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Quellen
Tagebuch von 1813
Februar

3. Breslau. Erste Aufforderung des Königs von Preußen zur Errichtung von freiwilligen Truppen, indem die eingetretene gefahrvolle Lage des Staats eine schnelle Vermehrung der vorhandenen Truppen erfordere. Diese Aufforderung wurde in Berlin den 9ten bekannt gemacht, und die Erwartung des Königs entsprach sich vollkommen.
Warschau. Der Rath der Minister macht bekannt, daß er wegen des Andringens der Feinde die Stadt verlassen wolle.

7. Pillau kapitulirte mit den Russen und wurde wieder von den preuß. Truppen besetzt.

9. Breslau. Verordnung über die Aufhebung der bisherigen Exemtion von der Cantonpflichtigkeit für die Dauer des Krieges.
Böhmen. Von Seiten des k.k. böhmisch-östreichischen obersten Kanzlers Grafen Ugarte, erschien eine Weisung an sämmtliche Länderchefs der deutschen Provinzen, in welcher es unter andern heißt: “Das erste Bedürfnis aller europäischen Staaten ist Ruhe. Ein Friede, auf wechselseitiges Interesse gegründet, ein Friede, welcher in seinen Grundlagen die Bürgschaft seiner Dauer trägt, ist das Ziel der thätigsten Bestrebungen S. k.k. Majestät.”

10. Breslau. Der Staatskanzler von Hardenberg macht bekannt, daß das Dienstalter von 17 bis 24 Jahren nicht die älter als 24 Jahre ihren innern Beruf die Waffen zu führen, ausschließe, und hierauf nehmen sogleich viele Männer über 24 Jahre Militär-Dienste.

12. Posen wurde von dem Vicekönig von Italien und der großen franz. Armee verlassen, und am darauf folgenden Tage rückten die Russen ein.

13. Kalisch. Der russische General von Winzingerode nöthigt durch ein blutiges Gefecht den französischen General Reynier zum Rückzuge, und schlägt hier sein Hauptquartier auf.

14. Paris. Napoleon erklärte dem gesetzgebenden Corps: “Ich wünsche den Frieden. Die Welt bedarf seiner. Seit dem Frieden von Amiens habe ich ihn viermal durch feierliche Schritte vorgeschlagen. Ich werde niemals einen anderen als einen ehrenvollen, dem Interesse und der Größe meines Reichs angemessenen Frieden schließen. Meine Politik ist nicht geheimnißvoll: was ich aufopfern könnte, habe ich zu erkennen gegeben.” - Zugleich wurde das mit dem Pabste am 25. Januar abgeschlossene Concordat vorgelesen.
Wien. Der Fürst von Schwarzenberg, welcher das östreichische Truppen-Corps in Rußland commandirte, traf hier ein.
Hamburg. Der franz. General der Observationsarmee an der Elbe Graf von Lauriston, erläßt einen Tagesbefehl, worinnen unter mehreren gesagt wird: “England und Rußland streue blos lügenhafte Gerüchte aus, um Deutschland unter einen Haufen von Trümmern zu begraben.” Und ferner: “Die Ränke dieser Menschen (solcher, welche England sich erkauft habe) sind mir bekannt: sie suchen die Vorstellung von unserer Stärke zu schwächen. Mögen diese Elenden erfahren, daß von jener so gepriesenen russischen Armee, die Infanterie aufgerieben und die Cavallerie und Artillerie demontirt ist. Mögen sie endlich wissen, daß sie von der Epidemie verheert wird, deren schreckliche Verwüstung allenthalben fürchterlich empfunden wird, wohin diese Armee kommt.”

16. Zellin. Der russische Oberst von Tettenborn geht mit 2000 Pferden über die Oder.
Wrietzen an der Oder. Der russ. Oberst-Lieutenant von Benkendorf nahm hier 500 Gemeine, 1 Oberst, 1 Oberst-Lieutenant, 5 Capitains, 16 Officiers und 2 Fahnen gefangen.

18. Breslau. Die Majore von Lützow und von Petersdorf erhalten die Erlaubnis ein Freicorps zu errichten, von welchem ersterer der Chef wurde.

20. Berlin. Die ersten Kosaken zeigten sich hier, und verursachten unter den Franzosen einen großen Schrecken. Nach einigen Stunden zogen sie sich wieder aus der Stadt und auf die Anhöhen zurück. Berlin wurde von Stund an in einen belagerungsähnlichen Zustand versetzt.

21. Berlin. Der Gouverneur Augereau beruhigt die Einwohner wegen seiner militärischen Maßregeln gegen den Ueberfall der Russen.

22. Köpenick bei Berlin bekam das Hauptquartier des Vicekönigs von Italien.
Breslau. Die Tragung der Preuß. National-Cocarde wurde anbefohlen.

23. Hamburg. Volkstumult und Mißhandlung der franz. Douaniers und Zerstörung ihrer Zollhäuser. Sechs der Urheber wurden zum Tode verurtheilt. Dem Volke war die Nachricht zugekommen, die Russen wären im Anzuge.  Einzelne französische Militärs wurden angegriffen, geschlagen und gemißhandelt, so wie alle Schranken, Pallisaden etc. niedergerissen, die Fenster und Thüren in der Douane eingeschlagen usw. - Die Polizei machte bekannt, zwischen der Oder, der Ost- und Nordsee, gebe es gar keine reguläre russische Macht, etc.

25. Berlin. Der Marschall Augereau, bisheriger Gouverneur, verließ Berlin, und an seine Stelle trat der Marschall Gouvion Saint Cyr.

27. Schöneberg, Dorf bei Berlin. Hierher kam das Hauptquartier des Vicekönigs von Italien.
Berlin. Der westphälische Gesandte, Baron von Linden, ging von hier ab.
Baumgartenbrück ohnweit Potsdam. Der genannte westph. Gesandte, so wie der franz. Legationsrath von Lefebre und der spanische Geschäftsträger von Urquiso, werden hier von den Kosaken gefangen genommen.

28. Kalisch. Der Kaiser von Rußland schließt mit dem Könige von Preußen einen Allianz-Tractat.