Feldmarschall-Leutnant von Schmitt

SchmittHeinrich von Schmitt wurde im Jahr 1743 als Sohn des kaiserlich-österreichischen Rittmeisters Johann Sebastian von Schmitt in Bayern geboren. Nach anderen Angaben wurde Schmitt in Pest (Budapest) in Ungarn geboren, jedoch kann keine sichere Entscheidung über seinen Geburtsort getroffen werden. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1752 trat der etwa 14jährige Heinrich am 25. Juni 1758 in die kaiserliche Ingenieurschule in Gumpendorf ein. Dort erhielt er keineswegs nur eine gründliche technische Ausbildung, sondern auch sich für einen Offizier über alle wichtigen Fächer erstreckte. Nach einer dreijährigen Schulzeit trat Schmitt am 15. November 1761 als Fähnrich in das Infanterie-Regiment Nr. 15 „Pallavicini“ ein. In diesem Infanterie-Regiment welches in den letzten Jahren des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) auf dem böhmischen Kriegsschauplatz focht, leistete Schmitt nur einen kurzen Truppendienst, denn er wurde bereits 1764 zu Mappierungsarbeiten abkommandiert, welche auf Befehl des Generalquartiermeisterstabes in Böhmen durchgeführt wurden. Der Mangel an guten Karten war während des Krieges nur allzu fühlbar gewesen! Da sich Schmitt in dieser Verwendung sehr gut bewährte, wurde er am 1. Februar 1769 zum Oberleutnant befördert und in den reorganisierten Generalquartiermeisterstab versetzt. Sein Arbeitsgebiet blieb dort noch für lange Zeit die Landesaufnahme.

Von 1769 bis 1778 arbeitete Schmitt in den türkischen Grenzgebieten, besonders im Temesvárer Banat, und von 1779 bis 1782 nach der Mobilisierung gegen Preußen von 1778 ab in Böhmen, Mähren und Schlesien. Aber bereits schon Ende 1782 kehrte der inzwischen am 23. März 1778 zum Hauptmann beförderte Schmitt in die Grenzgebiete gegen das Osmanische Reich zurück. Auf Grund seiner eingehenden Landeskenntnisse sollte Schmitt neben der Fortführung der Mappierungsarbeiten ein Kundschafternetz im türkisch besetzten Bosnien aufbauen und als Vorbereitung für einen kommenden neuerlichen Krieg gegen die Türkei Material über die militärische Lage des Gegners sammeln. Von Esseg und später von Alt-Gradiska aus löste Schmitt diese Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit seiner Vorgesetzten und wurde im Jahr 1787, als der Krieg mit dem Osmanischen Reich tatsächlich ausbrach, dem Generalstab des Slawonischen Armeekorps zugeteilt. In den folgenden Kämpfen und Gefechten zeichnete sich Schmitt besonders rühmlichst beim Sturm auf die Festung Schabatz (heute: Sabac/Serbien) am 24. April 1788 aus. Für seine hier bewiesene Tapferkeit wurde er von Kaiser Joseph II. (1741-1790) welcher dem Feldzug persönlich beiwohnte, am 14. Mai 1788 zum Major befördert. Im Jahr 1789 focht Schmitt bei Berkir und bei der Belagerung von Belgrad mit Auszeichnung und wurde am 23. Februar 1790 zum Oberstleutnant befördert. Nach dem trotz bedeutender Einzelerfolge unglücklich verlaufenden Türkenkrieg Josephs II. wurde Schmitt im März 1790 der in Böhmen unter Feldmarschall Graf von Laudon (1717-1790) gegen das Königreich Preußen aufgestellte Heer zugeteilt. Da es nicht zum Ausbruch des befürchteten Krieges mit Preußen kam, wurde Schmitt 1791 nach den österreichischen Niederlanden (Belgien), zur Bekämpfung des dortigen Aufstandes beordert.

Seit dem Ausbruch des Ersten Koalitionskrieges gegen Frankreich im April 1792 war Schmitt als Generalstabsoffizier bei der k.k. Hauptarmee in den österreichischen Niederlanden tätig, und nahm als solcher an den Operationen des Heeres herausragenden Anteil. Besonders bei der Verteidigung des Passes von Croix-aux-Bois (14. September 1792) und in den Gefechten bei Raismes und Vicoigne am (beide am 8. Mai 1793) zeichnete er sich aus. Am 3. September 1793 zum Oberst befördert, diente er unter Feldmarschall Friedrich Josias Prinz von Sachsen-Coburg-Saalfeld. Danach im Herbst 1794 war es besonders Schmitt, welcher den Rückzug der angeschlagenen k.k. Hauptarmee nun unter Oberbefehl von Coburgs Nachfolger, Feldzeugmeister Graf von Clerfayt aus ihren unhaltbaren Stellungen in den österreichischen Niederlanden an den Niederrhein organisierte, durch den sie schließlich gerettet wurde. Im Feldzug von 1795 noch unter dem zum Feldmarschall beförderten Grafen Clerfayt dienend, ernannte Kaiser Franz II. im April 1796 seinen jüngeren Bruder Erzherzog Karl zum Oberbefehlshaber, der k.k. Hauptarmee. Als Generalquartiermeister wurde ihm dann schließlich im August 1796 der Oberst Schmitt zugeteilt. Schmitt war unter Erzherzog Karl am Gefecht bei Amberg (24. August 1796) beteiligt, focht auch in der siegreichen Schlacht bei Würzburg (2. September 1796) und wurde am 6. September 1796 zum Generalmajor befördert.

Heinrich von Schmitt blieb bis März 1800 als Erzherzog Karl sein Kommando, das er mit kurzen Unterbrechungen geführt hatte, niederlegte, dessen Generalstabschef. Am 1. März 1800 wurde Schmitt zum Feldmarschall-Leutnant befördert. Als erster Berater von Erzherzog Karl hatte Schmitt in den Jahren zwischen August 1796 und März 1800 hervorragenden Anteil an den Operationen der kaiserlichen Armee in Süddeutschland. Allerdings war es 1799 einmal zu heftigen Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und dem Erzherzog gekommen. Die Frage der Schuld an der Ermordung der französischen Gesandten auf dem Rastätter Kongress durch Soldaten des Husaren-Regiments Nr. 11 „Székler“ am 29. April 1799 dürfte hierbei eine gewisse Rolle gespielt haben. Bereits schon damals im September 1799 beantragte der Erzherzog bei Kaiser Franz II. die Pensionierung Schmitts, das Gesuch blieb aber zunächst unerledigt. Erst am 19. August 1800 genehmigte Kaiser Franz II. ein Pensionierungsgesuch Schmitts, das dessen neuer Armeekommandeur, Feldzeugmeister von Kray dem Wiener Hofkriegsrat vorgelegt hatte. Mitte September 1800 verließ Schmitt, der sich dem anstrengenden Dienst eines Stabschefs nicht mehr gewachsen fühlte, und auch sicherlich durch die Streitigkeiten mit dem Zweiten Generalquartiermeister Krays dem Generalmajor Marquis von Chasteler sowie auch dem Oberst von Weyrother zermürbt war, die Armee und begab sich über Wien nach Hostitz bei Kremsier. Dort verlebte er bei seinem alten Freund Ferdinand Ritter von Geißlern die folgenden Jahre.

Während des Dritten Koalitionskrieges im Jahr 1805 erwog Kaiser Franz II. bereits schon im Frühjahr eine neuerliche Verwendung Schmitts als Generalquartiermeister Erzherzog Karls in Norditalien. Aber erst am 31. Oktober 1805 erteilte der Kaiser seinem Hofkriegsrat den Befehl, den im Pensionsstand lebenden Feldmarschall-Leutnant Schmitt unverzüglich nach Wien zu beordern. Am 4. November 1805 traf Schmitt schließlich in Wien ein und erhielt den Befehl zum Hauptquartier der von Braunau auf Wien zurückmarschierenden russischen Armee abzugehen. Ausgestattet mit einem Handschreiben von Kaiser Franz II. an den russischen General der Infanterie Michael Laurionowitsch Golenitschew Kutusow (1745-1813), welches ihn als hervorragenden Offizier, der das vollste Vertrauen des Monarchen genoss, empfahl, traf Feldmarschall-Leutnant von Schmitt bereits am 6. November 1805 in Melk mit Kutusow zusammen. Konnte Schmitt seinen ursprünglichen Auftrag, die russischen Generäle zu einer Schlacht vor Wien zu bewegen, leider auch nicht erfüllen, so gelang es ihm doch durch den von ihm entworfenen Operationsplan für das Gefecht bei Dürnstein ein bedeutender Teilerfolg gegen die auf diesem Feldzug noch ungeschlagenen französischen Truppen Kaiser Napoleons. Ebenso an der Durchführung der Operationen am 11. November 1805 hatte Schmitt, welcher eine der Umgehungskolonnen gegen das französische Division Gazan unter Mortier führte, ganz besonderen Anteil. Tragischer Weise geriet Schmitt in seinem Gefechtsabschnitt zwischen dem Wadstein und dem Heudürrgraben gegen Abend des Gefechtes zwischen die gegnerischen Fronten, die Dunkelheit vergrößerte noch mehr die allgemeine Verwirrung, so dass Freund und Feind nicht mehr zu unterscheiden waren, was große Verluste zur Folge hatte. Der schwerste Verlust aber war Feldmarschall-Leutnant Schmitt selbst, welcher, von vier – wahrscheinlich versehentlich russischen –Kugeln getroffen, eines der letzten Opfer dieses Gefechtes von Dürnstein am 11. November 1805 war!

Heinrich von Schmitt galt zu seiner Zeit als einer der besten und hervorragendsten Offiziere der kaiserlich-österreichischen Armee: „Jeder war froh unter Schmitt zu dienen, denn sein heller Verstand, seine Kenntnisse, seine Tapferkeit waren mit ebensoviel Menschenfreundlichkeit und Großmut vermischt. Sein Äußerliches war sehr einnehmend: eine schlanke Gestalt, edle Gesichtszüge und in diesen ein so unverkennbarer Ausdruck von Wohlwollen und Offenheit, dass man ihn nicht ansehen konnte, ohne sich ihm geneigt zu fühlen. Der Hauptzug seines Charakters aber war eine hohe Gemütsruhe, jedem Ereignis trotzend. Diese Kraft der Seele schien ihm nicht sowohl angeboren als das Resultat seiner Grundsätze und Erfahrungen zu sein, und sie verließ ihn ebenso wenig im Schlachtengetümmel als in allen übrigen Handlungen seines ruhmvollen Lebens.“ So heißt es in einer nach dem Jahr 1805 in der Kanzlei des Generalquartiermeisterstabes entstandenen kurzgefassten Biographie über Feldmarschall-Leutnant Heinrich von Schmitt.