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Quellen
Tagebuch von 1813
Dezember

1. Lauenburg. In der vergangenen Nacht verließen die Franzosen Lauenburg, und mit derselben die starke Position an der Stecknitz. Die Vorposten der Alliirten rückten sogleich daselbst ein, und ihnen folgte die schwedische Division des Generals von Schulzenheim.
Amsterdam. Heute Morgen um 8 Uhr landete der russische General von Benkendorf mit mehreren tausend Mann Infanterie, von Harderwyk über den Zuyder-See kommend, hier im Hafen. Gleich nach seiner Ankunft sendete er Truppen nach Muyden und Halfweg, um diese festen Plätze dicht vor Amsterdam wegzunehmen. Es gelang, 20 Kanonen und über 1000 Gefangene fielen den siegreichen Russen in die Hände. Wenige Stunden nachher wurde der Prinz von Oranien, als Wilhelm der Erste, zum souverainen Fürsten von Holland durch eine öffentliche Proclamation erklärt. Der Prinz war unterdessen aus England angekommen, und vom Balkon des hiesigen Rathhauses war eine Proclamation von ihm publicirt. Am darauf folgenden Tage kam er selbst in Amsterdam an. Alles greift zu den Waffen.
Düsseldorf. Der General-Gouverneur des Großherzogthums Berg, Justus Gruner, macht bekannt, daß die Thurn- und Taxischen Posten von heute an in diesem Lande wieder hergestellt sind.
Dessau. Zufällig wurde die Acte wegen des Beitritts des Herzogs zu den Alliirten erst heute unterzeichnet.
Frankfurt am Main. Es erschien eine Erklärung der verbündeten Monarchen an Frankreich, und wurde viel tausendfältig in deutscher und französischer Sprache ausgetheilt. Darinnen wurde unter mehrern gesagt: “Der Sieg hat die verbündeten Heere an den Rhein geführt. Der erste Gebrauch, den Ihro Kaiserliche und Königliche Majestät von dem Siege machten, war, Sr. Majestät dem Kaiser der Franzosen Frieden anzubieten. Die neue und verstärkte Kraft, welche sie durch den Beitritt aller Souveräns und Fürsten Deutschlands erhalten haben, hat keinen Einfluß auf die Bedingungen des Friedens gehabt. Diese sind eben so gut auf die Unabhängigkeit des franz. Reichs, als auf die Unabhängigkeit der übrigen Staaten von Europa gegründet. Die verbündeten Monarchen wünschen, daß Frankreich groß, stark und glücklich sey, weil die franz. Macht, groß und stark, eine der Hauptgrundlagen des europäischen Staatengebäudes ist. Die verbündeten Mächte bestätigen dem franz. Reiche eine Ausdehnung des Gebiets, wie sie Frankreich nie unter seinen Königen hatte. Aber auch die verbündeten Mächte wollen frei, glücklich und ruhig seyn u.s.w.”

2. Neuß. Die Alliirten unter dem preuß. Oberst von Hode und Major von Knobloch gingen in Düsseldorf aus über den Rhein und eroberten Neuß mit Sturm, wobei 28 Offiziere, 150 Gemeine und einige Zollbeamte gefangen, auch ein Adler, ein beträchtlicher Transport Proviant, und viel Schlachtvieh erbeutet worden. Dann gingen die alliirten Truppen wieder zurück. Mehrere junge Leute aus Düsseldorf nahmen bereits an dieser Expedition Theil. Die Franzosen hatten außerdem noch 6 Offiziere und 55 Gemeine todt und einige und 50 verwundet. Der Verlust der Preußen besteht in 9 Todten und 27 Verwundeten, unter welchen letzern sich 2 Offiziere befinden. Der Feind ist durch diese Unternehmung auf mehrere Tage in seinen Communicationen gestört worden. Nach franz. Berichten soll der Offizier, welcher das Detaschement commandirte und sich überrumpeln ließ, bestraft werden.
Wesel. Die Truppen des Generals von Borstel hatten ein votheilhaftes Gefecht mit den Franzosen.
Basel. Ein Tagesbefehl des Fürsten von Schwarzenberg kündigt den Commandanten der Truppen unter seinem Befehl an, daß, da die Schweiz für neutral erklärt sey, so müsse ihr Gebiet genau respectirt werden, und der Zuwiderhandelnde solle in die strengsten Strafen verfallen.
Rom. Die erste Colonne der neapolitanischen Truppen rückt hier ein. Die neapolitanischen Truppen werden von dem General Corajessa commandirt.

3. Wittenberg. Der General von Dobschütz ließ die beiden Posten an der schwarzen Ziegelscheune und weißen Kanne wegnehmen. Die Expedition verrichtete der Hauptmann von Brösigke und der Lieutenant von Gagern. Von den 80 Mann in beiden Posten entkamen nur 8 Mann. Von den Alliirten wurden nur 2 Mann blessirt.
Leipzig. Der Generalmajor von Carlowitz ist zum Anführer der freiwilligen Sachsen ernannt worden, und derselbe erließ heute einen Aufruf in diesem Geiste. Er bemerkt darinnen, daß sich bereits 1500 Freiwillige gestellt haben.

4. Torgau. In der vergangenen Nacht wurde das Fort Zinna, so wie Torgau selbst, bombardirt. Es entstand an mehreren Orten Feuer, und ein Magazin und das Schlachthaus mit dem letzten Ochsen brannte ab.

5. Lübeck ist Abends um 5 Uhr mittelst Capitulation an die combinirte Nordarmee von Deutschland übergegangen, als der folgende Tag schon zum Sturmangriff bestimmt war. Die Kenntniß, die man von Lübeck hatte, und die Vertheidigungsmittel, die dieser Platz einem Manne von Entschlossenheit und Kopf darbietet, machten, daß der Marschall Graf von Stedingk die ihm gethanen Vorschläge nicht verwarf. Der franz. General Lallemand unterzeichnete mit dem Oberst Björnstierna, Chef des Generalstaabes der schwedischen Armee, die Capitulation des Inhalts: daß die franz. Truppen um 10 Uhr des Morgens die Stadt und um 5 Uhr Nachmittags das Thor von Möllen räumen würden, aber erst mit Anbruch des folgenden Tages verfolgt werden sollten. Die Einwohner waren entschlossen, durch wirksame Mittel als bloße Wünsche, die Alliirten zu unterstützen. Die Franzosen zogen sich nach Segeberg, und am andern Morgen verfolgte sie der General Skjöldebrand mit der Kavallerie. Er machte sogleich einige Hundert Gefangene, und erbeutete 2 Kanonen.
Stettin capitulirte am 21sten November, und heute erfolgte die Uebergabe. Morgens um 10 Uhr rückte die franz. Garnison aus, und streckte das Gewehr. 351 Kanonen, worunter 18 metallene, wurden den preußischen Offizieren übergeben. Die Garnison bestand aus 7 Generalen, 533 Offizieren und 7100 Unteroffizieren und Gemeinen. Von diesen haben 1400 Holländer sogleich mit großer Freude die oranische Cocarde aufgesteckt, um sich mit ihren Brüdern zum Kampf für die Freiheit zu vereinigen. Die französischen Gefangenen wurden über die Oder geführt, und werden jenseits der Weichsel ihren Aufenthalt erhalten. Nachmittags rückte das Belagerungs-Corps, von dem General von Pletz geführt, in die Stadt, und Freude und Rührung wechselten in den Gemüthern. Ohngeachtet alle Bewohner der Stadt versammelt waren, so schienen die Straßen doch leer. Ein Gottesdienst wurde sogleich abgehalten. Vor der Belagerung hatte Stettin, nach einer Seelenliste, welche im Januar 1813 aufgenommen wurde, 22,000 Einwohner, und davon waren nach und nach 15,000 ausgewandert. An Gefangenen fand man in der Stadt 31 Preußen und 8 Kosaken.

6. Hannover. Alle von der usurpirten Gewalt erhaltenen Titel, Würden und Orden sind für aufgehoben erklärt, und die geleisteten Huldigungs- und Diensteide für ungültig.
Holland. Frankreich hat noch eine Flotte in Antwerpen und eine im Texel. Die Lähmung dieser Streitkräfte, die dem großen Zwecke sehr nachtheilig werden konnten, mußte ein vorzügliches Augenmerk der großen verbündeten Mächte seyn. Diese Flotten sind zwar noch nicht erobert, aber es ist unmöglich, daß sie gerettet werden, denn der Texel und die Ausflüsse der Schelde sind von den Engländern blokirt, und die Matrosen desertiren bereits stark. Die Operationslinie ist die Maas. Bis heute sind bereits 1800 Mann brittische Truppen in Schevelingen gelandet. Die Transportflotte liegt auf der Rhede, und die Ausschiffung geht unaufhörlich fort.
Haag. Der Prinz Wilhelm Friedrich, souverainer Fürst der vereinigten Niederlande, fordert zu den Waffen auf, und sagt in seiner Proclamation: “Zu den Waffen, Holländer! zu den Waffen! Wir müssen Rache üben für das Blut der unschuldigen Schlachtopfer, welche unter dem Eisen der Feinde darnieder sanken. Zu den Waffen, Holländer, damit es dieser Mörderschaar nie mehr gelinge, dieses Land zu betreten.”
Zara capitulirte an den englischen Seecapitain Cadogan und General Tomassich. der franz. Commandant, Brigadegeneral Roize, und 6 bis 700 Mann sind Kriegsgefangene, strecken das Gewehr, und werden mit Zurücklassung alles Geschützes und Munition, dann der im Hafen befindlichen Flottille, bis zu den Vorposten der französischen Armee in Italien geführt, unter der Verbindlichkeit, bis zur Auswechslung nicht gegen Oestreich und seine Alliirten zu dienen. Die Zahl der in der Festung eroberten Kanonen ist 286 Stück, meistens von großem Kaliber. Die Munition ist verhältnismäßig eben so beträchtlich. Ein Aufstand des kroatischen Likaner-Regiments, welcher die Uebergabe dieser wichtigen Festung beschleunigte, wurde durch den Corporal Millensnich und einigen Gemeinen veranlaßt. Der erstere erklärte, als er auf seinen Posten commandirt wurde: “Kein braver Likaner kämpft gegen sein Vaterland.” Er und 3 Compagnien im Hornwerk stürzten sich auf die, gegen sie gerichteten Kardätschen sprühenden Kanonen, warfen sie um, oder vernagelten sie, und brachen sich dann durch drei andere Compagnien in der Stadt, unter Anführung des Korporals Koritza, zwangen den Commandanten, sie bewaffnet zu entlassen. Beide Braven wurden zu Lieutenants ernannt.

8. Berlin. Es trafen ein 183 übergegangene Holländer mit 5 Offizieren, und gingen nach Schwed.

9. Torgau. Nach geschehener Aufforderung an den Gouverneur von Torgau, bat derselbe um einen Waffenstillstand, und that Vorschläge zur Kapitulation. Allein diese waren so, daß sie verworfen, und die Festung den 7ten wieder beschossen werden mußte. Am 8ten kam der Superintendent Koch aus der Festung bei dem General, Grafen von Tauentzien an, und bat im Namen der Bürgerschaft um Schonung. Der kommandirende General bewilligte von neuem einen Waffenstillstand von 12 Stunden. Allein die neuen Vorschläge waren abermals so überspannt, daß sie wieder verworfen werden mußten.
Oldelslohe. Der schwedische General von Tawast erläßt eine Proklamation an die Hollsteiner, in welcher es heißt: “Nicht eher als nachdem Eure Regierung die Vorschläge der verbündeten Mächte zu wiederholten Malen von sich gewiesen, und sich geweigert hat, mit dem ganzen übrigen Europa gemeinschaftliche Sache zu machen, erst nach diesen fruchtlosen Versuchen rückt die verbündete Armee in Eure Grenzen ein.”
Utrecht. Hauptquartier des Generals von Bülow. Derselbe erläßt einen Aufruf an die Einwohner von Brabant, und fordert diese ebenfalls zur thätigen Theilnahme auf.
Karlsruhe. Es erschien eine Verordnung über die Organisation eines freiwilligen Cavalleriecorps von der Landwehr.

10. Dresden. Gestern kam der General-Gouverneur von Sachsen, Fürst Repnin, hier an, und wird nun von hier aus das Land dirigiren. Heute versammelten sich alle Collegien und Dikasterien, und der Fürst machte ihnen seine Bestimmung in einer Rede bekannt. Er sagte unter andern: “die großmüthigen Regenten, die sich verbunden haben, um Deutschland dem Despotismus und der Tyrannei zu entreißen, unter denen es seufzte, bis das Gericht Gottes auf dem Felde bei Leipzig entschied, diese fürstlichen Befreier haben in Ihrer Weisheit angeordnet, daß das König Sachsen in Ihren Namen verwaltet werden soll, bis zum allgemeinen Frieden. Die beharrliche Feindschaft, welche ihre Regierung bis auf den letzten Augenblick gegen Dieselben bewiesen hat, haben Sie zu dieser Maßregel genöthigt.”
Frankfurt am Main. Der Fürst von Schwarzenberg ging mit seinem Hauptquartier von hier ab.
Friedrichsstadt bei Tönningen. Der General von Tettenborn rückt hier ein, und die dänischen Truppen ergriffen die Flucht.
Osterode. Hier wurden einige Bataillons Infanterie und ein Regiment Husaren, welche zur Deckung der Communikation mit dem General von Dörenberg an der Brücke aufgestellt waren, von mehr als 10,000 Dänen angegriffen, und es gelang den letztern, sich der nach Rendsburg führenden Straße zu versichern. Die beiderseitigen Truppen wurden besonders bei Seestädt im buchstäblichen Sinne handgemein. Die mecklenburgischen Jäger kamen noch zeitig genug herbei, um an dem Gefecht Theil zu nehmen, und entschieden den Sieg. Der Prinz Gustav von Mecklenburg wurde verwundet und gerieth in Gefangenschaft, wurde aber sogleich in Freiheit gesetzt. Das Corps des Grafen Wallmoden hat in dieser Affaire eine Kanone, und an Getödteten und Verwundeten 5 bis 600 Mann verloren, die Dänen hingegen nahe an 1000 Mann. Am Tage vorher verloren sie 8 Kanonen und 400 Gefangene.
Rovigo. Am 2ten ging der Feldmarschall-Lieutenant, Baron Marschall, über die Etsch, um die strenge Einschließung Venedigs noch mehr zu beschleunigen. Er besetzte Lendinara und Rovigo, wo am 5ten der Graf Starhemberg zu ihm stieß. Am 3ten griffen die Franzosen an, wurden aber zurückgedrängt. Am 8ten griffen sie, vierfach verstärkt, wieder an, aber es wurde ihnen alles vereitelt. Am 9ten zogen sie sich gegen Villa die Costa, und der Graf Starhemberg besetzte Rovigo. Die Franzosen hatten einen Verlust von 800 Mann an Todten und Verwundeten, und 102 Gefangenen.

11. Torgau. Durch das wohldirigirte Feuer der Belagerer, sind die Franzosen genöthigt worden, in der vergangenen Nacht das wichtige Fort Zinna zu verlassen, nachdem sie vorher drei gemauerte Poternen gesprengt und das Geschütz herausgezogen hatten. Der Besitz dieses Werkes läßt den nahen Fall Torgaus erwarten.
Frankfurt am Main. Der Kaiser von Oestreich ging von hier ab. - Der Prinz Philipp von Hessen-Homburg, General-Gouverneur des Großherzogthums Frankfurt, erläßt einen Aufruf, zur Errichtung einer Schaar von Freiwilligen.
Neu-Münster. Der Kronprinz von Schweden kam mit seinem Hauptquartier über Oldeslohe und Segeberg hier an.

13. Freiburg im Breisgau. Hauptquartier des Fürsten von Schwarzenberg.

14. Frankfurt am Main. Die hohen verbündeten Mächte haben das bleibende Wohl von Frankfurt heute gegründet, und bekannt machen lassen, daß die Stadt mit ihrem ehemaligen Gebiet für sich bestehen, und eine eigene Verfassung, unter dem Schutz der verbündeten Mächte, erhalten soll.
Inspruck. Durch die Rückkehr flüchtiger Conscribirten, und besonders der von den aufgelösten Tyroler Schützen-Compagnien entlassenen Individuen, hatte sich seit kurzem in einigen Gegenden des Innkreises eine gefährliche Stimmung verbreitet, welche vor mehreren Tagen in hiesiger Gegend in offene Empörung überging. Sie rotteten sich in Haufen zusammen, kündigten den königl. baierschen Beamten den Gehorsam auf, entfernten einige gewaltsam aus ihren Amtssitzen, und wollten wieder Oestreichisch seyn. Gegen 3000 drangen am 11ten mit gewaffneter Hand in Inspruck ein, verdrängten das wenige Militär, und bemächtigten sich der Effecten des Militärdepots. Die aus der Bürgerschaft gebildete Nationalgarde stellte sich ihnen entgegen, und der Königl. General Commissarius, Freiherr von Lerchenfeld, erließ einen Aufruf. Auch der eben durchreisende, und zur Armee nach Italien gehende Kaiserl. östreichische Feldmarschall Bellegarde, erließ eine Proklamation, worinnen er sie zur Ruhe aufforderte. Durch alle zweckdienliche Maßregeln ist die Ordnung heute wieder hergestellt worden.

15. Freiburg im Breisgau. Ankunft des Kaisers von Oestreich.
Vicenza. Der Feldmarschall, Graf Bellegarde, traf hier ein, und übernahm das Oberkommando der östreichischen Armee in Italien.
Roveredo. Der provisorische Landeschef des italiänischen und illyrischen Antheils von Tyrol, von Roschmann, erließ eine Kundmachung, in welcher es heißt: “Se. Kaiserl. und Königl. apostolische Majestät wollen eine Civil-Besitzergreifung der eroberten Provinzen vor erfolgtem allgemeinen Frieden nicht statt finden lassen.”

16. Kiel. Hauptquartier des Kronprinzen von Schweden. Gestern hatte derselbe in einem Dorfe an der Eyder eine Unterredung mit dem, die dänischen Truppen en Chef kommandirenden Prinzen von Hessen. In Folge derselben, wurde ebenfalls gestern zu Rendsburg ein zwölftägiger Waffenstillstand abgeschlossen, und dieser späterhin bis zum 6ten Januar 1814 verlängert. Die beiderseitigen Truppen bleiben in der beim Abschluß des Waffenstillstandes eingenommenen Position stehen, die Alliirten räumen aber Schleswig. Friedrichsort und Glückstadt sind jedoch nicht in dem Waffenstillstand begriffen, und können von den Alliirten fortwährend belagert werden. Die Operationen gegen Hamburg haben auch ihren Fortgang. Die alliirte Armee steht im Hollsteinschen von Eckernförde bis Husum. Der Waffenstillstand ist unterzeichnet von dem schwedischen Generalmajor, Grafen Gustav von Löwenhielm und dem dänischen Major, C. von Bordenfleth.
Magdeburg. Der franz. General Lemoine machte einen Ausfall, und griff mit 5 Bataillonen, 7 Kanonen und einiger Cavallerie die Vorposten-Chaine des Generals von Puttlitz bei Pechau und Gübs an. Jedoch der Major von Bornstädt warf die Franzosen mit 7 Compagnien Landwehr und 2 Kanonen, nebst einem Detaschement Cavallerie, bis unter die Kanonen der Festung zurück. Zum Plündern hatten die Franzosen keine Zeit behalten. Der preußische Verlust besteht in einigen Todten und 32 Blessirten, und die Franzosen verloren an Gefangenen 1 Offizier und 13 Gemeine. Zu gleicher Zeit griffen die Franzosen, unter dem General Joly, mit 4 Bataillonen, 4 Kanonen und einigen hundert Pferden, den Theil des Puttlitzschen Corps auf dem linken Ufer der Elbe bei Wollmirstädt an, wurden aber gleichfalls unter die Kanonen der Festung zurückgetrieben. Jedoch sie hatten Zeit behalten, Wollmirstädt zu plündern, und die Einwohner auf das schändlichste zu mißhandeln.
München. Der Kronprinz Ludwig von Bayern erläßt von Salzburg aus einen Aufruf an alle Bayern von 18 bis 60 Jahren, und fordert selbige zu den Waffen. Er sagt unter andern: “Alle Kräfte nimmt Frankreichs Kaiser zusammen, uns wieder in Knechtschaft, in schmählicher noch, zu stürzen; wenden wir auch die unsrigen ganz an, uns auf immer zu befreien. Weltherrschaft war sein Ziel, er hat es auch jetzt nicht aufgegeben; nahe war er daran es zu erreichen, und wird es noch erreichen, wenn wer nun ruhen.”

17. Bommel. Hauptquartier des Generals von Bülow.
Hüningen. Die alliirten Truppen gehen hier audn auf zwölf andern Punkten über den Rhein.
Löwen. Alliirte Truppen rückten hier ein, und die Freude des Volks über ihre nahe Befreiung von der franz. Unterdrückung brach in einen förmlichen revolutionären Tumult aus. Der Pöbel stürmte das Rathhaus, und legte Hand an den Präfecten und an den Maire; beide wurden gewaltsam durch die Straßen geschleppt. Der preuß. Major von Colomb rettete sie indeß aus den Händen des Volks, und steuerte jeder Gewaltthätigkeit.

18. Dresden. Als Zeichen der Zeit verdient bemerkt zu werden, daß die Bewohner Dresdens, obgleich durch vielfache Leiden gedrückt, doch einen rühmlichen Eifer für die Bewaffnung des Landes gegen die Franzosen beweisen. Schon bis jetzt sind, außer den sehr bedeutenden Beiträgen an Prätiosen und Naturalien, mehr als 13,000 Rthlr. freiwillige Geldbeiträge zur Ausrüstung unbemittelter Landwehrmänner eingegangen. Eben so geht es in Leipzig und an anderen von den Franzosen hart mitgenommenen sächsischen Oertern.
Hamburg. Nach einem Beschluß des Marschalls Davoust mußten heute viele arme Einwohner Hamburg verlassen. Für andere, welche sich nicht auf 6 Monat verproviantiren konnten, wurde ein Termin zum 24sten bestimmt. Zugleich erschien auf Davoust´s Befehl eine Warnung des Inhalts: daß, wer zum letzten Termin sich nicht verproviantirt habe, sogleich arretirt und mit 25 Stockschlägen bestraft werden solle. Sollte diese Strafe ohne Erfolg bleiben, so wird ein solcher zum zweitenmale arretirt, und nach empfangenen 50 Stockschlägen aus der Stadt transportirt werden. Der Kronprinz von Schweden erließ darauf am 25ten eine Verordnung, worinnen es unter andern heißt: “Durch einen Beschluß verjagt euch der Fürst von Eckmühl aus euren Wohnungen und stürzt euch ins Elend. Ueberlaßt euch nicht der Verzweiflung, faßt wieder Muth. Die Städte Lübeck und Bremen sind zur Aufnahme der Greise, Frauen und Kinder bestimmt. Man wird ihnen Bekleidung und Lebensmittel liefern. Die Städte Oldeslohe und Segeberg sind zu Versammlungs-Oertern für diejenigen Hamburger bestimmt, welche sich den, mit der Befreiung Hamburgs beauftragten Truppen zugesellen wollen.”
Rothenhaus bei Basel. In der vergangenen Nacht ist das Corps von Giulay, nebst der Hälfte des Wrede´schen Corps, hier über Rhein gegangen. Die feindlichen Truppen, welche ihnen gegenüber standen, waren meist frisch zusammen gerafft, alle noch in Bauernkleidung, und nur wenig regulirte Soldaten. Der Widerstand war sehr unbedeutend; nach wenigen Schüssen von ihrer Seite, flüchtete alles in wilder Unordnung, und überließ den Alliirten außer einigen Kanonen und vielen weggeworfenen Gewehren, eine Fahne, an deren Stange ein franz. Adler befestigt war.
Karlsruhe. Der Kaiser von Rußland erläßt ein Manifest an seine Unterthanen, welches am Weihnachtsfeste in Petersburg publicirt wurde. Darinnen sagt derselbe: “Ein Jahr ist es jetzt, liebe getreue Unterthanen, daß wir Gott unsern Dank darbrachten für die Befreiung unsers Reichs von den grausamen und mächtigen Feinden. Kaum ist dies Jahr vorüber, und schon wehen unsere siegreichen Fahnen an den Ufern des Rheins, und freiwillig zieht jetzt mit uns Europa, das gegen uns bewaffnet war. Alle zwischen den Gränzen von Rußland und Frankreich gelegene Staaten folgen unserm Beispiele, und kehren ihre Waffen, vereint mit den unsrigen, gegen die Unterdrücker der Freiheit der Reiche, “ u.s.w.

19. Friedrichsort, am Eingange der Kieler Bucht, capitulirte heute Mittag. Die dänische Besatzung ist kriegsgefangen. Die Capitulation schlossen ab: der dänische Generalmajor von Hirsch und der schwedische Divisions-General Freiherr von Posse. Die Festung wurde nur einen Tag und eine Nacht beschossen. Man fand 101 Feuerschlünde, 4 bis 500 Centner Pulver und 800 Mann.

20. Paris. Der Kaiser Napoleon hielt im Pallaste des gesetztgebenden Körpers eine Rede, aus welcher hier folgende Stellen geliefert werden: Ausgezeichnete Siege haben die franz. Waffen in diesem Feldzuge verherrlicht, beispiellose Abtrünnigkeiten haben diese Siege unnütz gemacht. Das Glück hat mich nie verführt, das Unglück wird mich seinen Anfällen gewachsen finden. Ich hatte große Plane für das Wohl und Glück der Welt entworfen und ausgeführt. Es sind mit den koalisirten Mächten Negotiationen angeknüpft worden; ich habe in die von ihnen vorgeschlagene Präliminair-Basis eingewilligt. Ich hatte daher die Hoffnung, daß der Kongreß zu Mannheim vor Eröffnung dieser Sietzung versammelt seyn würde; allein neue Verzögerungen, die Frankreich nicht zur Last fallen, haben den Augenblick noch verschoben, nach welchem die ganze Welt sich sehnt. Von meiner Seite steht dem Frieden nichts mehr entgegen. Ich kenne von dieser Seite die Wünsche der Franzosen. Ich sage der Franzosen, weil ich genau weiß, daß keiner unter ihnen einen andern, als einen ehrenvollen Frieden will.
Schafhausen wird von alliirten Truppen besetzt, und die schweizerischen Truppen ziehen sich zurück.
Dillenburg. Der souveräne Fürst zu Nassau und den vereinigten Niederlanden hat auch wieder von seinen deutschen Ländern, dem Fürstenthum Dillenburg, Siegen und Hadamar, so wie von den Herrschaften Beilstein udn Westerburg Besitz genommen. Auf Specialbefehl des Fürsten erschien heute eine Bekanntmachung von dem Minister Frhrn. von Gagern, nach welcher mit dem 1. Jan. 1814 alle franz. Gesetze etc. aufhören.

21. Basel. In Folge einer Convention, welche von dem Herrn von Bubna und Herrn Herrenschwand abgeschlossen worden, haben sich die schweizerischen Truppen in der vergangenen Nacht zurückgezogen, und die alliirten Truppen ziehen ein, um durch die Schweiz über den Rhein zu gehen. Dieser Uebergang erfolgte, ohne daß aus Hüningen von den Franzosen ein Schuß geschah. Bei Breisach ging ebenfalls eine Abtheilung von Truppen über den Rhein. Der Fürst von Schwarzenberg erließ einen Armeebefehl an seine Soldaten, worinnen es heißt: “Beweiset den biedern Schweizern, daß Oestreichs Krieger mit den Pflichten, welche der Durchzug durch ein befreundetes Land und die Schonung der Bewohner desselben ihnen vorschreibt, nicht weniger bekannt sind, als mit den Eigenschaften, die am Tage der Schlacht zum Ruhm und Sieg führen.”
Arau. Der eidgenossensche General von Wattenwyl macht an seine Truppen bekannt: “daß die alliirten Armeen auf mehreren Punkten die Schweiz betreten haben, und daß die eidgenossenschen Truppen, wenn sie irgendwo mit fremden Truppen zusammentreffen würden, keinerlei Unannehmlichkeiten erfahren werden.”
Lörrach. Hauptquartier des Fürsten v. Schwarzenberg. Seine Armee hat heute ihre Operationen begonnen. Nachdem die verschiedenen zu derselben gehörigen Corps sich von dem Mittel- nach dem Ober-Rhein gezogen hatten, bewerkstelligten sie in der vergangenen Nacht den Rhein-Uebergang auf mehreren Punkten. Die Hauptmacht ist im Elsaß, und hat ein Corps zur Belagerung von Hüningen aufgestellt. Der Fürst von Schwarzenberg erläßt eine Proklamation an die Schweizer über seinen Durchzug durch die Schweiz, und sagt zum Schluß folgendes: “Wir kommen zu euch, als Freunde eures Vaterlandes, eures Namens, eurer Rechte; von eurem guten Willen, von eurer Mitwürkung versichert, werden wir als solche in allen Umständen handeln; auch hoffen wir euer Land als Freunde zu verlassen und euern Dank und Segen mitzunehmen, wenn wir jenes große Ziel, wornach wir streben, erreicht, und mit dem Frieden der Welt zugleich eure Freiheit und euer Glück gesichert haben werden.” Zugleich erschien eine Erklärung über die Schweiz, worinnen die Gründe näher angegeben werden, warum man ihr Gebiet betrete, und daß ihre Neutralität keine ächte Neutralität seyn könne. Bei dem Rhein-Uebergange dieser Armee erließ der Fürst von Schwarzenberg auch eine Proklamation an die Franzosen. Darinnen heißt es unter andern: “Wir führen nicht gegen Frankreich Krieg, aber wir stoßen das Joch zurück, welches eure Regierung unsern Ländern auflegen wollte. Nichts wollen wir erobern, als den Frieden, aber einen Frieden, welcher Frankreich und Europa einen dauerhaften Ruhestand sichert.”
Paris. Der Graf Regnand de St. Jean d´Angeli hielt in der heutigen Sitzung des gesetzgebenden Körpers eine merkwürdige Rede. Folgende Stellen daraus sind besonders auffallend: “Nie geschah der Angriff von Frankreichs Seite. Hat denn nicht in dem gegenwärtigen Augenblicke S.M. der Kaiser die von den koalisirten Mächten vorgeschlagenen Friedenspräliminarien angenommen? Die koalisirten Mächte wollen ihre Negociationen nur mit dem Degen in der Faust fortsetzen. Allein schon zeigt sich der französische Geist und dessen Kraft von allen Seiten. Im Jahr Acht war Frankreich weder so mächtig, weder so stark, noch so reich und fruchtbar, als es gegenwärtig an Hülfsmitteln aller Art ist.”
Antwerpen. Der hier commandirende französische General Decaen sagt in einer Proclamation an die Einwohner: “Dem Kaiser läge ganz besonders das Wohl seiner guten Stadt Antwerpen am Herzen, die durch so viele Beweise der Anhänglichkeit an seine Person und das Vertrauen, welches sie allezeit in seine Maaßregeln gesetzt habe, seine besondere Fürsorge verdiene. Er, der General Decaen, sey von dem Kaiser gesandt, ihre Rechte und Unabhängigkeit zu vertheidigen gegen diejenigen, die unter dem Vorwande, die Völker zu befreien, ihnen nur eine Sclaverei bereiteten, die sie nie kannten.” Er wendet alles an, die Verbündeten in einem gehässigen Lichte darzustellen, besonders das englische Kabinet. Die franz. Conscription ist nach ihm eine Wohlthat für die Völker und nothwendig, um die Freiheit Europas zu begründen.

22. Freiburg im Breisgau. Ankunft des Kaisers von Rußland.

23. Braunschweig. Ankunft und höchst feierlicher Empfang des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig. Die Kaufmannschaft hatte ihm ein schönes Reitpferd und eine Kutsche mit 6 Pferden als Geschenk engegen geschickt. Seinen Einzug hielt er auf diesem Reitpferd. In einer Rede vom Balkon des Schlosses forderte er sogleich das Volk auf, die Waffen für die deutsche Sache zu ergreifen.
Breda. Die Franzosen waren 10 bis 12,000 Mann stark und mit 25 Kanonen aus Antwerpen gekommen, um Breda, welches die Alliirten inne haben, wieder zu erobern. Der in dieser Festung commandirende russische General von Benkendorf ließ eine dreimalige Aufforderung unbeantwortet, obgleich er nur 1400 Mann und 20 Kanonen hatte. Nachdem die Franzosen 3 Tage lang die Stadt täglich fruchtlos angegriffen hatten, zogen sie sich heute zurück, auf das Gerücht, daß Preußen und Engländer zum Entsatz im Anmarsch wären. Es waren aber nur einige preußische Bataillone und einige Cavallerie. Nur die letzte ist zum Gefecht gekommen, und hat den Feind verfolgt. Der Verlust der Russen ist gering, und nur wenige Häuser in der Stadt haben bedeutend gelitten.
Bern. Oestreichische Truppen unter dem General-Feldzeugmeister Grafen von Bubna rücken hier ein. - Der preußische Gesandte bei der schweizerischen Eidgenossenschaft traf ebenfalls ein.
Zürich. Heute erschien eine Proclamation von der eidgenossenschen Tagsatzung, worinnen es heißt: “Die Beibehaltung der Neutralität hat nicht erzielt werden können. Eine unsern Kräften weit überlegene Armee der hohen alliirten Mächte hat beharrlich den Durchmarsch über den eidgenossenschen Boden verlangt, denselben zum Theil bewerkstelligt, und demnach dieses Ereignis den Rückzug der eidgenossenschen Truppen zur unausweichlichen Folge gehabt.”
Neufchatel wird von den alliirten Truppen besetzt.

24. Kiel. Heute ist der dänische Gesandte Graf Brand mit dem östreichischen Grafen Bombelles hier im Hauptquartier des Kronprinzen von Schweden angekommen, und sogleich hatten sie mit den hier anwesenden schwedischen und übrigen fremden Ministern große Conferenzen.
Hamburg. Der vor Hamburg stehende russische General en Chef Graf Bennigsen machte folgendes bekannt: “Denen aus Hamburg verwiesenen Einwohnern wird hierdurch bekannt gemacht, daß jeder Waffenfähige sich in meinem Hauptquartier zu melden hat, um triumphirend mit dem Racheschwert in der Hand bald wieder mit mir einzuziehen. Man wird ihnen die Züchtigung ihrer Quäler überlassen.” Die Besatzung von Hamburg beträgt 14,000 M., und da unter diesen ungefähr 2000 Holländer sind, so erließ der General Graf Bennigsen heute eine Aufforderung an dieselben. Seitdem sind bereits mehrere übergegangen.
Palmanuova. Heute wurde das Bombardement dieser Festung angefangen.
Frankfurt am Main. Der König von Preußen erläßt an sein Kriegsheer eine Bekanntmachung zum Schluß des Jahres, und zugleich folgende Königl. Worte: “Alle meine tapfern Krieger haben sich eines Andenkens dieses ewig denkwürdigen Jahres würdig bewiesen. Zur Auszeichnung der Einzelnen ist das eiserne Kreuz gestiftet, aber jeder, der in diesem Kampfe vorwurfsfrei mitgefochten hat, verdient ein ehrendes Denkzeichen vom dankbaren Vaterlande geweiht, und ich habe deshalb beschlossen, eine solche Denkmünze aus dem Metall eroberten Geschützes, mit einer passenden Inschrift und mit der Jahreszahl 1813, prägen zu lassen, die an einem Bande, dessen Farbe ich noch bestimmen will, am Knopfloch getragen werden, und die, nach errungenem ehrenvollen Frieden, jeder meiner Krieger ohne Ausnahme erhalten soll,” u.s.w.
Blamont wurde von dem Capitain Heidegger erstürmt, und es wurden 13 Stück Geschütz nebst einer ansehnlichen Quantität Munition erobert.

25. München. Der österreichische außerordentliche Gesandte Graf Appory überreicht dem Könige von Baiern sein Creditiv.
Landskron kapitulirte, und die Garnison von 60 Mann ergab sich.

26. Torgau kapitulirte. Die Kapitulation wurde abgeschlossen zu Wesau, durch die preuß. Seits von dem Gen. Grafen von Tauentzien hierzu commandirten Commissarien, nämlich Generalmajor von Jeannerer und Major von Puttkamer, und franz. Seits von dem General Baron Brunvillaret. Die alliirten Truppen besetzten sogleich das Fort Mala mit 8 Kanonen und die Lünette Räpitz mit 3 Kanonen. Die Besatzung von 10,000 Mann zieht den 10ten Januar aus, und bleibt als kriegsgefangen bis zur Auswechselung in den preußischen Staaten.
Bern. Hauptquartier des Fürsten von Schwarzenberg.
Forli und Cervia. Den hier aufgestellten Feind ließ der Graf Nugent angreifen, und in beiden Posten wurden 400 Gefangene gemacht und 4 Kanonen erobert.

27. Berlin. Eingebracht wurden von Halle als Gefangene 64 franz. Offiziere, worunter der Divisionsgeneral Marie und Oberst Collet, nebst 224 Mann.
Lausanne. Die ersten östreichischen Truppen rücken hier ein.
Paris. Der Graf Fontanes hielt wieder eine lange Rede, in  Bezug auf alle bereits vorgewesene Materien.

28. Basel. Die kleine Festung Landskron hat sich den alliirten Truppen ergeben, und gestern wurde die Besatzung von 60 Mann hier eingebracht.
Sitten. Der östreichische Oberst Baron von Simbschen hat im Namen der hohen Alliirten das Walliserland in Besitz genommen. Der Oberst erklärte, es sey der Wille der hohen Alliirten, die Franzosen zu verjagen, wenn noch welche im Lande wären, und die Walliser aufzufordern, dem Beispiele der Schweizer zu folgen, welche 18,000 M. active Truppen und 12,000 M. Reserve der Verfügung der hohen Alliirten überlassen hätten.
Paris. Das gesetzgebende Corps hatte die Herren Lainé, Raynouard, Flavergues und Piron als Commissarien ernannt, um über die demselben vom Kaiser Napoleon mitgetheilten Actenstücke, die Friedensunterhandlungen betreffend, einen Bericht abzustatten. Herr Lainé trug diesen Bericht vor, und sagte darinnen: “Die feierlichen und wiederholten Erklärungen der kriegführenden Mächte stimmen mit dem allgemeinen Wunsche von Europa sowohl, als mit dem, den alle unsere Departements, deren natürliches Organ das gesetzgebende Corps ist, rings um uns ertönen lassen.” Herr Raynouard hielt nun über denselben Gegenstand eine sehr merkwürdige Rede, aus welcher wir folgende Stellen ausheben: “Politische Irrungen, deren Veranlassungen unbekannt geblieben sind, unterbrachen das gute Einverständnis, welches zwischen dem Kaiser der Franzosen und dem Kaiser aller Reussen herrschte.” “Preußens laute Klagen, Oestreichs dumpfes Murren, die Besorgnisse der Fürsten des Rheinbundes, alles dieses hätte damals (nach dem Rückzuge aus Rußland) Frankreich vor den Unfällen warnen sollen, die über dasselbe ungesäumt hereinbrachen.” “Vergebens wurden die Ebenen von Lützen und Bautzen durch neue Siege berühmt. Ist es doch, als ob in diesen ewig merkwürdigen Tagen die Sonne unsere letzten Triumphe beschienen hätte.” “Seit dem Rückzuge von Moskau trennte Baiern seine Sache von der unsrigen. Die Handhabung unserer Unabhängigkeit mißfiel einem Volke, welches seit langer Zeit sowohl in der Vertheilung, als in der Eintreibung der öffentlichen Lasten, an eine weit größere Unabhängigkeit gewöhnt war.” “Frankreich sah nun ganz Europa gegen sich im Aufstande, und während Schwedens Held seine siegreichen Truppen den Alliirten zuführte, zerriß Holland die Bande, die es mit uns vereinigten. Europa war entbrannt und suchte die Flamme, die es durchwühlte, auf Frankreich zu wälzen. Wir sind unfähig, meine Herren, Ihnen in dem Gemälde des Jammers, welches wir vor Ihnen aufrollen, eine einzige tröstende Stelle zu zeigen. Eine von den Stürmen des Nordens aufgeriebene Armee wurde durch eine andere ersetzt, deren Soldaten man dem vaterländischen Boden, den Künsten und dem Handel entriß. Auch diese Armee mußte Leipzigs heillose Ebenen mit ihrem Blute düngen, und die Wellen der Weichsel wälzten die Leichname unserer Mitbürger bataillonenweise mit sich fort.” “Man scheint uns (bei den Friedensvorschlägen) nicht demüthigen, sondern nur in unsere Grenzen zurückweisen und die Ausbrüche jener ehrgeizigen Thätigkeit erdrücken zu wollen, welche allen Völkern Europens seit 20 Jahren so höchst nachtheilig gewesen sind.” “Nicht sie sind es, welche unserer Macht Grenzen setzen wollen, sondern eine ganze aufgeschreckte Welt reklamirt die allen Nationen gemeinschaftlich zustehenden Rechte. Die Pyrenäen, die Alpen und die Rheinumschließungen, ein ungeheures Gebiet, welches Provinzen enthält, die nicht immer usprünglich zu dem Reiche der 3 Lilien gehörten, und dennoch war Frankreichs ehemalige Kaiserkrone unter allen übrigen Diademen hervorstrahlend an Ruhm und Majestät.” (Hier unterbrach der Präsident den Vortrag mit folgenden Worten: Herr Redner, was Sie da sagen, ist constitutionswidrig, worauf Hr. Raynouard antwortete: Hier ist nichts constitutionswidrig, als Ihre Gegenwart, und fuhr fort.) “Brabant betreffend, scheint es uns, als ob Frankreich ohne großen Verlust Provinzen aufgeben könne, deren Beibehaltung so schwer ist.” “Seyen wir ganz aufrichtig: unsere Uebel sind auf den höchsten Grad gestiegen, das Vaterland ist von allen Punkten seiner Grenzen bedroht, der Handel ist zernichtet, der Feldbau stockt, unsere Industrie ist gelähmt, und es giebt keinen einzigen Franzosen, der nicht an seinem Vermögen, oder an seiner Familie einen außerordentlichen Verlust erlitten hat.” “Die Conscription ist für ganz Frankreich eine gehässige Geißel geworden, weil man sie in der Ausführung immer übertrieben hat. Seit zwei Jahren ist es dahin gekommen, daß man in jedem Jahre dreimal eine Menschen-Erndte bei uns hält. Ein barbarischer und zweckloser Krieg verschlingt periodisch unsere Jugend, die man der Erziehung, dem Feldbau, dem Handel und den Künsten entreißt. Gehören denn die Thränen der Mütter und der Angstschweiß der Völker mit zu dem Eigenthum der Könige? Es ist Zeit, daß die Nationen wieder einmal zu Athem kommen. Es ist Zeit, daß die Mächte der Erde endlich aufhören, einander zu quälen und zu zerreißen; es ist Zeit, daß die Thronen befestigt werden, und daß man aufhöre, Frankreich den Vorwurfe zu machen, es wolle mit dem Brande seiner Revolution die ganze Welt entzünden.” In Bezug auf diese Rede wurde dem Kaiser eine Adresse überreicht, und in seiner Antwort sagte er unter mehrerem folgendes: “Ich habe den Abdruck Ihrer Adresse verboten; sie ist Aufruhr erregend. Eilf Zwölftheile des gesetzgebenden Körpers bestehen aus guten Bürgern. Das andere Zwölftheil enthält Rebellen und schlechte Bürger, und ihre Commission befindet sich unter dieser Anzahl.” “Nicht in diesem Augenblicke, wo man den Feind von unsern Grenzen vertreiben muß, soll man von mir eine Veränderung in der Constitution verlangen.” “Ihr seyd nicht die Repräsentanten der Nation, sondern die Deputirten der Departemente.” “Ihr sucht in Eurer Adresse den Souverain von der Nation zu trennen; ich allein bin der wahre Repräsentant des Volks, und wer von Euch vermöchte es wohl, diese Last auf sich zu nehmen? Der Thron ist nur ein Ding von Holz mit Sammt überzogen. Ich, ich allein bin der wahre Repräsentant des Volks. Wenn ich mich nach Euch richten wollte, so würde ich dem Feinde mehr abtreten, als er selbst verlangt. In 3 Monaten sollt Ihr Frieden haben, oder ich will zu Grunde gehen.” “Ich stehe darum an der Spitze der Nation, weil Euch die dermalige Staatsverfassung so recht ist. Sollte Frankreich eine andere Constitution verlangen, welche mir nicht recht wäre, dann würde ich sagen: sucht Euch einen andern Souverain. Die Feinde sind gegen mich noch weit mehr als gegen Frankreich erbittert; allein soll ich mir darum erlauben, das Reich zu zerstückeln? Opere ich nicht meinen Stolz und meine Ansprüche auf, um Frieden zu erhalten? Ja, ich mache Ansprüche, weil ich große Dinge für Frankreich gethan habe.” “Uebrigens bedarf Frankreich meiner mehr, als ich Frankreichs bedarf.”

29. Schwalbach. Hauptquartier des Feldmarschall von Blücher.

30. Wittenberg. Am 28ten verlegte der General Graf von Tauentzien sein Hauptquartier aus der Gegend von Torgau hierher vor Wittenberg, welche Festung der General von Dobschütz bis jetzt eingeschlossen hielt. In der Nacht zum 29sten wurde die Parallele eröffnet, und man näherte sich der Festung auf 400 Schritt. Am heutigen Tage wurde sie bereits aus 5 Batterien beschossen, und das Armenhaus, welches von den Belagerten zur Vertheidigung gebraucht wurde, wurde in wenigen Stunden gänzlich zerstört.
Bologna. Hier trafen 1800 Neapolitaner von Toskana ein, und bei ihrer Ankunft zogen sich die östreichischen Truppen zurück.
Nion. Der Feldmarschall-Lieutenant Graf Bubna erläßt beim Eintritt seiner Armee in Frankreich einen Generalbefehl, worinnen unter andern gesagt wird: “Die Plünderungen, welche die feindlichen Armeen in unserm Vaterlande sich erlaubt haben, sind für uns kein Bild der Nachahmung. Ein Soldatenherz kennt keine Rache, am wenigsten an wehrlosen Einwohnern, u.s.w.”
Paris. Nach einem Decret Napoleons sollen die Festungen und Städte, welche noch keine Garnison haben, mit mehreren Bataillonen Cohorten Nationalgarde, zusammen 207,357 Mann besetzt werden.
Paris. Der Kaiser Napoleon empfing auf dem Throne den Senat, und der Präsident Graf von Lacepede überreichte eine Adresse im Namen des Volks, worinnen gesagt wird, daß man mit den Vorkehrungen des Kaisers vollkommen zufrieden wäre, ihn bewundere etc. Der Kaiser antwortete unter anderen: “Die Aufopferungen, welche die von den Feinden vorgeschlagenen und von mir angenommenen Friedensbedingungen erheischen, sollen mich nicht gereuen. Indeß sind mehrere Provinzen, als Bearn, das Elsaß, die Franche-Comté und Brabant vom Feinde angegriffen. Das Geschrei nach Hülfe, welches jener Theil meiner Familie jetzt erhebt, zerreißt mir das Herz. Ich rufe die Franzosen von Paris, von der Bretagne, von der Normandie, von der Champagne und von den andern Departements auf, sich zur Rettung ihrer Brüder zu erheben. Auf den vom Feinde selbst vorgeschlagenen Bedingungen wollen wir Frieden eingehen. Von Wiedererlangung unserer bisherigen Eroberungen ist jetzt die Rede nicht mehr.”
Freiburg im Breisgau. Heute wurde hier großer Kriegsrath gehalten, welchem auch der aus Italien angekommene General von Hiller beiwohnte.

31. Berlin. Um Gott für die dem Vaterlande durch die Erhaltung Sr. Majestät des Königs und Seiner hohen Angehörigen und Alliirten in so vielen Gefahren und durch die den Heeren verliehenen glorreichen Siege, in dem abgewichenen Jahre erwiesenen außerordentlichen Wohlthaten zu danken, wurden heute am Freitage Mittags um 12 Uhr sämmtliche Kirchen der Residenz zum feierlichen Gebet geöffnet.
Frankfurt am Main. Der König von Preußen ging von hier ab. - Die öffentliche Verwaltung in Frankfurt am Main nach der eigenen freien Verfassung, welche die Stadt mit ihrem ehemaligen Gebiete der Huld der verbündeten Mächte verdankt, nahm heute wieder ihren Anfang.
Wittenberg. In der vergangenen Nacht wurde den Franzosen das befestigte Armenhaus genommen und behauptet.