General der Kavallerie Graf von Riesch

Johann Sigismund Graf von Riesch wurde am 2. August 1750 in Wien geboren. Er war Sohn des wirklichen geheimen Rates Wolfgang Freiherr von Riesch. Die Familie Riesch im damaligen Königreich Sachsen sehr begütert, stammte ursprünglich aus dem Kanton Zürich, wo sie sich zu den angesehensten Patriziergeschlechtern zählen durfte. Der junge Johann Sigismund trat 1773 im 23. Lebensjahr im Rang eines Oberleutnants aus den kursächsischen in die kaiserlich-österreichische Armeedienste über, und wurde in diesem Grad auch in das Chevauxlégers-Regiment Nr. 1 übernommen. Schon bald zeigte sich das der junge Riesch ein schneidiger Reiterführer werden sollte. Am Bayerischen Erbfolgekrieg (1778/79) nahm er als Rittmeister teil, und war zu Beginn des Krieges gegen das Osmanische Reich (1787-1792) zum Oberst und Kommandeur des Kürassier-Regiments Nr. 14 „Nassau-Usingen“ aufgestiegen.

Bereits schon während der Feldzüge gegen die türkische Armee wurde Rieschs Name immer wieder mit großer Auszeichnung genannt. Besonders am 18. Oktober 1788 im Gefecht bei Bohotsch im Banat, als Riesch mit der zweiten Oberst-Eskadron und der Majors-Division gegen 800 Spahis (osmanische Kavallerie), welche unter einem dichten Nebel begünstigt die Temes durchschwommen und die österreichische Vorpostenkette aufgerieben hatten, ungestüm angriff, über jenen Fluss zurückwarf und dadurch sowohl die wertvollen Pontons wie auch das in seiner rechten Flanke bedrohte kaiserliche Infanterie-Regiment Nr. 11 „Michael Graf von Wallis“ rettete. Besonders in den Kriegen gegen die Republik Frankreich legte Riesch eine vielfältige Bravour wie auch Umsicht an den Tag. Im Gefecht bei Tirlemont (16. März 1793) entschied Riesch durch eine glänzende Attacke mit seinem Kavallerie-Regiment den Sieg, wurde aber leider bei dieser Aktion verwundet. Für seine ausgezeichneten Dienste und erfolgreichen Waffentaten erhob Kaiser Franz II. Riesch im Mai 1793 in den Grafenstand, und beförderte ihn bald darauf zum Generalmajor. Unter einer weiteren Anzahl von Rieschs vortreffliche Waffentaten sei hier nur das Gefecht bei Maubeuge am 21. Mai 1794 zu erwähnen, in welchem der General mit dem Chevauxlégers-Regiment Nr. 7 „Kinsky“ in den überlegenen französischen Gegner einhieb und sich tapfer durchschlug! Zu Beginn des Jahres 1796 war Graf Riesch zum Feldmarschall-Leutnant befördert worden. Im Feldzug von 1797 erwarb sich Riesch am 18. April 1797 in der Schlacht bei Neuwied-Heddesdorf große Verdienste. Dort rettete er bei Dierdorf (nördlich von Neuwied) mit seiner Kavallerie die zahlreichen Geschütze der Reserve-Artillerie, Munition, Geschütz, Laufbrücken, Gepäck und selbst die geschlagenen zurückweichenden österreichischen Truppen. Schon damals war Erzherzog Karl persönlich für Riesch eingetreten um diesem, für seine im Verlauf der Schlacht bei Neuwied-Heddesdorf verdient gemachte Waffentat das Ritterkreuz vorzuschlagen, Erzherzog hatte sein Gesuch mit dem bevorwortendem Bemerken eingeleitet: „dass der Feldmarschall-Leutnant (Riesch) zur Aufnahme des geschlagenen Krayschen Korps die zweckmässigsten Anstalten getroffen und dadurch einen wesentlichen Dienst geleistet habe“. Jedoch blieb Riesch diese besondere Ehrung noch vorenthalten.

Was ihm damals im April 1797 entging, sollte ihm aber zu Beginn des Zweiten Koalitionskrieges im März 1799 seine Entschlossenheit bringen. Hier vollbrachte Riesch wohl wirklich seine größte Leistung auf dem Schlachtfeld in der Schlacht von Stockach am 25. März 1799, als er mit seiner Kürassier-Division (12 Eskadronen stark) die gesamte französische Kavallerie-Reserve unter Divisionsgeneral d´Hautpoult bei Liptingen (nördlich von Stockach) in die Flucht schlug, und den Sieg Erzherzog Karls über die französische Donau-Armee Jourdans somit deutlich entschied. Für diese wirkungsvolle Waffentat wurde Riesch am 18. August 1801 bei der 66. Promotion mit dem Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet. In der Ersten Schlacht bei Zürich (4. Juni 1799) befehligte Riesch wiederum seine alte Kürassier-Division und war dem Zentrum unter Feldzeugmeister Graf von Wallis unterstellt. Doch wie wir wissen nahm die Kavallerie an der Schlacht keinen größeren Anteil, da die Hauptkämpfe in dem unwegsamen Geländen des Zürichberges hauptsächlich von der Infanterie ausgetragen wurden. Im Feldzug von 1800 erhielt Riesch das Kommando über eine schwere Kavallerie-Division in der kaiserlichen Hauptarmee in Süddeutschland, und diente nun nach Erzherzog Karls Abschied unter dessen Nachfolger Feldzeugmeister von Kray. Mit seiner Reiterdivision focht Riesch in der Schlacht bei Engen (3. Mai 1800) und führte in der Schlacht bei Messkirch (5. Mai 1800) wieder eine tollkühne – allerdings diesmal eine ergebnislos bleibende – Reiterattacke aus. Danach folgte Rieschs Teilnahme am Stellungs- und Manöverkrieg um die Festung Ulm. Nach Kray Ablösung durch den jungen und unerfahrenen Erzherzog Johann Ende Juli 1800 führte Riesch bei der großen Niederlage der Österreicher bei Hohenlinden am 3. Dezember 1800 das Kommando über die linke Flügelkolonne und entkam relativ unbeschadet dem Inferno der Waldschlacht. Immerhin zeigt die Tatsache dass Riesch bei Hohenlinden mit einem Kommando von 12 Bataillonen und 24 Eskadronen (Die Divisionen Graf Gyulay und Graf Merveldt, zusammen 13.300 Mann) betraut wurde, eine Art „Standeserhöhung“ im Kommandobereich, wenn man bedenkt dass er im Mai 1800 noch eine Kürassier-Division befehligte! Riesch brachte das ihm entgegengebrachte Vertrauen ein Korps zu befehligen, ohne Tadel ja sogar mit Talent über die Bühne. Einen weiteren großen Beweis seiner Fähigkeiten als Korpsführer zeigte Riesch noch 12.200 Mann stark in den Verteidigungsgefechten vom 12.-14. Dezember 1800 entlang der Saalach (welche auch als Schlacht bei Salzburg in die Kriegsgeschichte eingegangen sind). Wiederum die linke Flanke der österreichischen Hauptarmee bildend, erzielte er in diesen von österreichischer Seite überraschend zäh gelieferten Abwehrkämpfen an der Saalach gegen das französische Armeekorps Lecourbe beachtliche örtliche Erfolge (Wals und Viehhausen) und konnte dem französischen Gegner hierbei empfindliche Verluste zufügen.

Im Dritten Koalitionskrieg von 1805 wurde Graf Riesch zum Befehlshaber des Zentrumskorps der kaiserlich-österreichischen Armee in Schwaben unter dem Oberbefehl von Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Mack bestellt. Er kommandierte somit im Feldzug um Ulm im Oktober 1805 die Divisionen des Feldmarschall-Leutnants Erbprinz Friedrich von Hessen-Homburg sowie des Feldmarschall-Leutnants Grafen von Laudon (zusammen 32 Bataillone, 12 ½ Eskadronen und 14 Geschütze mit insgesamt etwa 15.000 Mann). In der berühmten Schlacht von Elchingen am 14. Oktober 1805 mußte Graf von Riesch gegen Kaiser Napoleons „Rotschopf“ Marschall Michel Ney eine sehr schwere Niederlage hinnehmen, welche die Kapitulation von Macks Armee in der nun völlig eingeschlossenen Festung Ulm einleitete. Unter den noch anwesenden kaiserlichen Generäle in Macks Kriegsrat (Erzherzog Ferdinand d´Este und Feldmarschall-Leutnant Fürst Schwarzenberg waren ja gerade noch rechtzeitig aus der Festung entkommen) führte Graf von Riesch das energische Wort, als es sich um die Abwendung der Gefahr in Ulm und um einen Ausbruchsversuch handelte, doch er konnte gegen den sturen Mack nichts ausrichten. Somit also bei der Kapitulation der österreichischen Armee in Ulm am 20. Oktober 1805 anwesend und beteiligt, wurde Graf Riesch wie die anderen höheren Offiziere auf Ehrenwort freigelassen.

Anfang 1808 wurde Riesch zum Inhaber des vakanten Dragoner-Regiments Nr. 6 (ehemals „Melas“) ernannt, welches bis 1822 seinen Namen trug. Am 6. September 1808 zum General der Kavallerie befördert, erhielt Riesch das Generalkommando in Böhmen. Während des Krieges von 1809 stand der Graf dort den kaiserlichen Reservetruppen (insgesamt 60.000 Mann, aber zumeist Landwehr) vor. Nach dieser erfüllten Pflicht trat Riesch im September 1810 in den wohlverdienten Ruhestand. Er starb am 2. November 1821 in Neschwitz im damaligen Königreich Sachsen.

Riesch war durch und durch ein fähiger Soldat, persönlich tapfer und mutig, ein schneidiger Reiterführer und durchaus ein begabter Korpskommandeur.