Feldmarschall Freiherr von Wimpffen

WimpffenMaximilian Freiherr von Wimpffen wurde am 19. Februar 1770 als jüngster Sohn des 1816 verstorbenen österreichischen Feldmarschall-Leutnants Georg Siegmund Freiherr von Wimpffen in Münster/Westfalen geboren. Im Alter von 11 Jahren trat der jugendliche Wimpffen in die Militärakademie von Wiener-Neustadt ein, aus welcher er am 1. November 1786 als Fahnenkadett zum kaiserlich-österreichischen Infanterie-Regiment Nr. 9 „Graf von Clerfayt“ eingestellt wurde. Im folgenden Jahr zum Fähnrich bei gleichzeitiger Versetzung zum Infanterie-Regiment Nr. 19 „Alvinczy“ ernannt, avancierte Wimpffen in diesem Regiment 1788 zum Unterleutnant und 1789 zum Oberleutnant. Maximilian von Wimpffen machte den Krieg gegen das Osmanische Reich (1787-1792) mit und wurde beim Sturmangriff auf Belgrad am 30. September 1789, bei welcher Gelegenheit er sich durch Mut und unermüdliche Tapferkeit besonders hervortat, durch einen Steinsplitter eine schwerere Verwundung am linken Fuß, welche ihn daran hinderte bei der kämpfenden Truppe zu verbleiben.

Zum Grenadierbataillon „Morzin“ eingeteilt, marschierte Wimpffen mit demselben im Jahr 1791 nach den österreichischen Niederlanden (Belgien) ab. In diesem und dem darauffolgenden Jahr versah Wimpffen zumeist Adjutantendienste beim Feldmarschall-Leutnant Alvinczy. Nach Beginn des Ersten Koalitionskrieges im April 1792, zeichnete sich Wimpffen im Feldzug von 1793 in der Armee des Prinzen Friedrich Josias von Sachsen-Coburg-Saalfeld in der siegreichen Schlacht von Neerwinden (18. März 1793) besonders aus; Wimpffen eroberte an der Spitze einer Grenadierkompanie das Dorf Neerwinden wurde aber durch eine feindliche Gewehrkugel am rechten Fuß verwundet und fiel in französische Kriegsgefangenschaft. Da er sich aber beim französischen Oberbefehlshaber der Nord-Armee, Divisionsgeneral Dumouriez als Neffe des französischen Divisionsgenerals Georg Felix de Wimpffen (1744-1814) ausweisen konnte, wurde er bald darauf nach sechs Wochen auf Parole aus der Gefangenschaft entlassen. Wimpffen konnte somit noch im selben Jahr an der Belagerungen von Valenciennes (25. Mai bis 27. Juli 1793) und Maubeuge (30. September bis 16. Oktober 1793) teilnehmen.

Im Feldzug von 1794 machte er noch den Feldzug in den Niederlanden mit, wurde aber 1795 gelegentlich zu seiner Beförderung zum Hauptmann von den Grenadieren zu einem Infanterie-Regiment der k.k. Lombardischen Armee an die Riviera eingeteilt. Dort nahm er an der für Österreich so verhängnisvollen Schlacht von Loano (23.-24. November 1795) teil; Freiherr von Wimpffen wurde vom österreichischen Oberbefehlshaber, Feldzeugmeister Oliver Remigius Graf von Wallis, in dieser Schlacht mit der Verteidigung von Loano – dem äußersten Stützpunkt auf dem linken Flügel der Stellung - beauftragt. Wimpffen löste seine Aufgabe, mit den geringen ihm zur Verfügung stehenden Truppenzahl höchst lobenswert und räumte die Stadt Loano erst, als der allgemeine Rückzugsbefehl des Grafen von Wallis eintraf! Bei Beginn des Feldzuges von 1796 wurde Freiherr von Wimpffen zum Hauptmann im Generalquartiermeisterstab der k.k. Lombardischen Armee ernannt, und wurde zuerst dem Feldzeugmeister Beaulieu dann dem Feldzeugmeister Alvinczy zugeteilt. Wimpffen nahm wesentlichen Anteil am Gefecht bei Bassano an der Brenta (6. November 1796) und an der siegreichen Ersten Schlacht von Caldiero (12. November 1796). In der Schlacht von Arcole (15. bis 17. November 1796) stand Hauptmann Freiherr von Wimpffen als dirigierender Offizier des Generalquartiermeisterstabes am linken Flügel in Verwendung. Zu Beginn des Jahres 1797 wurde Freiherr von Wimpffen mit der Leitung der Geschäfte des Generalquartiermeisters des Feldmarschall-Leutnants Graf von Bellegarde in Tirol betraut. Im Winter 1798 verschanzte er eine Stellung bei Feldkirch in Vorarlberg.

Zu Beginn des Zweiten Koalitonskrieges im März 1799 versuchte von Wimpffen im Gefecht bei Tauffers am 25. März 1799 die dem Generalmajor von Laudon in den Rücken gekommene französische Abteilungen anzugreifen, und dadurch Laudon zu entlasten. Bei einem dieser mutvoll geführten Angriff wurde Freiherr von Wimpffen durch einen wohl gezielten feindlichen Schuß das rechte Achselgelenk total zerschmettert. Wimpffen schwebte aufgrund dieser sehr schweren Verwundung monatelang zwischen Leben und Tod! Er besuchte zur Heilung seiner Wunde die Schwefelbäder in Baden bei Wien, doch heilte diese Wunde erst nach drei Jahren zu, wenngleich auch dann noch der rechte Arm gelähmt blieb. Trotz alledem rückte der Freiherr von Wimpffen ins Hauptquartier des Generals der Kavallerie Graf von Bellegarde nach Verona ab, um dort seinen Dienst als Flügeladjutant aufzunehmen. Diesen Posten löste von Wimpffen glänzend, wenngleich er seinen rechten Arm in der Binde trug, aufs Pferd gehoben werden, und sich zum Schreiben seiner linken Hand bedienen mußte! Noch im Jahr 1799 war Freiherr von Wimpffen für seine Verdienste und Tapferkeit zum Major befördert- und ihm von den Tiroler Ständen die Tiroler Ehrenmedaille verliehen worden.

Im Jahr 1801 stieg Freiherr von Wimpffen zum Oberstleutnant im Infanterie-Regiment Nr. 34 „Kray“ auf, und wurde in diesem Rang 1802 zum Infanterie-Regiment Nr. 60 „Ignaz Graf Gyulay“ versetzt. Als im Jahr 1803 das neue Militäradministrationssystem eingeführt wurde, kam Wimpffen als Generalkommando-Adjutant zum innerösterreichischen Generalkommando nach Graz. Auf diesem Posten verblieb er bis ins Jahr 1805.

Bei Ausbruch des Dritten Koalitionskrieges im Jahr 1805 wurde Freiherr von Wimpffen zum Oberst im Generalquartiermeisterstab befördert. Nach der Kapitulation der österreichischen Hauptarmee unter Mack in Ulm am 20. Oktober 1805 wurde von Wimpffen ins Hauptquartier seines Kaisers Franz berufen, beteiligte sich als Referent an einem Komitee, welches die Kriegsoperationen zu leiten hatte und verschanzte eine Position vor und hinter dem mährischen Olmütz (heute: Olomouc/Tschechien). Danach ging Oberst Freiherr von Wimpffen zum österreichischen Armeekorps des Fürsten Johann von Liechtenstein ab. Als trotz seiner Abmahnungen die Schlacht bei Austerlitz beschlossen wurde, erhielt von Wimpffen den Befehl, die Führung der verbündeten russisch-österreichischen Hauptkolonne zu übernehmen. Wimpffen forderte den russischen Oberbefehlshaber, General der Infanterie Michael Laurionowitsch Golenitschew Kutusow (1745-1813) auf, die strategisch wichtigen Pratzener Höhen zu besetzen. Dies geschah jedoch nicht und die französischen Truppen Marschall Soults kamen hier den Verbündeten zuvor. Vergeblich wurden nun Versuche unternommen um die Franzosen vom Pratzen zu vertreiben. Bei einem dieser vergeblichen Angriffe wurde Freiherr von Wimpffen im rechten Arm und im rechten Fußgelenk schwer verwundet und folglich außer Gefecht gesetzt. Für seine rege Teilnahme an der Schlacht von Austerlitz wurde Freiherr von Wimpffen bei der 71. Promotion vom 28. Mai 1806 das Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens verliehen.

Während des Jahres 1806 war Freiherr von Wimpffen wieder Generalkommando-Adjutant in Graz. Im Jahr 1807 wurde er schließlich zum Generaladjutanten des Erzherzog Karl und zum Referenten der Generalmilitärdirektion in Wien ernannt. Bei Ausbruch des Krieges von 1809 zum Generaladjutanten der kaiserlich-österreichischen Hauptarmee in Deutschland bestimmt, erfolgte nach der Niederlage bei Regensburg am 26. April 1809 die Ernennung Wimpffens zum Generalmajor und Chef des Generalquartiermeisterstabes. Die hervorragenden Leistungen Wimpffens in der siegreichen Schlacht von Aspern-Essling (21.-22. Mai 1809) bezeugte zur Genüge Erzherzog Karls Relation, er erkannte darin; „in den einsichtsvollen Dispositionen und der rastlosen Verwendung des Chefs des Generalstabes, Generalmajor von Wimpffen die erste Grundlage des Sieges...“. Noch auf dem Schlachtfeld wurde Generalmajor Freiherr von Wimpffen mit dem Kommandeurskreuz des Maria-Theresien-Ordens (73. bis 86. Promotion der Jahre 1809-1810) ausgezeichnet. Als Erzherzog Karl nach der Schlacht bei Znaim den Oberbefehl der Armee und sein Amt als Generalissimus (Auf Wunsch seines kaiserlichen Bruders Franz I. und nach einem lebhaft geführten Briefverkehr) niederlegte, trat auch von Wimpffen von seinem Posten als Chef des Generalstabes zurück.

Freiherr von Wimpffen erhielt nach dem Frieden von Schönbrunn eine Stelle als Brigadier in Böhmen, dann in Polen und 1810 schließlich in Siebenbürgen. Im Jahr 1812 wurde Generalmajor Freiherr von Wimpffen in das in Polen stehende Reservekorps versetzt. Bei Kriegseintritt Österreichs gegen das Kaiserreich Frankreich wurde Freiherr von Wimpffen am 2. September 1813 zum Feldmarschall-Leutnant befördert und erhielt eine Division in der österreichischen Hauptarmee unter Fürst Schwarzenberg. Mit seiner Division focht von Wimpffen in der Völkerschlacht von Leipzig (16.-19. Oktober 1813) und wurde nach Beendigung des Feldzuges zum Militärkommandeur in Troppau (heute: Opava/Tschechien) ernannt.

Im Jahr 1815 rückte Wimpffen an der Spitze eines detachierten Korps gegen Frankreich ins Feld und kehrte 1816 wieder auf seinen Posten nach Troppau zurück, woselbst er bis 1820 verblieb. Nach dem Abmarsch des Generals der Kavallerie Graf Frimont gegen das Königreich Neapel 1820 übernahm Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Wimpffen das Generalkommando in Venetien. Von hier aus unterstützte er auf das Wesentlichste hin, den mit der Niederwerfung des Aufstandes in Piemont beauftragten Feldmarschall-Leutnant Graf von Bubna-Littitz, indem er denselben durch die aus eigenem Antrieb herangeführten Truppenverstärkungen in die Lage versetzte von Mailand gegen Novara vorzustoßen und dadurch das aufständische piemontesische Heer zum Rückzug zu bewegen. Am 14. Januar 1821 erhielt Freiherr von Wimpffen die Würde eines Geheimen Rates und erhielt im März 1824 die Beförderung zum Chef des Generalquartiermeisterstabes. Diesen Posten bekleidete von Wimpffen bis zum 1. November 1830, an welchem Tag seine Ernennung zum Feldzeugmeister und zum kommandierenden General in Niederösterreich erfolgte. Auf diesem Posten verblieb er, bis er infolge der vielen mitgemachten Feldzüge und erlittenen schweren Verwundungen (immerhin fünf!) und ertragenen Strapazen sich nicht mehr in der Lage fühlte den Anforderungen seiner hohen Stellung gerecht zu werden. Im Jahr 1844 bat Freiherr von Wimpffen um Versetzung in den Ruhestand, wurde aber in Anerkennung seiner langen und erfolgreichen Dienstleistung für das Kaiserhaus Österreich am 4. Dezember 1844 zum Feldmarschall und Kapitän der ersten Arcieren-Leibgarde ernannt. Am 5. Dezember 1852 wurde ihm die hohe Auszeichnung zu Teil, zum Ritter des goldenen Vlieses erhoben zu werden. Feldmarschall Maximilian Freiherr von Wimpffen beendete sein taten- und ruhmreiches Leben am 27. August 1854 (n.a. Angaben am 29. August) in Wien. Sein Leichnam wurde auf dem Heldenfriedhof in Wetzdorf bei Stockerau begraben, wohin ihm wenige Jahre später der legendäre Feldmarschall Graf von Radetzky, der unsterbliche Vater der kaiserlich-österreichischen Armee, in die Ewige Ruhe folgte.

Maximilian Freiherr von Wimpffen war ein glänzender Soldat, mutig und äußerst tapfer im Gefecht, gewandt in der Stabsarbeit und dem Adjutantendienst, von Untergebenen wie auch Vorgesetzten stets hoch geachtet.