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Quellen
Tagebuch von 1813
März

2. Güstebüse. Die Avantgarde des Graf Wittgensteinschen Corps geht über die Oder.

3. Paris. Das Journal de l´Empire machte bekannt, daß Napoleon unverzüglich über Antwerpen, Holland, Bremen und Hamburg, nach Magdeburg abreisen, und daselbst sein Hauptquartier nehmen würde.

4. Berlin. Die Russen vertreiben von hier Morgens um 5 Uhr die Franzosen und der General von Tschernitschef und Fürst Repnin rücken in die Stadt. Es wurde noch in der Stadt geblänkert, 218 Gefangene gemacht, und die Entflohenen sogleich verfolgt.

6. Belitz. Gefecht der russischen Truppen unter Tschernitschef mit dem franz. General Grenier, nach welchem letzterer nach Treuenbrietzen getrieben wurde.

9. Leipzig. Hauptq. des Vicekönigs von Italien.
Dresden. Bedeutender Volkstumult, indem die Franzosen Miene machten, die schöne Elbbrücke zu zerstören. Der französische Gesandte, welcher sich bis jetzt noch hier aufgehalten, ging ab.
Wien. Das Observations-Corps von 80000 Mann ist aus Ungarn und Oestreich nach Böhmen in vollem Marsche.

10. Stralsund. Die Franzosen ziehen sich von hier in Eilmärschen über die Elbe.
Breslau. Der König von Preußen stiftet für diesen Krieg den Orden des eisernen Kreuzes.
Paris. Der heutige Moniteur giebt die Lage der franz. Armee im Norden an, und dabei wird gesagt: “Die Kosaken plündern überall; das Land muß für alle ihre Bedürfnisse sorgen, und alles, was Generale und Offiziere verzehren, wird mit Bons oder Papierrubeln bezahlt. So wird dieses Land völlig zu Grunde gerichtet, wo die Russen, wie sie sagten, als Befreier erschienen.”

11. Berlin. Einzug des Grafen von Wittgenstein mit seinem Corps.
Breslau. Der König von Preußen machte bekannt, daß der General von York, wegen seiner Kapitulation mit den Russen, sich vollkommen gerechtfertigt habe.
Paris. In der heutigen Sitzung des gesetzgebenden Corps wurde bekannt gemacht, daß in diesem Jahre 232 1/2 Million Franken weniger einzunehmen als auszugeben wären. Um diesen Defect auszugleichen, sollen alle Gemeindegüter eingezogen werden. - Der Staatsrath schilderte die glückliche Lage der Finanzen, und die Zweckmäßigkeit der Veräußerung der Gemeindegüter.

12. Hamburg wurde von den Franzosen auf die Nachricht, daß die Russen sich näherten, verlassen.
Düsseldorf. In dem Herzogthum Berg fängt es an sehr unruhig zu werden. 2000 Conscribirte, zu denen sich 5000 Bauern geschlagen, brachen in Düsseldorf ein, drangen in das Haus des Maire, warfen ihn aus dem obersten Stock zum Fenster hinaus, und demolirten sämmtliche Häuser, die von französischen Behörden bewohnt und bei dem Tumult verlassen waren. Eben so verfuhren sie in kleineren Städten, und von einem westphälischen Regiment gingen sogleich 400 Mann zu ihnen über. Die übrigen wurden nur mit vieler Anstrengung von den Offizieren zurückgeführt.
London. Ludwig XVIII. erließ ein Manifest, nach welchem er von neuem auf den französischen Thron Anspruch macht. Dies Manifest ist jedoch ohne Einwilligung des engl. Ministeriums erlassen.
Meissen. Der franz. Marschall Davoust läßt die hiesige Elbbrücke abbrennen.

15. Breslau. Ankunft und feierlicher Einzug des Kaisers Alexander bei dem Könige von Preußen.

16. Cuxhaven. Die Franzosen verließen das Schloß Ritzebüttel nebst den Batterien, welche den genannten Hafen an der Mündung der Elbe beherrschen; es stationirten sich 2 englische Briggs davor, und am 17. landete ein Detaschement von 50 Engländern.
Berlin. Es erschienen zwei Proklamationen von dem Grafen von Wittgenstein, an alle deutsche Länder, welche unter franz. Bothmäßigkeit gekommen sind, mit der Aufforderung, dies Joch abzuwerfen.
Paris. Heute erfuhr angeblich Napoleon in Paris, daß seine Truppen am 4ten hatten Berlin verlassen müssen, und ließ dem diplomatischen Corps erklären, sie hätten die Stadt, um sie zu schonen, freiwillig verlassen.

17. Breslau. Der König von Preußen vereinigt sich mit dem Kaiser von Rußland gegen Frankreich, und der König erklärt dies in einem Manifeste mit der Ueberschrift: An mein Volk. - Der König verordnet, daß eine Landwehr und Landsturm organisirt werden soll.
Berlin. Der General-Lieutenant von York traf mit seinem Corps hier ein.

18. Berlin. Der Graf von Wittgenstein erließ über die Vereinigung der russischen und preußischen Truppen einen Tagesbefehl an das Yorksche Corps.
Paris. Der Moniteur giebt folgenden Bestand der besetzten polnischen und preußischen Festungen an.
Pillau, General Castella, mit 1200 Franzosen; am 7. Februar capitulirt.
Thorn, General Pointcoin, 4000 Baiern und 1500 Franzosen.
Modlin, General Dändels, 1000 Sachsen, 1000 Franzosen und 6000 Polen.
Zamosc, 4000 Polen.
Stettin, General Grandeau, 9000 Franzosen.
Küstrin, General Fornier d´Albe, mit 3000 Franzosen.
Glogau, General Laplane, mit 6000 Franzosen.
Spandau, General Bruny, mit 3000 Franzosen.

19. Dresden. Die Franzosen unter Davoust sprengen die schöne steinerne Elbbrücke, und behalten nur noch die Altstadt besetzt.
Hamburg wird von dem russischen Oberst von Tettenborn besetzt und von demselben eine Proklamation erlassen. Die Hamburger hatten bereits vor dem Einrücken der Russen, die bisherigen franz. Autoritäten aufgehoben, und empfingen die Russen mit dem größten Jubel.
Breslau. Der König von Preußen erläßt eine Aufforderung an sein Kriegsheer, für die gerechte Sache tapfer zu kämpfen.

20. Lübeck wurde von den Russen besetzt, und ehe selbige eintrafen, hatten die Einwohner sie alte Ordnung der Dinge bereits wieder hergestellt.
Breslau. Der König von Preußen sagt sich von dem Continentalsystem los und erläßt deshalb ein Edict.

21. Wien. Der bisherige franz. Gesandte, Graf Otto, hatte seine Abschieds- und der neue Gesandte, Graf von Narbonne, seine Antritts-Audienz.

22. Potsdam. Zurückkunft des Köngis von Preußen von Breslau. Am 24sten kam derselbe nach Berlin, um die hier anwesenden preußischen und russischen Truppen die Revue passiren zu lassen.
Dresden. Kosaken rückten in die Neustadt und wurden mit Jubel empfangen. Die Franzosen in der Altstadt schlossen einen Waffenstillstand, in welchem ihnen zum 26sten ein freier Abzug verstattet ist. Während des dürfen innerhalb einer Meile stromaufwärts keine Feindseligkeiten vorfallen, und die Communikation der Altstadt mit der Neustadt ist gänzlich untersagt. - Preußische Truppen rückten ebenfalls ein. - General von Blücher forderte und erhielt die Befreiung von Dresdner Bürgern, welche wegen ihren politischen Meinungen gefangen saßen.
Cottbus. General von Blücher nimmt den Cottbuser Kreis für den König von Preußen wieder in Besitz.

23. London. Von Hannover ist ein Offizier Namens Hanno angekommen, der, dem Vernehmen nach, den Auftrag hat, zu bitten, daß einer von den königlichen Prinzen nach Hannover kommen möchte, um sich an die Spitze der getreuen Unterthanen Sr. Majestät zu stellen, und die rechtmäßige Regierung daselbst wieder herzustellen.
Stockholm. Merkwürdiger Brief des Kronprinzen von Schweden an Napoleon, aus welchem hervorgeht, daß Letzterer den König von Schweden mit dem Kronprinzen so hat entzweien wollen, als den König von Spanien mit seinem Sohne.
Copenhagen. Der Fürst Sergius Dolgoroucky traf mit wichtigen Aufträgen in Kriegsangelegenheiten vom Kaiser Alexander hieselbst ein. - Das Embargo auf alle Schiffe an der westlichen Küste von Hollstein wurde aufgehoben.
Berlin. Der Graf von Wittgenstein erläßt eine Proklamation an die Sachsen, und von
Bautzen aus erschien ebenfalls eine Proklamation an die Sachsen von dem General von Blücher.
Rostock. Der Herzog von Mecklenburg-Schwerin hebt die Einschränkung der Schiffahrt und das Embargo auf.
Anhaltsche. Es rückten preußische Truppen ein. Die Vorposten in Koswig und Roslau.
Paris. Der Kaiser Napoleon empfing, auf dem Throne sitzend, eine Deputation des gesetzgebenden Corps, und in seiner Rede sagte derselbe unter andern: “Unsere Feinde haben den König von Dännemark angeboten, ihm statt Norwegen, unser Elb- und Weser-Departement zu geben. Zufolge dieses Plans haben sie Meutereien in diesen Gegenden angezettelt. Dännemark hat diese hinterlistigen Vorschläge zurück gewiesen.”

24. London. Der östreichische Gesandte Freiherr von Wesenberg kam hier an.

25. Stralsund. In Schwedisch-Pommern und auf der Insel Rügen sind bereits 8000 Mann schwedische Truppen gelandet, um unter Anführung ihres Kronprinzen ebenfalls gegen die Franzosen zu fechten.
Kalisch. Der Fürst Kutusoff-Smolensk erläßt einen Aufruf an die Deutschen, im Namen des Kaisers von Rußland und des Königs von Preußen, nach welchem der Rheinbund als aufgelöst zu betrachten ist.
Schwerin. Der Herzog von Mecklenburg-Schwerin sagt sich vom Rheinbund los und tritt dem von Rußland und Preußen bei.

26. Dresden. Die letzten Franzosen verlassen auch die Altstadt von Dresden, und am Tage nachher rückten daselbst 2000 Russen ein, trotz der gesprengten Elbbrücke.
Berlin. Bekanntmachung zur Errichtung einer Landwehr von Personen von 17 bis 40 Jahren.

27. Berlin. Das Yorksche Corps verließ Berlin, und am darauf folgenden Tage war in allen Kirchen eine gottesdienstliche Feier, um für die preußischen Waffen Segen zu erflehen.

28. Werben war seit kurzem von dem General von Dörnberg besetzt, mußte aber heute, wegen der Uebermacht des Feindes, wieder verlassen werden. Der General von Dörenberg verlor dabei 1 Offizier und 18 Gemeine, welche sich in Werben zu lange aufgehalten hatten.
Stettin. Der französische Gouverneur läßt den Bürgermeister Redepennig und 11 andere Einwohner nach dem Fort Preußen bringen, und erst den 3. April, wo eine geforderte Contribution von 30,000 Rthlr. aufgebracht war, wurden sie wieder in Freiheit gesetzt.
Wien. Der Feldmarschall Fürst von Schwarzenberg geht wieder zu seinem Gesandtschaftsposten nach Paris ab.

29. Stralsund. Der General-Lieutenant Freiherr Sandels macht bekannt, daß Se. Majestät der König von Schweden in ihren deutschen Staaten die französische Donationen aufgehoben haben.
Kulmlosen bei Wilsnach. Der General von Dörenberg geht mit Tschernitschef vereinigt von neuem über die Elbe.

30. Berlin. Der König von Preußen geht von neuem nach Breslau. - Der Graf von Wittgenstein verlegt sein Hauptquartier von hier nach Belzig, und erließ daselbst eine Proklamation an die Sachsen.
Hamburg. Hier wird ein hanseatisches Corps organisirt, und findet sogleich starken Zulauf.
Regensburg. Der König von Sachsen trifft hier ein.

31. Berlin. Ankunft des Bülowschen Corps. - Anfang der Verloosung der Landwehrpflichtigen.
Breslau. Der König von Preußen trifft von Berlin hier ein.
Zerbst wurde das Hauptquartier des Grafen von Wittgenstein.
Leipzig. Heute gegen Abend erschienen hier die ersten Kosaken, und ihnen folgten in den nächsten Tagen mehrere Truppen.
Cottbus huldigte sehr feierlich von neuem dem König von Preußen.
Hamburg. Der russische Major von Bock geht mit einem Kosaken nach London ab. Von heute an wird hier nicht mehr nach französischen, sondern nach den alten Hamburger Gesetzen gerichtet.