Feldzeugmeister Graf Sztáray von Nagy-Mihaly

Anton Graf Sztáray von Nagy-Mihaly wurde im Jahr 1732 in Kaschau (heute: Kosice/ Slowakei) geboren. Er gehörte einem alten hochangesehenen und ausgezeichneten ungarischen Adelsgeschlecht an. Der junge Sztáray trat 1759 als Fähnrich in das kaiserlich-österreichische Infanterie-Regiment Nr. 19 „Leopold Pálffy“ ein, und nahm während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) an den Schlachten von Kunersdorf (12. August 1759), Landeshut (23. Juni 1760) und Liegnitz (15. August 1760) sowie der Eroberung der schlesischen Festung Schweidnitz (1. Oktober 1761) teil. Mit Vorzug wurde er für seine im Gefecht gezeigten Leistungen zum Hauptmann im Infanterie-Regiment Nr. 52 „Károlyi“ befördert.

Während des Bayerischen Erbfolgekrieges (1778/79) verteidigte Sztáray am 13. Januar 1779 als Kommandeur eines Grenadier-Bataillons erfolgreich den Ort Hermensdorff gegen die angreifenden preußischen Truppen unter General Lossow. Sztáray hatte hierbei mit so großem Mut geglänzt, dass er „wegen bewiesener besonderer Bravour und Tapferkeit“ die Beförderung zum Oberst und Kommandeur des 1. Székler Grenzinfanterie-Regiments erhielt. Mit seinem ihm nun unterhabenden Regiment bewies Graf von Sztáray wiederholt seinen bravösen und anerkennenden Mut. Am 17. Februar 1779 wurde er bei Pfaffenberg und Mesnik, welche beiden Stellungen Sztáray nur mit einem Bataillon des Székler Grenzinfanterie-Regiments hielt, von fünf preußischen Bataillonen angegriffen. Trotz eines dreistündigen heftigen Gefechtes konnte sich Sztáray wie auch seine Soldaten auf das rühmlichste bewähren und auszeichnen. Bald darauf als Kommandeur zum Infanterie-Regiment Nr. 33 „Fürst Nikolaus Esterházy“ übersetzt, konnte sich Sztáray auch im nun ausgebrochenen Krieg (1787-1792) gegen das Osmanische Reich wiederholt persönlich hervorheben. Auf ausdrücklichen Befehl von Kaiser Josef II. (1741-1790) hatte der Graf mit einem Bataillon und drei Geschützen am 27. April 1788 die Palanka der Festung Schabatz (heute: Sabac/ Serbien) zu erstürmen. Sztáray nahm sie ein, schlug die Ausfälle der türkischen Truppen aus dem Kastell, wohin sich diese zurückgezogen hatten, ab, und nötigte sie durch das Geschützfeuer zur Kapitulation. 19 Fahnen, 22 Geschütze und eine große Anzahl türkischer Gefangener fielen dem Sieger in die Hände! In der Brust des tapferen Soldaten Sztáray schlug aber auch Menschlichkeit und Barmherzigkeit. Als die österreichische Armee am 10. September 1788 den Rückzug von Szádowa angetreten hatte, bemerkte Sztáray, dass eine Walachin ihren gerade erst zweijährigen Sohn, um sich selbst sicherer fortzubewegen, weggeworfen hatte! Sztáray sprengte geistesgegenwärtig aus dass ihn schützende Karree heraus und rettete das arme Kind. Im Jahr 1789 schließlich zum Generalmajor befördert, wurde Sztáray bei der Erstürmung von Belgrad am 30. September 1789 mit dem Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet. Er hatte diese Auszeichnung erhalten, weil er während des Angriffes auf das Konstantinopler Stadttor die vierte Kolonne mit so glücklichem Erfolg leitete, dass er an der Spitze eines Bataillons seines „Esterházy-Regiments“ über die Palisaden kletterte, die Türken dort vertrieb und längs der großen Gasse und über die Moschee bis an die letzten Häuser an das Glacis der Festung von Belgrad, und somit an das bestimmte Hauptziel des Angriffes vordrang und diese Stellung trotz des mörderischen türkischen Abwehrfeuers behauptete. Graf von Sztáray setzte sich bei dieser Gelegenheit so sehr der eigenen Gefahr aus, dass er zwei Verwundungen erhielt. Bald darauf beförderte ihn Kaiser Josef II. zum Generalmajor und ernannte ihn zum Inhaber desselben Regiments, welchem er in den letzten Jahren als Oberst und Kommandeur vorgestanden hatte. Für seine Auszeichnung beim Angriff auf Belgrad wurde der Graf bei der 19. Promotion vom 21. Dezember 1789 mit dem Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet.

Zu Beginn des Jahres 1792 betraute ihn der Kaiser mit einem Brigadekommando in den österreichischen Niederlanden (Belgien). Kurz nach Ausbruch des Ersten Koalitionskrieges mit Frankreich im April 1792, gewann Sztáray am 23. Mai 1792 das Gefecht bei Florennes. Hierfür zum Feldmarschall-Leutnant befördert, kommandierte der Graf beim Rückzug der österreichischen Truppen unter Feldmarschall Herzog von Sachsen-Teschen ins Limburgische im November 1792 die Avantgarde des Heeres. Während der weiteren Feldzüge konnte sich Sztáray in vielen weiteren Gelegenheiten mehrmals auszeichnen. Anfang Juni 1796 übernahm Sztáray den Befehl des rechten Flügels (20 Bataillone, 4 Kompanien und 36 Eskadronen, insgesamt rund 21.500 Mann) der k.k. Oberrhein-Armee des Feldzeugmeisters Graf Baillet de Latour, welcher nach dem Abmarsch von Feldmarschall Graf von Wurmser nach Norditalien von Kaiserslautern nach der damaligen Festung Mannheim bis Oggersheim und Maudach zurückgezogen werden mußte. Er schlug am 14. und 15. Juni 1796 die Angriffe der französischen Rhein-Mosel-Armee Moreaus bei Maudach am Rehbach zurück, und bezog hierauf das verschanzte Lager bei Mundenheim, welches die Aufgabe hatte, den Brückenkopf von Mannheim zu decken. Danach focht Graf von Sztáray unter dem Oberbefehl Erzherzog Karl in den Schlachten bei Malsch (9. Juli 1796) und Neresheim (11. August 1796) wo er jeweils eine Angriffskolonne kommandierte.

Mitte August 1796 gehörte er zum Großteil der k.k. Oberrhein-Armee mit welcher Erzherzog Karl nach Norden abrückte, um die französische Sambre-Maas-Armee unter Jourdan zu schlagen. Besonders in der siegreichen Schlacht von Würzburg (2. September 1796) spielte Sztáray eine herausragende Rolle. Am 1. September 1796 hatte Sztáray mit seiner Division (10 Bataillone, 2 Kompanien und 17 Eskadronen) bei Kitzingen den Main passiert und sich der Stadt Würzburg genähert. Der französische Oberbefehlshaber Jourdan griff die österreichischen Vorposten an und drängte sie  zurück. Ein französischer Hauptangriff am folgenden Tag war beinahe gewiss. So fasste Sztáray den rühmlichen Entschluss, den Hauptangriff Jourdans nicht abzuwarten, sondern dem Feind entgegenzutreten, ihn selbst am Morgen des 2. September anzugreifen und solange aufzuhalten bis Erzherzog Karl die Zeit gewonnen hatte, mit der Hauptmacht seines Heeres zur Verstärkung auf das Schlachtfeld herbeizueilen. Obwohl Feldmarschall-Leutnant Graf von Sztáray beinahe die gesamte Streitmacht der französischen Sambre-Maas-Armee Jourdans (rund 27.600 Mann) gegen sich hatte, und sich später nur mit äußerster Anstrengung in seiner Stellung halten konnte, da ihn der Gegner zu überflügeln begann, siegte letztlich doch seine Entschlossenheit, die Hoffnung einer baldigen Unterstützung seitens des Erzherzogs und der Gedanke dass dieser Tag das Schicksal Deutschlands entscheiden mußte, über jedes Hindernis hinweg. Für seine Leistungen in der siegreichen Schlacht von Würzburg wurde Graf von Sztáray am 18. September 1796 bei der 45. Promotion mit dem Kommandeurskreuz des Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet. Während des kurzen Feldzuges von 1797 erhielt Feldmarschall-Leutnant Graf von Sztáray das Kommando über den linken Flügel (rund 35.000 Mann) der k.k. Rheinarmee (Feldzeugmeister Graf Baillet de Latour), und sicherte von der Murg bis hinunter nach Rheinfelden die Front am Oberrhein. In der äußerst erbittert geführten Schlacht um Diersheim (20.-21. April 1797) führte er den Oberbefehl auf österreichischer Seite. Er wurde hierbei im Laufe des Gefechts am 21. April 1797 schwer verwundet.

Zu Beginn des Zweiten Koalitionskrieges kommandierte Sztáray im Feldzug von 1799 das rechte Flügelkorps der k.k. Hauptarmee unter Erzherzog Karl in Schwaben und sicherte das Neckartal gegen das kleine bei Philippsburg stehende französische Heer ab. Mit seinem Korps verdrängte Sztáray im Dezember 1799 (siegreiches Gefecht von Wiesloch am 2. und 3. Dezember) die französische Rhein-Armee unter Divisionsgeneral Lecourbe vom rechten Rheinufer und befreite die stark bedrängte Festung Philippsburg von der französischen Blockade. Nachdem Erzherzog Karl nach der Katastrophe von Hohenlinden (3. Dezember 1800) wieder den Oberbefehl über die k.k. Hauptarmee in Deutschland übernommen hatte, übertrug er dem Grafen Sztáray welcher zum Feldzeugmeister befördert worden war, die Führung der sogenannten böhmisch-mährischen Legion.

Nach dem Frieden von Lunéville, welcher den Zweiten Koalitionskrieg beendete, wurde Feldzeugmeister Graf von Sztáray 1801 zum kommandierenden General in Innerösterreich ernannt. Im Februar 1806 in den wohlverdienten Ruhestand versetzt, verstarb Graf von Sztáray welcher letztlich noch kaiserlicher Kämmerer und Ritter des Malteser-Ordens war, am 23. Januar 1808 in Graz in seinem 76. Lebensjahr.

Feldzeugmeister Graf von Sztáray war ein ausgezeichneter und tapferer Soldat welcher bei seinen untergebenen Soldaten sehr beliebt war. Als Truppenführer sehr umsichtig (siehe Schlacht von Würzburg 1796) und tatkräftig, durchaus fähig selbständige Operationen (z.B. Wiesloch 1799) mit Erfolg durchzuführen.