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Quellen
Tagebuch von 1813
Januar

1. Nürnberg. Der franz. General Grenier führt ein neues Corps herbei und geht mit seinem Hauptquartier von hier nach dem Norden zur großen Armee.
Stuttgard. Der König von Würtemberg nahm heute die sonst gewöhntliche Gratulation von dem Throne nicht an. Man sagte wegen der traurigen, von der Armee eingelaufenen Nachrichten.
Königsberg wurde von dem Könige von Neapel mit der noch vorhandenen franz. Armee zurückgehend verlassen.

3. Königsberg. Der franz. Marschall Macdonald traf auf seinem Rückzuge hier ein.
Elbing. Ankunft des Königs von Neapel mit der großen Armee, welche gleich am andern Tage weiter zurück ging.

4. Königsberg wird von den Franzosen gänzlich geräumt.
Wien. Alle Gouverneure von Oestreich wruden auf heute hierher einberufen, und zugleich wurde bekannt gemacht, daß Oestreich zum Frühjahr eine imponirende Macht aufstellen könne.

5. Königsberg wurde von den Russen besetzt.

6. Willna. Der Kaiser Alexander reist zur Armee nach Deutschland ab.
Danzig. Der franz. General Rapp machte einen Tagesbefehl bekannt, nach welchem jedem, welcher Reden zum Nachtheil der Franzosen führe, auf der Parade die Haare abgeschoren werden sollen. Er sagte zugleich: “Wenn die Elemente einen Augenblick den Glücksstern gebleicht haben, so wird dorch bald seinen ganzen Glanz wieder erhalten, und die franz. Adler werden Ehrfurcht gebietender als je wieder erscheinen.”
Marienwerder. Klagen des Vicekönigs von Italien über die falschen Berichte der Russen in der Petersburger Zeitung.

7. Berlin. Der General-Major von Krusemark begiebt sich wieder auf Befehl des Königs auf seinen Gesandtschaftsposten nach Paris. Dahin reist auch der Preuß. Geheime Staatsrath von Beguelin.
Stockholm. Bericht des Staatsministers über das seit 2 Jahren zwischen Schweden und Frankreich bestehende politische Verhältniß, mit 17 Actenstücken.

8. Thorn. Klagen des Fürsten von Eckmühl über die falschen Berichte der Russen.

9. Paris. Der Minister Herzog von Bassano legt dem Kaiser Napoleon einen Bericht ab über die Convention, welche der Preußische General-Lieutenant von York mit den Russen geschlossen hat, und fügt die dahin gehörigen Actenstücke bei.

10. Elbing. Klagen des Herzogs von Elchingen über die falschen Berichte der Russen.

11. Paris. Napoleon hat durch ein Senatus-Konsult beschlossen, daß 350,000 Mann zur Disposition des Kriegsministers gestellt seyn sollen, nämlich 100,000 von der Conscription der Jahre 1809, 10, 11 und 12, 100,000, welche die 100 Kohorten des ersten Aufgebots der Nationalgarde bilden, und 150,000 Mann von der Conscription von 1814.

12. Berlin. Der Fürst von Haßfeld ging mit Aufträgen von dem Preußischen Hofe nach Paris.
Weichselstrom. Das Oestreichische Armee-Corps unter dem Fürsten von Schwarzenberg hat sich südlich von Warschau in Cantonnements begeben.
Elbing. Die Russen, 5 bis 6000 Mann stark, rücken hier ein.

13. Berlin. Der franz. General Grenier traf mit seinem Corps hier ein.
Marienwerder mußten die Franzosen verlassen und den daselbst angelegten Brückenkopf und mehrere Gefangene den Russen überlassen.
Paris. Der Preuß. Gesandte General-Major von Krusemark traf hier ein.

15. Posen. Der König von Neapel traf zurückziehend hier ein, übergab das Commando über die große Armee dem Vicekönig von Italien und reiste nach Neapel ab. Der Moniteur berichtet über diesen Umstand, daß der Vicekönig mehr Uebung in einer großen Administration habe, und das völlige Vertrauen des Kaisers besitze.

16. Danzig wurde von den russischen Truppen eingeschlossen.

18. Stuttgart. Der schwäbische Merkur theilt ein namentliches Verzeichniß von 134 würtembergischen Officieren mit, welche auf dem Rückzuge aus Rußland theils erfroren, theils krank zurückgeblieben und gefangen worden sind. Die früher gebliebenen und gefangenen sind nicht dazu gerechnet.

19. Dresden. Durchreise des Königs von Neapel.

21. Lyck. In diesm Preußischen Grenzstädtchen traf heute der Kaiser Alexander ein, und wurde von den Einwohnern jubelnd empfangen.
Berlin. Die Ueberbleibsel der französischen Armee fangen an hieselbst einzutreffen.
Dresden. Aufruf des Königs von Sachsen an die Bewohner des Herzogthums Warschau, die Waffen gegen die Russen zu ergreifen.

22. Potsdam. Abreise des Königs von Preußen nach Breslau.

23. Dresden wird von dem Könige von Sachsen verlassen, und derselbe erklärt, dem politischen Systeme, welchem er sich seit 6 Jahren angeschlossen, treu zu bleiben. Er begab sich nach Plauen im Voigtlande.
Berlin. Tagsbefehl des Herzogs von Castiglione (Augereau), daß die Subaltern-Offiziere, Administrateurs und Employes, zur Armee gehörend, binnen 24 Stunden die Stadt verlassen sollen.

25. Breslau. Ankunft des Königs und des Kronprinzen von Preußen.

27. Paris. Der heutige Moniteur macht folgendes bekannt: “Deutschland hat jetzt nichts zu fürchten, weder von den Intriguen Englands, noch von dem Einbruche des Feindes, der sein Land nur durch Verwüstung desselben, und seine Hauptstadt nur durch Verbrennung derselben, vertheidigen konnte. Wir sind autorisirt, diese Darstellung zu machen, um die guten Bürger Deutschlands und Frankreichs zu beruhigen.” Ferner: “Der König von Neapel hat Unpäßlichkeit halber das Commando der Armee nicht behalten können; die ganze Cavallerie zu Fuße bey der Oder angekommen; der König von Preußen reorganisire sein Contingent zwischen Stettin und Colberg.”

30. Neapel. Der König traf wieder in Caserta ein.
Warschau. Der Rath der Minister setzt in 9 Artikeln fest, daß auf 50 Schornsteine ein Mann mit Bewaffnung, Equipirung und einem Pferde, noch vor dem 10. Februar gestellt werden soll, etc. zum Schutz gegen die neuen Überfälle der Russen.

31. Breslau. Ankunft des französischen Gesandten Grafen von Saint Marsan.
Dragebrück unweit Driesen. Die ersten Kosaken gehen über die Grenze der Neumark.