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Preußen Inf. 1806
Uniformierung

Kopfbedeckungen

Infanteriehut der Preußischen Musketiere 1806Im Jahre 1798 wurde für die Musketiere der schon unter Friedrich II. geführte Dreispitz wieder eingeführt, jedoch im Gegensatz zum früheren Modell mit einer höheren Krempe. Der Hut wurde aus Filz gefertigt und mittels vier schwarzer, etwa 2,5 cm breiter “Stutzschnüre” in der aufrechten Form gehalten - diese Schnüre waren an der vorderen Krempe alle sichtbar, auf der hinteren Krempe jedoch nur zwei von ihnen. Der Rand wurde mit einer fingerbreiten weißen Wollschnur eingefaßt.
Auf den Hut wurde ein wollener “Hutpuschel aufgesetzt, um den Hutkopf wurde eine Schnur gelegt, die an den Enden kleine Quasten führte (siehe Abbildung unten). Die Farben von Puschel, Schnur und Eckquasten unterschieden sich von Regiment zu Regiment und sind
hier aufgelistet.
Vorne links auf der Krempe ein Knopf in Regimentsfarbe (ebenfalls
hier), der seine ursprüngliche Funktion der Krempenfixierung verloren hat und alleine der Verzierung diente. Kokarden trugen nur die Gardeeinheiten (Regimenter Nr. 6 und 15).
Aufsicht des Preußischen Musketierhuts 1806Der Hut sollte leicht schräg getragen werden, und zwar die vordere Seite etwas nach links hinten gedreht und die rechte Seite etwas nach unten (bis zur rechten Augenbraue) gezogen werden - damit sollte eine Behinderung beim Umgang mit den Musketen verhindert werden.
Zur Befestigung konnte eine dünne Schnur dienen, die unter dem Zopf “unsichtbar” geführt wurde.

 

Original einer Grenadiermütze Preußische Infanterie 1806Grenadiere trugen seit 1799 neue Grenadiermützen, von denen ein Original im Wehrgeschichtlichen Museum in Rastatt erhalten ist (Vergrößerung über das Anklicken der Thumbnails). Diese Mützen bestanden aus einem Filz-Hutkörper mit ledernem Augenschirm, der mit weißer Wolle eingefaßt wurde. Vorne ein hohes, vorne schwarz lackiertes Lederschild mit aufgesetzter schwarzwollener Raupe. Auf dem Schild ein Messingblech mit Original einer Grenadiermütze Preußische Infanterie 1806schwarz lackiertem Adler sowie über diesem Blech eine Granate, ebenfalls aus Messingblech. Der Hutkörper wird mit einem Tuch umgeben, das in der Abzeichenfarbe des Regiments (siehe hier) gehalten und mit weißen Randtressen versehen ist. Regimenter mit weißer Abzeichenfarbe haben ein hellblaues Tuchband. Die Rückseite des aufrechten Lederschildes ist in der gleichen Farbe wie das Hutband lackiert.
Weißer Federbusch auf der linken Seite hinter dem Lederschild.
Die Maße werden im Originaldekret aus dem Jahr 1798 mit 10 Zoll Höhe (26,1 cm), 9 Zoll Breite (an der breitesten Stelle; 23,5 cm) und 11 Zoll Durchmesser (inklusive Augenschirm; 28,8 cm) angegeben.

Die Schützen der Musketiere trugen am Dreispitz wie die Unteroffiziere einen schwarz-weißen Wollpuschel und die schwarz-weiße Schnur. Grenadierschützen hatten einen schwarz-weißen Federbusch an der Grenadiermütze.

Haartracht und Bart

Zum Zeitpunkt des Feldzuges von 1806 trugen sowohl Musketiere wie Grenadiere einen Zopf, der bis zum unteren Kragenrand reichen durfte - was einer Länge von 4-5 Zoll (10,5-13,1 cm) entsprach. Dieser Zopf wurde mit einem schwarzen Band gebunden, das Haarbüschel unterhalb des Zopfbandes durfte die Länge von 1 Zoll (2,6 cm) nicht überschreiten. Im April 1807 wurde der Zopf ganz abgeschafft. Die früheren Seitenlocken waren seit 1798 nicht mehr gestattet.
Zur Parade wurden Haare und Zopf weiß gepudert.

Musketiere sollten seit 1798 keine Schnurbärte mehr haben, Grenadiere war diese explizit im Jahre 1806 vorgeschrieben. Zudem war es Grenadieren gestattet, einen Backenbart zu führen.

Preußischer Infanterierock 1806 (Vorderansicht)Rock

Sowohl Musketiere wie Grenadiere trugen einen dunkelblauen Rock aus grobem Tuch - für das Jahr 1806 soll der Grundton etwas “heller” gewesen sein. Er war an der Vorderseite kurz geschnitten und reichte nur bis zur Magengegend.
Die Ärmel wurden eng geschnitten und waren nur im Schulterbereich aufgebauscht. Die Schöße reichten bis etwa eine Handbreit unter die Kniekehlen und hatten seit 1798 keine Taschen (inklusive Taschenpatten) mehr - eine Ausnahme bildeten erneut die Garderegimenter (Nr. 6 und Nr. 15), die im Jahre 1806 zumindest noch die Taschenpatten führten.

Das Rockfutter sowie die - seit 1798 fest angenähten - Schoßumschläge wurde aus ponceaurotem “Boi” (sehr grob gefertigter, flanellartiger Stoff; eine zeitgenössische Beschreibung findet sich hier im “Waaren- und Handlungs-Lexicon” von Jacobi 1798) gefertigt; die Regimenter 18, 31, 40 und 57 hatten solche von rosenroter Farbe. Die beiden Farben sind hier beschrieben.

Etwa 9-11 cm hoher Kragen, der nach vorne schräg ausgeschnitten und wenig “gesteift” war. Die schmalen Rabatten waren seit 1798 auf dem Rock fest vernäht, Preußischer Infanterierock 1806 (Rückansicht)die Knöpfe dienten also nur noch der Verzierung. Der Rockschluß erfolgte seit 1801 mittels Haken vom Hals bis zur Taille. Nur das Regiment Nr. 3 (Renouard) trug schon 1806 keine Rabatten; dessen Rock wurde übergeknöpft getragen und diente aufgrund der hohen Zweckmäßigkeit im Felde als Vorlage für das in einem gesonderten Abschnitt beschriebene Modell neueren Zuschnitts. Die alte Paradeuniform des Grenadiergardebataillons (Nr. 6) hatte ebenfalls keine Rabatten.

Die Ärmelaufschläge konnten drei verschiedene Formen haben (siehe Abbildung unten) und dienten daher auch als Unterscheidungsmerkmal der Regimenter (siehe hier):

  • Altbrandenburgischer Ärmelaufschlag
    Blaue Aufschlagpatte, die aufgeknöpfter werden konnte; der unterste Knopf wurde meist nicht verschlossen; je nach Regiment ohne/mit Litzenbesatz; der farbige Aufschlag verdeckte den untersten Knopf sowie den Litzenbesatz
  • Runder Ärmelaufschlag
    Fest vernähter Aufschlag - daher auch kein Öffnen der Knöpfe möglich; nur zwei Knöpfe (mit/ohne Litzenbesatz) oberhalb des Aufschlags
  • Schwedischer (oder Offener) Ärmelaufschlag
    Offener, umgeschlagener Aufschlag, der mittels zwei Knöpfen (mit/ohne Litzenbesatz) an der Außenseite fixiert wurden

Der Rock hatte nur eine, etwa 2,5 cm breite, Achselklappe - auch “Dragoner” genannt - die auf der linken Schulter, jedoch nicht genau oben, sondern nach hinten auf die Rückenpartie versetzt, angebracht wurde. Diese Achselklappe diente zur Fixierung des Patronentaschenbandoliers und wurde mittels Knopf, der auf dem Kragen angebracht war, verschlossen.

Typen von Ärmelaufschlägen am Preußischen Infanterierock 1806

Kragen, Rabatten, Ärmelaufschläge und Achselklappe waren je nach Regiment in verschiedenen Abzeichenfarben gehalten (siehe hier).

Auf dem Rock wurden leicht gewölbte (ohne Prägung oder Verzierung) Knöpfe - in der “Regimentsfarbe” (siehe hier) - an den folgenden Stellen angebracht:

  • 8 auf jeder Rabatte (Ausnahmen siehe hier in der Kommentarspalte)
  • 2 unterhalb der rechten Rabatte in der Taille - ein Überbleibsel aus Zeiten, in denen mit diesen der Rock weiter unten zugeknöpft werden konnte; unterhalb der linken Rabatte fanden sich daher 2 angedeutete (zugenähte) Knopflöcher
  • 2 hinten am Schoß
  • 1 am Kragen links hinten (zur Befestigung der Achselklappe)
  • 2-3 Knöpfe auf den Ärmelaufschlägen (3 nur bei Altbrandenburgischen)

Viele Regimenter trugen noch den aus früheren Zeiten bekannten Litzen-/Tressenbesatz, mittels welcher die Einheiten mit gleicher Abzeichenfabe unterschieden werden konnten (siehe hier). Dieser Besatz sollte zumindest für einige Regimenter im Felde zu dessem Schutze abgenommen werden (siehe hier).

Hemd - Kolleret - Weste

Jeder Soldat trug ein Unterhemd, das jedoch aus so grober Leinwand gefertigt war, dass zu Paradezwecken ein „Oberhemd“ – auch Kolleret oder Halbhemd genannt – angesteckt wurde. Dieses war aus feinerer Leinwand gefertigt und wurde in Falten gelegt. Jeder Soldat sollte zwei solcher Kolleretts haben. Vereinzelt finden sich die Ende des 18. Jahrhunderts aufgekommenen „Busenkrausen“ oder „Jabots“, die auf das Kolleret aufgenäht wurden. Ebenfalls findet man 1806 noch vereinzelt den Gebrauch der kurzen, leinenen „Vorärmel“, die an die Enden der Hemdärmel gebunden wurden. Diese Vorärmel dienten ausschließlich Paradezwecken.

Seit 1798 war ein Unterkamisol ohne Schöße aus weißem Manteltuch mit Zinnknöpfen als Weste im Einsatz. Aufgrund des kurzen Rockschnittes wurde zum Verbergen des Hemdes oder des Unterkamisols eine „falsche Weste“ unter die Rabatten angenäht oder eingehakt. Diese „falsche Weste“ war aus einem schmalen, weißen Stoffstreifen gefertigt und hatte die Form von Westenschößen.

Hosen – Gamaschen – Strümpfe – Schuhe

Im Jahre 1806 trugen die Infanteristen aller Regimenter weiße Tuchhosen. Die Hosen wurden unter dem Knie gebunden – daher auch die Bezeichnung „Kniehose“ – und hatten einen Latz, der seitlich nahe den Hosennähten zugeknöpft wurde. Während der wärmeren Monate konnten auch Kniehosen aus Leinwand, anstatt aus Tuch, getragen werden.
Im Felde und v.a. im Feldzugsverlauf 1806 wurden Überhosen aus Zwillich getragen (siehe
hier).

Jeder Soldat trug Gamaschen – auch „Stiefeletten“ genannt – aus schwarzem Tuch, die bis etwa zur Mitte der Kniescheibe reichen sollten und an der Außenseite mit 16 bis 18 flachen Messingknöpfen verschlossen wurden. Drei dieser Knöpfe waren auf dem sog. „Umschlag“, also dem Bereich der Gamaschen, der über der Kniekehle liegt. Einzig die Gardeeinheiten (Nr. 6 und 15) trugen noch 1806 die vormals abgeschafften weißen Gamaschen zur Parade.
Während der Sommermonate dürften auch Gamaschen aus schwarz gefärbtem Zwillich in Gebrauch gewesen sein, das allerdings wie die Schuhe gewichst werden musste. Im Jahre 1806 erging der königliche Befehl zur Einführung kürzerer Gamaschen – bis unterhalb die Knie reichend – der jedoch zum Beginn des Feldzuges nur wenig umgesetzt sein dürfte. Einzig neuere Truppenteile, wie die Reservebataillone oder die 1807 neu errichteten Gardeeinheiten dürften sicher mit diesen neuen Gamaschen ausgestattet worden sein.

Unter den Gamaschen wurden wollene Strümpfe oder – vor allem in Sommermonaten – Socken aus Leinwand getragen. Die Strümpfe reichten bis an das Knie und sollten von weißer Farbe sein.

Mit Einführung des Reglements von 1802 sollten die lange eingeführten, vorne breiten („klobigeren“) Schuhe durch solche mit abgerundeter Spitze ersetzt werden. Ob diese Vorgabe im Jahre 1806 für alle Regimenter und Soldaten umgesetzt wurde, ist nicht bekannt. Die Schuhe konnten entweder mit einer Schnalle oder mit Schnürsenkel verschlossen werden.

Mäntel

Eine Bestückung der Soldaten mit Mänteln war 1806 nicht vorgesehen. Einzig die noch aus friederizianischer Zeit stammenden Wacht- oder Postenmäntel – auch Rokelor genannt – wurden wohl auch im Kriege 1806 mit der Bagage transportiert wurden. Diese Mäntel sollten nachts und bei schlechtem Wetter von den Schildwachen und Posten getragen werden; wahrscheinlich waren sie von blauer Farbe.
Als Schutz der Soldaten im Felde war die Unterbringung von 5-6 Soldaten in einem Zelt vorgesehen. Infolge der schnellen Lager- und Bagageverluste im Laufe des Feldzuges von 1806 kam jedoch mit Einbruch des Winters 1806/07 der große Bedarf an der Ausstattung der Soldaten mit Mänteln auf (siehe
hier).