldmarschall-Leutnants von Schellenberg und von Vogelsang, zusammen 7.600 Mann). Ott focht zwar mit ausdauernder persönlicher Tapferkeit konnte aber den Sieg der französischen Waffen nicht mehr verhindern.

Im folgenden Jahr (1801) wurde Ott zum Inhaber des Husaren-Regiments Nr. 5 ernannt, und ging auf dem ihm zugewiesenen Kommandoposten als Divisionär nach Ofen (Budapest). Dort beaufsichtigte er die Aufstellung der adligen Insurrektion, konnte hierbei aber leider keine Lorbeeren ernten. Feldmarschall-Leutnant von Ott verstarb am 10. Mai 1809 in Ofen (Budapest) im Alter von 71 Jahren.

Er war ein schneidiger, erfahrener und talentierter Reiterführer, dazuhin einer der besten österreichischen Generäle auf der Korps-Ebene.