General der Kavallerie Freiherr von Melas Michael Friedrich Benedikt Freiherr von Melas wurde am 12. Mai 1729 (n.a. Angaben im Jahr 1735) als Sohn des evangelisch-lutheranischen Pfarrers Bartholomäus Melas in Schässburg (heute: Sighisoara/Rumänien, etwa 328 Km nordwestlich von Bukarest) geboren. Es ist übrigens merkwürdig daß die Angaben über Melas Geburtsjahr zwischen 1729 und 1740 schwanken. Auf jedenfall rückte der junge Melas im Alter von 17 Jahren als Kadett in das kaiserlich-österreichische Infanterie-Regiment Nr. 21 „Arenberg“ ein, in welchem er bis zum Hauptmann aufstieg. An den Kämpfen des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) nahm Melas – sich wiederholt auszeichnend – als Adjutant des berühmten Feldmarschalls Leopold Graf von Daun (1705-1766) teil. Nachdem er 1768 in den Adel eingeheiratet hatte, wurde der nunmehrige Freiherr von Melas 1771 zum Major im Infanterie-Regiment Nr. 34 „Adam Graf Batthiány“ ernannt. 1777 zum Oberstleutnant und Grenadierbataillonskommandeur im gleichen Regiment befördert, erfolgte 1778 seine Versetzung zum Karabinier-Regiment „Erzherzog Franz“ (Ab 1798 als Kürassier-Regiment Nr. 1 „Kaiser Franz“). Im November 1781 wurde von Melas zum Oberst des Kürassier-Regiments Nr. 21 „Graf von Trauttmansdorff“ (Das zukünftige ab 1798 heißende Kürassier-Regiment Nr. 7 „Lothringen“) ernannt. Im Jahr 1788 wurde Freiherr von Melas in gleicher Eigenschaft zum Chevauxlégers-Regiment Nr. 28 „Fürst von Lobkowitz“ (1798 als Dragoner-Regiment umorganisiert, erhielt es als solches die Nr. 10. Danach 1802 wieder in ein Chevauxlégers-Regiment umgewandelt, erhielt es die Nr. 3) versetzt. Mit diesem Kavallerie-Regiment nahm Melas am Krieg gegen das Osmanische Reich (1787-1792) erfolgreich Anteil. Er war mit den Lobkowitz-Chevauxlégers anfänglich in Syrmien, später im Banat. Danach war Melas mit seiner Kavallerie am Gefecht beim Bezanja-Damm (1788), dem Ausfall-Gefecht vor Belgrad (22. Juli 1788) dann an dem Rückzug von Karansebes (1788) beteiligt. Für seine Verdienste im Feldzug von 1788 wurde Melas noch im selben Jahr zum Generalmajor befördert und erhielt bei Semlin die Brigade des zum Feldmarschall-Leutnant beförderten Grafen von Strassoldo. Die Brigade stand im Armeekorps des Generals der Kavallerie Graf von Kinsky, welches nach dem Fall Belgrads in Ungarn Winterquartiere bezog. Bei Ausbruch des Ersten Koalitionskrieges gegen Frankreich erhielt von Melas 1793 eine Brigade bei der operierenden kaiserlich-österreichischen Armee an der Sambre, wurde im darauffolgenden Jahr zum Feldmarschall-Leutnant befördert und dem Korps des Generals der Kavallerie Graf von Blankenstein zugeteilt, dessen Kommando er bald selbst darauf übernahm. Melas besetzte im September 1794 Oberkail (rund 38 Kilometer nördlich von Trier) und Spangen, bestand ein siegreiches Gefecht bei Kaiserslautern und nahm daraufhin eine feste Stellung bei Blankenheim, welche er aber – isoliert und einer erdrückenden französischen Übermacht ausgesetzt – am 5. Oktober 1794 räumte und bei Pullich, wo er sich mit Generalmajor Graf von Nauendorfs Korps vereinigte, lagerte. Als dann die französische Mosel-Armee unter Divisionsgeneral René Moreaux (1758-1795) heranrückte und die kaiserlich-österreichische Truppen zurückgehen mussten, bekam Melas seine Stellung zwischen Neuwied und dem rechten Lahnufer zugewiesen, wo er mit seinen Truppen Kantonierungen bezog. Unter den zahlreichen während dieser Zeit bestandenen glücklichen Gefechte, ist ein Angriff der französischen Truppen unter Divisionsgeneral Kléber bei Zahlbach am 1. Dezember 1794, den Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Melas entscheidend zurückwarf, bemerkenswert. Im Feldzug des Jahres 1795 wirkte von Melas beim Sieg von Mainz, der Eroberung von Mannheim und bei der Besetzung und Behauptung des linken Rheinufers von der Nahe bis zum Speyerbach erfolgreich und wirksam mit. Im Frühjahr 1796 wurde Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Melas zur k.k. Lombardischen Armee unter Feldzeugmeister Beaulieu versetzt, und hielt dort einige wichtige Kommandos von den ersten Gefechten gegen Bonaparte in den Seealpen im April 1796 bis hin zu den Gefechten am Mincio im Mai 1796. Nach Beaulieus Rücktritt vom Oberbefehl im Juni 1796, übernahm Freiherr von Melas für einige Tage interimistisch das Oberkommando der k.k. Lombardischen Armee. Ab Juli 1796 diente Melas, welcher sein 60. Lebensjahr schon längst überschritten hatte, unter dem neuen Befehlshaber der kaiserlichen Truppen in Italien, unter Feldmarschall Graf von Wurmser. Melas erhielt von diesem das Kommando der zweiten Angriffskolonne (17 Bataillone, 9 Kompanien, vier Eskadronen und zwei Pionierkompanien mit 24 Geschützen, zusammen 14.300 Mann) und nahm an dessen vergeblichen Entsatzversuchen auf das von den französischen Truppen belagerte Mantua teil, welche in den Niederlagen von Castiglione delle Stiviere (5. August 1796) und Bassano (8. September 1796) endeten. Nach der verhängnisvollen Schlacht von San Giorgio-La Favorita (15.September 1796) fand sich Melas wie Tausende weitere österreichische Soldaten in die Festung Mantua hineingeworfen. Unter Graf von Wurmser nahm Melas dann bei der Verteidigung von Mantua teil, bis dieser schließlich am 2. Februar 1797 zur Kapitulation und Übergabe des Heeres und des Platzes gezwungen war. Danach mit dem alten Wurmser nach Wien zurückgekehrt, selbst durch die lange Belagerung in der Gesundheit geschwächt, wurde Freiherr von Melas am 2. Februar 1799 zum General der Kavallerie befördert, und für ihn selbst überraschend zum Oberbefehlshaber der k.k. Italien-Armee (87 Bataillone und 60 Eskadronen mit 350 Geschützen, insgesamt 84.000 Mann) ernannt. Melas welcher wegen seines Alters und Schwächlichkeit des Gesundheitszustandes das Kommando ablehnen wollte, wurde vom Hofkriegsrat erklärt, daß er seine Reise zur Armee mit hinlänglicher Muße und Gemächlichkeit machen könnte, was er dann auch tat. Bis zu seinem Eintreffen hatte Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Kray, der älteste unter den bei der k.k. Italien-Armee angestellten österreichischen Generälen, einstweilen interimistisch das Kommando übernommen. Am 9. April 1799 war Melas im österreichischen Hauptquartier zu Villa Franca eingetroffen und hatte den Oberbefehl über das k.k. Italienheer von dem bisher äußerst erfolgreich operierenden Feldmarschall-Leutnants Freiherr von Kray übernommen. Allerdings mußte Melas sich dem zum österreichischen Feldmarschall beförderten russischen Feldmarschall Alexander Wassiljewitsch Suworow Graf Rimniksky (1729-1800) in der Befehlsgewalt unterordnen. Zumindest errangen beide am 27.-28. April 1799 bei Cassano über das französische Italienheer, nun unter Schérers Nachfolger, Divisionsgeneral Moreau einen großen Sieg. Für seine Leistung in der siegreichen Schlacht von Cassano wurde Melas bei der 57. Promotion vom 15. Mai 1799 mit dem Kommandeurskreuz des Maria-Theresien-Ordens belohnt und kurz darauf zum Inhaber des 1798 neu formierten und bisher vakanten Dragoner-Regiments Nr. 6 ernannt, welches er bis zu seinem Tod im Jahr 1806 führte. Den wohl größten Anteil am Sieg von Novi (15. August 1799), darf wohl Melas selbst gebühren, welcher als die Schlacht zu einem kritischen Zeitpunkt gerade ins Stehen gekommen war, mit 14.000 Mann frischer Truppen heranmarschierte, und dem französischen Heer nach dem Ersteigen des Monte Rotondo bei Novi in die rechte Flanke fiel. Nachdem Suworow mit seinem russischen Heer nach der Schweiz abgerückt war, war Melas Mitte September 1799 in Italien nun allein verantwortlich, und verfügte über eine Streitmacht von nahezu 92.500 Mann. Melas besiegte am 17. September 1799 bei Fossano und Savigliano die französische Division Grenier, und schlug die französische Italien-Armee unter Divisionsgeneral Championnet mit einem Verlust von 7.600 Mann und 5 Geschützen bei Genola (4. November 1799) in die Flucht. Für den Feldzug von 1800 war die k.k. Italien-Armee (immerhin 140.000 Mann stark) unter Melas dazu bestimmt worden, die Offensive zu ergreifen und Genua, Nizza und Toulon zu erobern. Die französische Italien-Armee welches dieses Gebiet verteidigte, und unter dem Oberbefehl des tüchtigen Divisionsgenerals Masséna stand zählte noch 40.000 Mann, und war in einen linken Flügel (unter Divisionsgeneral Suchet) und einen rechten Flügel (unter Divisionsgeneral Soult) organisiert. Das Hauptquartier Massénas befand sich in Genua selbst. Am 6. April 1800 begannen die Operationen der k.k. Italien-Armee. Melas selbst marschierte mit dem Zentrum seines Heeres (vier Divisionen) gegen den ligurischen Apennin los und attackierte in einem koordinierten Angriff durch die Pässe des Apennin den französischen linken Flügel unter Suchet. Gleichzeitig wurde sein Angriff auf beiden Flügeln unterstützt, welche von Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Ott und Feldmarschall-Leutnant von Elsnitz kommandiert wurden. Melas war an diesem 6. April siegreich, erbittert wurde den ganzen Tag um Cadibona und Vado gefochten. Selbst Divisionsgeneral Soult eilte mit seiner Reserve dem bedrängten linken Flügel unter Suchet zu Hilfe. Soult sammelte nach der Niederlage im Gefecht seinen linken Flügel bei Savona und zog sich am 7. April 1800 auf Genua zurück. Savona selbst, vom 21. April 1800 ab durch eine österreichische Brigade unter Generalmajor Graf St. Julien blockiert, kapitulierte am 15. Mai 1800. Vom ersten Gefechtstag an war die französische Gefechtslinie von Melas durchbrochen worden. Suchet war mit dem linken Flügel von der übrigen Armee Massénas getrennt worden, doch er hielt die Verbindung mit Frankreich aufrecht. Massénas Versuch die Verbindung mit Suchet wiederherzustellen scheiterten am 18. April 1800 bei Voltri. Am 21. April 1800 räumte Masséna Voltri und zog sich nach Genua selbst zurück. Ab diesem Zeitpunkt wurde Genua vom österreichischen Heer zu Lande eingeschlossen, während von See her ein englisches Geschwader der Mittelmeerflotte unter Vizeadmiral Keith eine Blockade erhob. Unterdessen war man aber am kaiserlichen Hof in Wien in Unruhe geraten, weil sich die französische Rheinarmee Moreaus über eine deutliche Überlegenheit verfügte und die ungeheuren Rüstungen welche der Erste Konsul Napoleon Bonaparte betrieb, um den Krieg an die Donau zu tragen! Der Hofkriegsrat drängte Melas daher zu einem Einfall in die Provence! Melas marschierte infolgedessen an den Var und ließ Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Ott mit einem rund 30.000 Mann zählenden Belagerungskorps vor Genua zurück. Am 11. Mai 1800 zog Melas in Nizza ein. Seine Offiziere waren siegestrunken; endlich betraten sie den Boden der französischen Republik, nachdem sie schon die französischen Heere vor den Wiener Toren gesehen hatten! Doch die hier am Var stehenden französischen Truppen, gerade der von Masséna abgeschnittene linke Flügel der Italien-Armee unter Divisionsgeneral Suchet leistete Melas einen erbitterten Widerstand. Am 14. Mai 1800 griffen die Divisionen von Melas unter Elsnitz, Bellegarde und Lattermann mit verbissener Wut den französischen Var-Brückenkopf bei dem damaligen Dorf Saint Laurent an. Doch dieser wurde von Suchet glänzend verteidigt! Melas war nach dieser Niederlage fest entschlossen, weiter oberhalb über den Var zu gehen, doch am Abend des 21. Mai 1800 erhielt er die Nachricht daß die französische Reservearmee über den St. Bernhard gegangen und Napoleon Bonaparte bereits in Aosta angekommen war. Sofort marschierte Melas, unter Zurücklassung einer starken Streitmacht unter dem Feldmarschall-Leutnant Elsnitz in der Rückzugslinie an der Roja (Anmerkung: Elsnitz hatte die Aufgabe an der Roja die Belagerung von Genua zu decken), mit zwei seiner Divisionen nach Osten ab, erreichte am 23. Mai Coni und am 24. Mai schließlich Savigliano. Im Juni 1800 hatte Melas sein Hauptquartier in Alessandria aufgeschlagen, seine ganze Armee war dort seit dem 8. Juni 1800 versammelt. Seine Lage war kritisch geworden, weil er seine Operationslinie verloren hatte. Er entschied sich in einem Kriegsrat für den Angriff auf Napoleon Bonaparte, dessen sich täglich immer mehr verstärkende und verschanzende Armee in ihrer Stellung bei Stradella. In der Schlacht von Marengo am 14. Juni 1800 mußte Melas mit seinem Heer den Durchbruch nach Osten erzwingen, wenn er nicht in der Festung Alessandria mit seinen Truppen wie in einer Mausefalle sitzend, von Napoleon eingeschlossen werden wollte! Doch der Schlachtverlauf ist bekannt, wir wollen auch nicht näher darauf eingehen. Fest steht, daß Melas Name in der Kriegsgeschichte auf immer und ewig als der Verlierer der Schlacht von Marengo festgeschrieben steht. Am Abend des 14. Juni 1800 wurde ein Kriegsrat abgehalten, in welchem die beiden Feldmarschall-Leutnants Freiherr von Ott und Freiherr von Kaim die heftigsten Stimmen führten, schließlich aber auch Radetzky in seiner Funktion als damaliger Generaladjutant von Melas. Man kam nach hitziger Debatte zu dem Ergebnis, Verhandlungen anzuknüpfen und zu versuchen, die schwer angeschlagene Armee durch eine Kapitulation zu retten. Bei Tagesanbruch des 15. Juni 1800 erschien ein von Melas abgesandter Parlamentär in Napoleon Bonapartes Hauptquartier und schlug eine Waffenruhe vor. Diese führte noch am selben Tag zum Abschluss der sogenannten Konvention von Alessandria. In dieser Konvention wurde festgelegt, daß das österreichische Heer Genua und alle wichtigen Festungen Piemonts, der Lombardei sowie der päpstlichen Legationen der französischen Armee zu übergeben hatte. Das österreichische Heer von Melas erhielt dafür die Erlaubnis, sich hinter Mantua zurückzuziehen, ohne in französische Kriegsgefangenschaft zu geraten! Immerhin handelte Melas hier, wie es den Interessen seines Kaisers Franz entsprach. Lieber den Hauptteil der Armee retten und dafür auf Festungen verzichten, welche, mangelhaft ausgerüstet und schwach garnisoniert, sowieso keinen langen Widerstand hätten leisten können. Melas führte sein dem Kaiser gerettetes Heer hinter die Mincio-Linie zurück und wurde vor Ablauf des Waffenstillstandes durch den General der Kavallerie Graf von Bellegarde im Oberbefehl der k.k. Italien-Armee abgelöst. Nach dem Friedensschluss von Lunéville 1801 wurde Melas zum kommandierenden General in Innerösterreich ernannt und anschließend von Böhmen, bis er im Jahr 1803 aus der Armee austrat und sich ins Privatleben zurückzog. Noch kurz – im Februar 1806 – wurde Freiherr von Melas ins offizielle Leben herbeigerufen, als er den Vorsitz über den Untersuchungsausschuss gegen den unglücklichen Feldmarschall-Leutnant Mack Freiherr von Leiberich führte. General der Kavallerie Freiherr von Melas verstarb am 31. Mai 1806 in Elbteinitz (heute: Tynec nad Labem/Tschechei). Melas war durchaus ein kompetenter und fähiger General und Heerführer, mit einer Diensterfahrung von einem halben Jahrhundert. Leider etwas von überholter alter Schule in der Kriegstaktik, wurde Melas von Feldmarschall Suworow wie auch von Napoleon Bonaparte selbst, mit hohem Respekt behandelt. Beide hatten dessen Talente als Heerführer zu schätzen gewusst. Nach seiner Niederlage bei Marengo erfreute sich Freiherr von Melas der vollen Wertschätzung Napoleons, welcher ihm am 20. Juni 1800 einen ägyptischen Säbel mit einem würdigen Begleitschreiben als Geschenk übersandte, darin lesend: „Als ein Beweis der ganz besonderen Achtung, die mir der Mut Ihrer Armee auf den Feldern von Marengo eingegeben hat“. |