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Rezension : Hans Ernst von Zieten

 

Titel

Hans Ernst von Zieten - Ein vergessener Feldherr der Befreiungskriege.

Autor(en)

Dr. Gerhard Bauer

Verlag, Umfang

Verlag Militaria GmbH Wien, 2020, ISBN 978-3-903341-08-1
208 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen. Text in Deutsch und Englisch

Rezension

In der Tradition der preußisch-deutschen Armee stechen zwei Husaren-Regimenter mit den Namen ihrer ehemaligen Chefs heraus - nämlich die "Blücher-Husaren" (Nr. 5) und die "Zieten-Husaren" (Nr. 3). Beide Namensgeber waren Kavalleristen und ihr mit dieser Waffe verbundene Elan kennzeichnete auch ihre späteren Führungsqualitäten als Kommandeure.

Das hier vorliegende Buch trägt zwar auch den Namen Zieten, jedoch handelt es sich hier um den Neffen des berühmten friederizianischen Zieten: Wieprecht Hans Karl Friedrich Ernst Heinrich Graf von Zieten, am 5. März 1770 als Sohn eines Husaren-Rittmeisters geboren und schon im im Alter von 15 Jahren als Junker in das Husaren-Regiment Nr. 2 eingetreten, ein Jahr bevor sein Onkel und Chef dieses Husaren-Regiments verstarb. Auch Zieten blieb den Husaren und der Kavallerie bis zum Untergang des altpreußischen Staates treu, stieg dann im Laufe der Befreiungskriege vom Brigadegeneral bis zum Kommandeur eines der vier preußischen Armeekorps 1815 auf. Nach dreijähriger Besatzungszeit in Frankreich kehrte Zieten nach Preußen zurück und wurde kommandierender General des VI. Armeekorps in Schlesien, wo er am 6. Februar 1839 nach über 50jährigem Dienst im Range eines Generalfeldmarschalls in den Ruhestand trat.

Da nur wenig Literatur über Hans Ernst von Zieten verfügbar ist - darunter knapp acht Seiten aus dem seltenen zehnbändigen Werk von Priesdorff über die preußische Generalität - ist einem glücklichen Umstand die Veröffentlichung des hier besprochenen Buches zu verdanken. Denn erstmals kann eine nahezu komplett erhaltende Odenskollektion eines Generals der napoleonischen Epoche präsentiert werden. Mit der Wahl von Dr. Gerhard Bauer, Historiker am Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden, wurde eine glückliche Autorenwahl getroffen, da er seit seiner Jugend ein starkes Interesse an der Napoleonischen Epoche hat.

Aufgrund der wenigen Zeitzeugnisse Zietens und seiner Umgebung wählt Bauer die Beschreibung der kriegerischen Zeitläufte von den Revolutionskriegen bis zur Schlacht von Waterloo und versteht es, immer wieder den Werdegang Hans Ernst von Zietens in diesen Kontext einzuordnen. Wenn zeitgenössische Stimmen vorliegen wie die Memoiren Ludwig von Reiche, im Jahre 1815 Stabchef im I. Armeekorps Zieten, werden diese passend eingewoben und mit Endnoten belegt. So nimmt der Leser auch Anteil an einigen erfolgreichen Attacken, die Zieten führte, wie bei Haynau am 26. Mai 1813 mit seiner Kavallerie oder bei Kulm Ende August 1813, vor allem aber als Korpskommandeur im Feldzug von 1815.

Den kurzweiligen informativen Text begleitet eine Bildauswahl, die mehr als glücklich zu nennen ist. Vor allem aus dem Fundus der amerikanischen Anne S.K. Brown Military Collection werden zeitgenössische und einem breiteren Publikum sicher unbekannte Abbildungen zum Kriegsgeschehen, vor allem aber zum Aussehen der preußischen Armee im Verlaufe der 50 Jahre des militärischen Wirkens Zietens präsentiert. Neben vier Tafeln aus dem Uniformwerk Doeplers stechen zahlreiche Abbildungen von Zeitgenossen wie Kobell, Rugendas, Wolf oder Lieder heraus. Auch wenn der Fokus des Buches nicht auf derPräsentation von Uniformierung und Ausrüstung der preußischen Armee liegt, bekommt der Leser durch die klug gewählte Abbildungsauswahl ein visuelles Bild der preußischen Monturentwicklung.

Den Abschluss des Bandes bildet auf knapp über 50 Seiten die Präsentation der Ordenskolletion Hans Ernst von Zietens angelehnt an das abgedruckte Faksimile "Ordens Verzeichnis meines guten Vaters" vom Februar 1865. Unter den verliehenen Orden befinden sich die höchsten Auszeichnungen der alliierten Mächte, die damit kommandierenden Generälen ihren Dank über den Sieg gegen Napoleon ausdrückten. So beinhaltet die Kollektion neben preußischen auch englische und österreichische, vor allem aber zahlreiche russische Orden. Alle Ehrenzeichen werden in hervorragender Bildqualität vorgestellt und profund von einem Kenner der Materie, dem ehemaligen Ordenshändler Sascha Zimmermann, präsentiert.

Das vom Verlag Militaria in der für diesen Verlag bekannten hohen Qualität herausgebene Buch dürfte selbst Experten der Revolutions- und Napoleonischen Kriege schon wegen der Bildauswahl erfreuen ... und es bleibt zu hoffen, dass in ähnlicher Form vielleicht auch noch andere Pesönlichkeiten der Epoche präsentiert werden.

Beispielseiten aus dem Buch können auf der Internetseite des Verlages betrachtet werden.

Rezensent

Markus Stein

 

     
© Napoleon Online - Letzte Aktualisierung am 21.12.2020
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