General der Kavallerie Fürst von Rosenberg-Orsini

RosenbergFranz Seraphim Fürst von Rosenberg-Orsini wurde am 18. Oktober 1761 in Graz geboren und entstammte einem alten italienischen Adelsgeschlecht. Franz Seraphim war der älteste Sohn von Fürst Vincenz Ferrerius und Juliana Gräfin von Stubenberg. Bis zu seinem 13. Lebensjahr von einem Piaristen-Priester im Elternhause erzogen (Anmerkung: Piaristen; Katholischer Männerorden zur Unterrichtung und Erziehung der Jugend), kam der junge Rosenberg im November 1774 in die Theresianische Ritterakademie nach Wien, welcher er aber schon nach zwei Jahren wieder verließ, worauf seine Erziehung unter Oberaufsicht seines Verwandten Franz Xaver von Rosenberg-Orsini von einem französischen Hofmeister vollendet wurde. Im Jahr 1778 wurde Rosenberg bereits k.k. Kämmerer, daraufhin trat er, seinem eigenen großen Verlangen folgend, im Jahr 1780 als Leutnant in das kaiserlich-österreichische Karabinier-Regiment „Toscana“ in welchem er im Jahr 1785 – im Alter von 24 Jahren – in den Rang eines Rittmeisters aufstieg.

Bei Ausbruch des Krieges gegen das Osmanische Reich (1787-1792) kam der junge Fürst Rosenberg zum Chevauxlégers-Regiment Nr. „Joseph Graf von Kinsky“ (Ab 1798 in ein Dragoner-Regiment mit der Nr. 12 umgewandelt, seit 1802 wieder als Chevauxlégers-Regiment mit der Nummer 5 geführt), bei welchem Regimente im Oktober 1787 probeweise die ersten Ulanen-Eskadronen unterrichtet wurden. Sogleich erhielt der junge Fürst das Kommando derselben. Die Ulanen wurden mit langen Lanzen wie die osmanischen Spahis ausgerüstet und ins Feld gesandt. Am Bezanja-Damm an der Save am 22. Juli 1788 sollte sich die neue Kavallerietruppe Österreichs erstmals bewähren. Fürst Rosenberg-Orsini war aus eigenem Antrieb dem von den Osmanen heftig angegriffenen Infanterie-Regiment Nr. 49 „Pellegrini“ mit seinen Ulanen zu Hilfe geeilt. Nun warfen sich die an Zahl weit überlegenen osmanischen Spahis auf die österreichischen Ulanen und es gab laut zeitgenössischen Berichten ein schreckliches Gemetzel. Der tatendurstige Rittmeister Fürst Rosenberg-Orsini wurde nur durch die Bravour des Leutnants Berg von den Wurmser-Husaren dem sicheren Tod entrissen! Der Fürst wurde für seine in diesem Kampf am Bezanja-Damm geleistete Tapferkeit und Umsicht bei der 23. Promotion vom 19. Dezember 1790 mit dem Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet, seine Ehefrau, eine geborene Gräfin von Khevenhüller, wurde vom Kaiser zur Palastdame erhoben Im gleichen Jahr kam der inzwischen zum Major aufgestiegene Fürst Rosenberg im Rang eines Oberstleutnants zum Kürassier-Regiment Nr. 20 „von Mack“ (Anmerkung: 1798 erhielt das Kürassier-Regiment die Nr. 10 ab 1802 die Nr. 6).

Bei Ausbruch des Ersten Koalitionskrieges im April 1792 kam Rosenberg mit seinem Regiment zur kaiserlich-österreichischen Rheinarmee. Hier zeichnete er sich im Feldzug von 1793 besonders im Gefecht bei Bergzabern aus, in welchem er mit einer Kürassier-Division (zwei Eskadronen) die gesamte französische Kavallerie über den Haufen ritt. 1794 zum Oberst und Regimentskommandeur der „Mack-Kürassiere“ befördert, zeichnete sich Fürst Rosenberg auch im Feldzug von 1795 in der k.k. Oberrhein-Armee unter General der Kavallerie Graf von Wurmser dienend hervorragend aus. So tat er sich mit seinen Kürassieren in der siegreichen Schlacht vor Mannheim (18. Oktober 1795) gegen die französische Infanterie sowie der erfolgreichen Belagerung von Mannheim (19. Oktober – 22. November 195) hervor, bewies beim Überfall auf französische Truppen bei Schwetzingen Umsicht und Tapferkeit und war auch rühmlichst im Gefecht bei Frankenthal (12. November 1795) beteiligt. Während des Feldzuges von 1796 mit seinem Kürassier-Regiment zunächst am Oberrhein dienend, nahm Fürst von Rosenberg an der Schlacht von Malsch (9. Juli 1796) teil, und focht hierbei in der dritten Angriffskolonne unter Feldzeugmeister Graf Latour in der Rheinebene gegen das französische Korps Desaix. Nach der Schlacht von Neresheim (11. August 1796) mit Erzherzog Karl nordwärts ziehend, um Feldzeugmeister Graf von Wartensleben in der Oberpfalz zu Hilfe zu eilen, konnte sich Fürst Rosenberg unter den Augen von Erzherzog Karl persönlich auszeichnen. So rieb er mit seinen Kürassieren im Gefecht bei Amberg (24. August 1796) ein aus drei Bataillonen bestehendes französisches Karree der Nachhut Jourdans zusammen und bewies in der siegreichen Schlacht von Würzburg (2. September 1796) gegen die französische Sambre-Maas-Armee unter Jourdan mit seinen Reitern abermals seine Tapferkeit. Für seine Verdienste im Feldzug –besonders in der Schlacht von Würzburg - wurde Fürst Rosenberg zum Generalmajor befördert.

Zu Beginn des Zweiten Koalitionskrieges kommandierte Rosenberg während des Feldzuges von 1799 einen Teil von Erzherzog Karls Avantgarde in Schwaben, und gab besonders in den Schlachten von Ostrach (21. März 1799) und Stockach (25. März 1799) Beweise seiner großen Tapferkeit! Als die österreichische Armee Erzherzog Karls in die Schweiz eindrang, wurde Fürst Rosenberg-Orsini im Gefecht bei Frauenfeld (25. Mai 1799) durch einen Säbelhieb am Kopf schwer verwundet. Dies hielt ihn jedoch nicht davon ab an der siegreichen Ersten Schlacht bei Zürich (4. Juni 1799) mitzukämpfen. Als in der Folge des schwankenden Kriegsglücks die österreichische Hauptarmee wieder an den Rhein zurückkehrte, tat sich Generalmajor Fürst von Rosenberg besonders als Kommandeur der Avantgarde Erzherzog Karls bei der Erstürmung von Neckarau am 18. September 1799 hervor, in welchem er mehrere Hundert französische Soldaten gefangen nehmen-, gleichzeitig mit dem geschlagenen Gegner in Mannheim eindringen konnte, diesen verjagte und die Festungsstadt behauptete. Im Frühjahrsfeldzug 1800 unter Feldzeugmeister Kray wiederum in der österreichischen Hauptarmee in Süddeutschland angestellt, verdiente sich Fürst von Rosenberg unter seinem Vorgesetzten dem ebenfalls haudegenhaften Feldmarschall-Leutnant Graf von Nauendorf als Avantgardeführer in den Schlachten von Engen (3. Mai 1800), Messkirch (5. Mai 1800) und der Zweiten Schlacht bei Biberach (9. Mai 1800) bei Freund und Feind einen sehr geachteten Namen. Kurz darauf wurde Generalmajor Fürst Rosenberg, wie es in den vorliegenden Aufzeichnungen und Quellen heißt, „weil im Umgang mit Vorgesetzten und Kollegen zu kritisch“ vom Dienst entlassen. Eigentlich ein Ärgernis für einen General mit besten Talenten eines Avantgardeführers! Folgendes war geschehen; Nachdem Erzherzog Karl, unter dessen Oberbefehl Rosenberg seit 1796 mit Freuden gedient hatte, im März 1800 das Armeeoberkommando in Deutschland niedergelegt hatte, ging Fürst Rosenberg –welcher noch an den Folgen seiner schweren Kopfwunde litt - nur wenige Monate später in Pension. Fürst Rosenberg tat dies nicht aus freien Stücken, sondern der hellsehende und sicherlich auch sehr kluge General, welcher sein Urteil über die teils unfähigen, teils nichtsnutzigen Personen jener Tage schonungslos und offen aussprach, war im Generalstab Krays missliebig geworden. So entledigte man sich seiner auf dem in solchen Fällen altüblicher Wege, der in „Ruhestandsversetzung“! Infolge dieser Bestimmung erlebte Fürst Rosenberg auch nicht die militärische Katastrophe der kaiserlichen Armee in der Schlacht von Hohenlinden am 3. Dezember 1800. Der Betrachter kann sich hierbei die Frage stellen ob die Katastrophe von Hohenlinden – Dank der sorglosen Vorhuten und Patrouillen sowie mangelhafter Kundschaftsvorkehrungen Erzherzog Johanns– mit einem Kommandeur des Kalibers eines Fürsten Rosenberg tatsächlich passiert wäre?

Fürst Rosenberg wurde schon im Jahre 1801, zum Feldmarschall-Leutnant befördert, in die aktive Hauptarmee (vielleicht auf Betreiben des alten und neuen Oberbefehlshabers Erzherzog Karl?) eingestellt. Überdies wurde Rosenberg für seine in den vergangenen Feldzügen geleisteten vorzüglichen Verdienste und Waffentaten bei der 66. Promotion vom 18. August 1801 mit dem wohl verdienten Kommandeurskreuz des Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet und zum Inhaber des am 25. April 1798 formierten und bisher von 1798-1801 vakanten „leichtes Dragoner-Regiment Nr. 13“ (1802 zum Chevauxlégers-Regiment umformiert, erhielt es als solches die Nr. 6) ernannt, welches er bis zu seinem Tod 1832 führte. Nach dem Frieden von Lunéville wurde der Fürst als Divisionskommandeur in Innerösterreich eingeteilt. Während des Dritten Koalitionskrieges von 1805 Kommandeur einer Division auf dem italienischen Kriegsschauplatz unter Erzherzog Karl, nahm Fürst Rosenberg an der Schlacht um Caldiero (29.-31. Oktober 1805) nicht teil, sondern wurde während dieser dazuhin verwendet das Lessinische Gebirge zu beobachten um somit die rechte Flanke des Heeres bei Colognola Alta (nördlich von Caldiero) zu decken. Nach dem Krieg wurde Fürst Rosenberg Divisionskommandeur in Wien, im Jahr 1808 zum Ritter des Goldenen Vlies erhoben und zu Beginn des Jahres 1809 zum Gouverneur von Olmütz ernannt.

Bei Ausbruch des Krieges von 1809 erhielt Fürst Rosenberg-Orsini das Kommando über das IV. Armeekorps (19 Bataillone, 23 Eskadronen und 62 Geschütze mit etwa knapp 21.200 Mann) der österreichischen Hauptarmee unter Erzherzog Karl übertragen. Noch nie zuvor hatte der Fürst ein so großes Truppenkommando geführt! Wir müssen hierbei aber berücksichtigen dass im Frühjahr 1809 die österreichische Armee nach dem französischen Vorbild in Armeekorps organisiert wurde. Wie viele andere höheren Offiziere der österreichischen Armee, hatte Rosenberg-Orsini aber nur sehr wenig Erfahrung damit, eine Formation von solcher Größe zu kommandieren. Nur als Beispiel sei hier für den Leser aufgeführt dass im Frühjahr 1809 der Solldurchschnitt eines österreichischen Armeekorps aus etwa 30.000 Mann Infanterie, 2.000 Mann Kavallerie sowie acht oder sogar mehr Artilleriebatterien bestand! Für jeden österreichischen General seiner Zeit also eine sehr große Kommandoformation. Und doch war Fürst Rosenberg-Orsini einer der wenigen österreichischen Korpskommandeure welcher vorzügliche Arbeit leistete. Nachdem die österreichische Hauptarmee am 10. April 1809 in Bayern einmarschierte, kam es bei Teugn-Hausen am 19. April 1809 zum ersten wichtigen Gefecht. Die Truppen des IV. Armeekorps Fürst Rosenbergs wie auch des III. Armeekorps unter Feldmarschall-Leutnant Prinz von Hohenzollern-Hechingen wurden von Marschall Davouts III. französischem Armeekorps geschlagen. Doch trotz der Niederlage, demonstrierte das Gefecht Rosenberg-Orsinis Talent als militärischer Führer. Seine wirkliche Bewährungsprobe an Talent bewies Rosenberg-Orsini wohl sicherlich in der Schlacht von Eggmühl am 22. April 1809. Hier muss man Erzherzog Karl wohl oder übel die Rüge erteilen, dass er seinen Unterbefehlshaber in eine nahezu hoffnungslose Stellung befahl, und Rosenberg, von allen Seiten vom übermächtigen Gegner angegriffen, von seinem Oberbefehlshaber Erzherzog Karl, welcher das Hauptgefecht an diesem Tag an einer anderen Stelle vermutete, allein gelassen, war gezwungen mit dem was er zur Hand hatte, eine Schlacht zu liefern! Denn ursprünglich hatte Erzherzog Karls Plan vorgesehen, dass Rosenberg-Orsini mit seinem Armeekorps (Anmerkung: Rosenberg unterstanden an diesem Tag sein  eigenes IV. Armeekorps sowie ein Detachment des III. Armeekorps unter Kommando von Feldmarschall-Leutnant Vukassovich, insgesamt knapp 18.000 Mann mit 76 Geschützen) seine gegenwärtigen Stellungen halten zu hatte, während der Erzherzog selbst mit der Hauptmacht die rechte Flanke des III. französischen Armeekorps unter Marschall Davout angreifen wollte. Glücklicherweise für Davout und zum Pech des Erzherzogs hatte der französische Marschall seine Hauptmacht an die linke Flanke gezogen, während an der rechten nur General Montbrun mit der Kavallerie zurückblieb um die Österreicher in Schach zu halten. Das Resultat dieser Aktion war, dass der Angriff Erzherzog Karls an diesem Tag nutzlos blieb, und die Hauptschlacht an Rosenbergs Front geschlagen wurde, einem Sektor welchen der Erzherzog vollkommen ignorierte und vollständig in die Befehlsgewalt von Rosenberg gelegt hatte. Rosenbergs 18.000 Mann standen unter der persönlichen Führung von Napoleon Bonaparte gegenüber: 1. westlich von Eggmühl das III. französische Armeekorps unter Marschall Davout sowie das VII. (bayerische) Armeekorps unter Marschall Lefebvre mit zusammen 39.550 Mann und 59 Geschützen, 2. südlich von Eggmühl unter Napoleons persönlichem Kommando die Armeekorps von Marschall Lannes und Masséna mit etwa weiteren 58.900 Mann und 116 Geschützen. Von diesen kamen etwa 53.000 Mann mit 96 Geschützen ins Gefecht. So groß die Schlacht von Eggmühl in den französischen Geschichtswerken gelobt wird, muss man hier doch anerkennend sagen, dass Fürst Rosenberg-Orsini und seine Truppen sich wirklich sehr tapfer in allen Ehren und äußerst hartnäckig geschlagen hatten. Als sich schließlich doch noch die österreichische Reserve-Kavallerie auf dem Feld zeigte und es zu einem großen Reitergefecht bei Alt-Eglofsheim kam, konnte Rosenberg sein zertrümmertes Korps vom Schlachtfeld retten und sich nach Böhmen in Sicherheit bringen.

Danach nahm der Fürst mit seinem Korps an den beiden großen Schlachten von Aspern-Essling (21.-22. Mai 1809) und Wagram (5.-6. Juli 1809) teil. Fürst Rosenberg-Orsinis spielte in der Schlacht von Wagram eine sehr große Rolle. Er hielt mit seinem IV. Armeekorps nicht nur den Schlüsselpunkt des gesamten Schlachtfeldes nämlich das Dorf Markgrafneusiedel welches in der Front durch den kleinen Russbach geschützt war, sondern bildete auch die äußerste linke Flanke der gesamten österreichischen Armee Erzherzog Karls. Folglich war Fürst Rosenberg der erste österreichische Kommandeur, der dem heranmarschierenden Erzherzog Johann mit seinem Heer sollte er rechtzeitig zur Schlacht eintreffen die Hand reichte. Erzherzog Karl hatte Rosenberg während der Schlacht von Wagram dessen eigenes IV. Armeekorps, das Avantgardekorps unter Feldmarschall-Leutnant Nordmann sowie eine Kavallerie-Division unter Feldmarschall-Leutnant Nostitz unterstell (insgesamt 35.200 Mann mit 108 Geschützen). Wir sehen also auch hier, dass Erzherzog Karl großes Vertrauen in des Fürsten militärisches Talent setzte, welches dieser unzweifelhaft in der unglücklichen Schlacht von Eggmühl bewiesen hatte. Rosenberg hatte seine ihm zur Verfügung stehenden Truppen nach bestem Gewissen in Stellung gebracht und stand seinem alten Gegner dem III. französischen Armeekorps unter Marschall Davout (insgesamt 37.800 Mann mit 120 Geschützen) gegenüber. Die Befehle des Erzherzogs an Rosenberg für den 6. Juli waren sehr kurz gehalten und wurden dem Fürsten um 2 Uhr morgens übergeben. Nach den Dispositionen sollte er um 4 Uhr morgens Marschall Davout in dessen Stellungen von Glinzendorf und Grosshofen angreifen, während das VI. Armeekorps (Feldmarschall-Leutnant Klenau) und das III. Armeekorps (Feldzeugmeister Graf von Kolowrat-Krakowsky) zur gleichen Zeit den linken französischen Flügel unter Marschall Masséna angreifen sollten. Das I. Armeekorps (General der Kavallerie Bellegarde) sowie das Reservekorps (General der Kavallerie Fürst Leichtenstein) wurden im Zentrum in Bereitschaft gehalten, um nach Erzherzog Karls Anweisungen den „Coup de Grace“ auszuführen. Der gemeinsam beginnende Angriff sollte auf der ganzen Frontlinie um 4 Uhr morgens beginnen. Unglücklicherweise wurden die Befehle des Erzherzogs den Korpskommandeuren relativ spät übergeben und so fand sich nur Rosenberg-Orsini zur gegebenen Stunde bereit anzugreifen. Er rückte vor und drängte Marschall Davout zurück, plötzlich erhielt er vom Erzherzog den Befehl das Gefecht sofort abzubrechen und sich in seine frühere Stellung zurückzuziehen. Dieser hatte zwischenzeitlich erkannt, dass Rosenberg sein einziger Korpskommandeur war, welcher den Befehl rechtzeitig erhalten und pünktlich um 4 Uhr angegriffen hatte. Was mag wohl damals in dem sehr pflichtbewussten Rosenberg vorgegangen sein als er diesen Befehl erhielt? Wie immer gehorchte er, aber nun ging der Gegner zum Angriff über. Die ganze Zeit über war Rosenbergs Stellung im Brennpunkt der heftigsten Kämpfe. Seine Soldaten hielten sich verbissen und tapfer gegen die in Übermacht anstürmenden französischen Truppen Davouts. Letzten Endes waren gegen 11 Uhr morgens die rauchenden Ruinen von Markgrafneusiedel in den Händen Davouts! Dennoch konnte Rosenberg mit seinen Truppen einen geordneten Rückzug antreten und blieb somit – trotz schwerster Verluste- auch bereit am nächsten Tag weiterzufechten. Rosenberg konnte sein Korps erfolgreich nach Böhmen zurückziehen, marschierte über Brünn nach Nikolsburg und konnte somit an der Schlacht bei Znaim (10.-11. Juli 1809) nicht teilnehmen. Schließlich beendete aber der geschlossene Waffenstillstand jegliche Kampfhandlungen.

Rosenberg hatte im Krieg von 1809 an den wichtigsten Schlachten gegen Napoleons Armee gefochten. Aber nun wurde er von Erzherzog Karl ignoriert, als dieser unverzüglich seine Offizier für ihre Dienste zu Beförderungen vorschlug. Es scheint dass Rosenberg für die Niederlage von Wagram beschuldigt wurde, und folglich als Sündenbock für den verlorenen Feldzug gegen Napoleon diente! Doch wir wissen heute dass diese Beschuldigung falsch ist. Dem Fürsten kann an der Niederlage von 1809 wirklich keine Schuld zugewiesen werden. Rosenberg tat an Diensteifer und Erfüllung alles was sein Oberbefehlshaber Erzherzog Karl von ihm erwartet hatte, von Eggmühl bis nach Wagram. Allein der Umstand eine Position gegen einen übermächtigen Gegner zäh und ausdauernd zu verteidigen ist höchst bemerkenswert! Ja als österreichischer General tat er mehr als von ihm erwartet werden konnte. Wieder und wieder fand er sich von Erzherzog Karl in keine beneidenswerten Positionen befohlen und, zur Überraschung von vielen und zur Ehre der österreichischen Armee, konnte er sein Korps aus den Schlachten von Eggmühl und Wagram geschickt herausziehen. Doch es ist höchst unwahrscheinlich dass ihm Erzherzog Karl die Rolle als Sündenbock aufgeladen hatte. Eher ist diejenige Person in Kaiser Franz I. selbst oder dessen näherer Umgebung der sogenannten auf den Kaiser großen Einfluss ausübende Kriegspartei zu suchen. Denn noch während des 11. Juli hatte Erzherzog Karl auf dem Schlachtfeld von Znaim von seinem kaiserlichen Bruder einen vom 9. aus Caslau datierten kaiserliches Schreiben erhalten, in welchem es unter anderem heißt: „......das Kommando eines Korps dem Fürsten Rosenberg, wie ich es Ihnen bereits mündlich aufgetragen habe, abzunehmen........“. Da sich der Erzherzog des weiteren durch seinen eigenmächtigen Abschluss des Waffenstillstandes von Znaim den Unwillen und Zorn seines Bruders Kaiser Franz I. zuzog, ist es auch unwahrscheinlich dass der Erzherzog in seiner Beförderungsliste für verdiente Offiziere, den Feldmarschall-Leutnant Fürst Rosenberg-Orsini, trotz es diesem zugestanden wäre, erwähnt hätte, um weitere Reibereien zu vermeiden. Vielleicht hatte der Erzherzog auch gerade durch das kaiserliche Schreiben herausgelesen, dass sich die um seinen kaiserlichen Bruder tummelnde Kriegspartei bereits Fürst Rosenberg als Sündenbock-Opfer auserwählt hatte?

Wie dem auch sei, um Rosenberg blieb es obwohl er nach dem Frieden von Schönbrunn zum Inspektor der Kavallerie im niederösterreichischen Generalkommando ernannt worden war bis 1811 sehr ruhig. In diesem Jahr zum Mitglied des Hofkriegsrates in Wien ernannt, erfolgte am 29. April 1814 seine wohlverdiente Beförderung zum General der Kavallerie sowie im gleichen Jahr zum k.k. Geheimen Rat. Von 1815 bis 1830 in der obersten kaiserlichen Militärzentrale tätig, verblieb Fürst Rosenberg bis August 1830 im aktiven Dienst und zog sich dann ins Privatleben zurück. Fürst Rosenberg-Orsini am 4. August 1832 in Wien.

Rosenberg war ein tapferer Soldat und scheute keine Gefahren. Als Korpsführer durchaus sehr talentiert, galt er bei seinen Untergebenen als sehr streng und gegenüber Vorgesetzten und Kollegen sehr kritisch. Seiner äußeren Charakteristik und seinen Eigenschaften nach, war der Fürst eine imponierende Erscheinung, ernsthaften Angesichts, von wenigen Worten, in militärischer Kenntnis viel bewandert. Auf dem Schlachtfeld ruhig und sich stets raschen Überblick verschaffend, schnell in der Disposition und Ausführung, unerschrocken im heftigsten Kanonendonner, voller Tapferkeit und Kühnheit im persönlichen Kampf – unbeirrt in der Gefahr.