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Preussen 1815
Reitende Artillerie

Der folgende Beitrag wurde von Uwe Ehmke erstellt und in der “Depesche” Nr. 1 (Mannheim, o.J.) veröffentlicht.
Dazu hat
Edmund Wagner verschiedene Zeichnungen angefertigt.

Situation im Jahre 1815

Für den kommenden Feldzug standen der preußischen Armee im Mai 1815 zwölf Batterien Reitende Artillerie zur Verfügung, und zwar die Batterien Nr. 1, 2, 5, 6, 7, 10, 11, 12, 14, 18, 19 und 20. In einigen Quellen werden jedoch fälschlicherweise anstatt der Batterien 1 und 2 die Nummern 21 und 22 angegeben, die aber erst im September 1815 aufgestellt wurden - also nach Ende des Feldzuges. Dann wurden nämlich die bisherigen Batterien 4 und 15 an die Spitze, also an Nr. 1 und 2 gesetzt, und den alten Batterien 1 bzw. 2 die Nummern 21 und 22 zugeteilt.

Für den Feldzug wurden die o.a. Batterien wie folgt auf die einzelnen Korps verteilt :
 

    1. Armeekorps (Generalleutnant von Zieten)
    Brigadekommandeur Oberst von Lehmann
    Reitende Batterie Nr. 2 (Kapitän von Borowski)
    Reitende Batterie Nr. 7 (Kapitän von Schäffer)
    Reitende Batterie Nr. 10 (Kapitän von Richter)

    2. Armeekorps (General von Pirch)
    Brigadekommandeur Oberst von Röhl
    Reitende Batterie Nr. 5 (Second Leutnant von Roll)
    Reitende Batterie Nr. 6 (Kapitän von Jenichen)
    Reitende Batterie Nr. 14 (Kapitän von Fritz)

    3. Armeekorps (Generalleutnant von Tielemann)
    Brigadekommandeur Oberst von Mohnhaupt
    Reitende Batterie Nr. 18 (Kapitän von Hoyer)
    Reitende Batterie Nr. 19 (Kapitän von Dellen)
    Reitende Batterie Nr. 20 (Kapitän von Vollmer)

    4. Armeekorps (Graf von Bülow von Dennewitz)
    Brigadekommandeur General von Braun (später Major von Bordeleben)
    Reitende Batterie Nr. 1
    Reitende Batterie Nr. 11
    Reitende Batterie Nr. 12

Preussische 7-Pfund-Haubitze
Organisation

Der theoretische Etat einer reitenden Batterie umfaßte:
1 Premier-Kapitän, 1 Premier-Leutnant, 3 Seconde-Leutnants, 1 Chirurg, 13 Unteroffiziere, 2 Trompeter, 20 Bombardäre, 112 Gemeine, 4 Handwerker und 15 Trainsoldaten (8 Soldaten und 7 Knechte), also insgesamt 172 Mann.
Diesen Soldaten wurden 206 sog. “königliche Dienstpferde” anvertraut, die sich wie folgt verteilten:
109 Reitpferde, 1 Klepper für den Chirurg, 4 Klepper für die Handwerker, 36 Stangenpferde und 56 Vorderpferde. Zusätzlich war einer Batterie 12 Offizierspferde und 2 Packpferde zugeteilt.

Artilleriepark

Der Batterie standen 6 x 6-Pfünder Kanonen, 2 x 7-Pfünder Haubitzen, 4 x 6-Pfünder Kartuschwagen, 2 x 7-Pfünder Granatwagen und 2 Leiterwagen, also insgesamt 16 Geschütze und Wagen zur Verfügung. Dabei wurden die Geschütze von Sechsergespannen und die Wagen von Vierergespannen gezogen, wobei auf jedes Pferdepaar eines Gespanns ein Mann zum Bereiten abgestellt wurde. Für die Leiterwagen waren die Trainsoldaten zuständig.
Beide Geschütze - 6-Pfünder Kanone und 7-Pfünder Haubitze - sind durch zwei Zeichnungen von Herrn
Edmund Wagner dargestellt. Die Rohre der Geschütze wurden aus Bronze gegossen und nach Abkühlen angebohrt. Die Rohre der Kanonen besaßen ein Korn von unbestimmter Höhe und nur einen Visiereinschnitt auf der Bodentiefe. Somit waren von Geschütz zu Geschütz der Visierwinkel verschieden, der bei der 6-Pfünder Kanone ca. 45 Winkelminuten betrug. Die hölzernen Lafetten wurden mit der Farbe Kornblumenblau bemalt und mit Eisen beschlagen. Der Lafettenschwanz war schlittenförmig abgerundet. Zumeist wurden Achsen aus Eisen verwendet, aber auch solche aus Holz fand man vor - letztere brachen natürlich öfters. In beiden Fällen diente jedoch Holz als Achsfutter. Die Räder waren dem französischen Gribeauval-System entnommen.

Munition

Die Protze der 6-Pfünder Kanone führte mit sich:
45 Rundkugeln, 10 x 6-lötige und 5 x 2-lötige Kartätschen, und somit insgesamt 60 Schuß, sowie 66 Schlagröhren, 1,25 Pfund Mehlpulver, 25 Zündlichter und 1 Lunte.
Der 6-Pfünder Kartuschwagen transportierte 90 Rundkugeln, 17 x 6-lötige und 8 x 2-lötige Kartätschen (insgesamt 115 Schuß), 2,5 Pfund Mehlpulver, 127 Schlagröhren, 25 Zündlichter und 1 Lunte.
Der 7-Pfünder Granatwagen konnte mit 49 Granaten, 16 Haubitzen-Kartätschen, 3 Brandkugeln und 2 Leuchtkugeln - also insgesamt 70 Schuß - sowie mit 77 Schlagröhren, 3 Pfund Mehlpulver, 25 Zündlichter und 1 Lunte bestückt werden.
Preussische 6-Pfund-Kanone