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Reg. Westphalie
Uniformierung

In Stil und Schnitt sollte das Regiment wie die preußische Infanterie eingekleidet werden. Die Kopfbedeckungen, Bewaffnung und sonstigen Ausrüstungsgegenstände wurden von den noch vorhandenen Magazinvoräten, sowie die aufgelesenen Waffen vom Schlachtfelde von Jena verwendet.
General Thiebault, Gouverneur des Bezirks Fulda, der bereits im Dezember 1806 mit der Aufstellung begonnen hatte, beschleunigte die Einkleidung seines Bataillons derart, daß er nach kurzer Zeit Musterstücke von allen Uniformteilen an die ebenfalls beauftragten Generäle schicken konnte.
Das 4. Bataillon erhielt daher den Beinamen
“Le bataillon  modele”. Obwohl Thiebault von Napoleons Ordre abwich - blaue Röcke wie bei der preußische Infanterie einzuführen - sondern weiße Röcke mit roten Kragen und Aufschlägen bestimmte, wurde diese Montur von  den anderen Bataillonen übernommen.Preussischer Schnitt 1806-1808

1806 bis 1808

Die nebenstehende Zeichnung von Edmund Wagner beruht auf einer Rekonstruktion nach Verbalbeschreibung von Herbert Knötel.

Tschako preußisches Modell - 1806/1807 trugen nur die Füsilierbataillone in der preußischen Armee einen zylindrischen Tschako aus schwarzem Filz. Oberer Deckelrand mit weißer Stoffborte belegt. Messingbeschlag nach dem Reglement vom 25. Februar 1806 in Rautenform. Als Emblem den kaiserlichen Adler, jedoch ohne Nummer (da “un corps lors ligne” d.h. außerhalb Zählung). Der Behang rot mit Quasten an der rechte Seite, darüber französische Kokarde und Kugelpompon. Für die Anfangszeit ist es nicht eindeutig, ob alle Kompanien rote Dekorationen am Tschako anlegten.
Rock (im preußischer Schnitt / im deutschen Stil) weiß mit bis zur Taille geschlossenen Rabatten, Weste sichtbar. Füsiliere weiße Achselklappen mit roter Einfassung. Ob Grenadiere bereits Epauletten anlegten, ist  nicht eindeutig nachvollziehbar, da keine Abbildungen existieren. Kragen, Rabattenpaspellierung, Rockumschlag , sowie die Ärmelaufschläge und Patten rot. Bronzeknöpfe.
Lange weiße oder hellbraune Pantalons, darunter sichtbar getragen schwarze Tuchgamaschen.
Ausrüstung ebenfalls nach preußischem Muster - Patronentasche ohne Beschlag. Der Mantel wurde entweder auf Tornister gerollt, oder nach späterer preußischer Manier über der linken Schulter, getragen.
Bewaffung: Säbel; ob Faustriemen benutzt wurden, läßt sich für diese Periode nicht nachweisen.
Preußische Füsilier-Muskete Modell 1796 oder Muskete Modell Nothardt 1801.

1808 bis 1809

Die Farbtafel (74 KB) von Edmund Wagner entstand nach Angaben von Colonel Darbou und einer danach umgesetzten Tafel von Henri Boisselier.

Nach der Reorganisationsphase im November 1807 bis Anfang 1808 begann man die beiden Bataillone mehr nach französischem Muster einzukleiden und auszurüsten. Ein Rapport legte fest, daß die Ausrüstung der leichten Infanterie übernommen werde sollte. Im Januar 1809 bestimmte Napoleon, daß das Bataillon neue Monturen erhalten sollte.

Nun Tschako nach französischen Modell 1806, mit Schuppenketten.Die elsässischen Darstellungen (Würtz) zeigen nun als Beschlag mehr den Adler mit einem Sockelschild ohne Inschrift. Die Grenadiere mit rotem Stutz und Behang. Bei den Voltigeuren mit gelbem Pompon und Stutz, dieser mit roter Spitze. Die Füsiliere trugen  Kugelpompons in Kompaniefarbe. Im Feld  Stoffüberzüge aus hellgrauem bis braunem Tuch.
Der Rock  nun mehr im Schnitt der “Habit-veste“, d.h. Rabatten bis zur Taille mit 7 Knöpfen auf jeder Seite versehen. Jetzt keine Patten mehr auf den Aufschlägen, dafür zwei Knöpfe übereinander. RIGO gibt für die Rockumschläge Stoffembleme, so Jagdhörner für die Voltigeure an. Weiterhin nun senkrechte, knopfbesetzte Taillentaschen mit roten Vorstößen. Andere Quellen wie BOSSELIER, H. KNÖTEL und R. FORTHOFFER zeigen hingegen weder Embleme noch Taillentaschen. Für die Füsiliere weiße, rot vorgestoßene Achselklappen. Grenadiere Fransenepauletten aus roter Wolle, die Voltigeure trugen Epauletten mit grünem Schieber, rotem “Mond“ und gelben Fransen.
Enganliegene weiße Beinkleider, bis über das  Knie reichende schwarze Stoffgamaschen, an der Seite mit Messingknöpfen geschlossen. Als Variante auch kurze Gamaschen wie bei der leichten Infanterie mit grünem Randbesatz und Troddeln im Einschnitt (nach RIGO und Beschreibung FIEFFE). Im Feld wurden eher lange  weiße oder hellbraune Hosen, aber auch alle anderen Brauntöne, die man in spanischen Magazinen fand, getragen.
Zur Ausrüstung gehörten nun  französische Tornistermodelle aus braunem Kalbsfell und graue Capotemäntel, die mit drei weißen Lederriemen auf dem Tornister aufgeschnallt wurden. Füsiliere nur Patronentasche am weißen Bandelier und Bajonettschlaufe. Grenadiere und Voltigeure gemäß ihrem Elite-Status Säbel “Sabre-Briquet“ nach französischem Muster.
Bewaffnung: französisches  Modell 1777 corrigie (Charleville).

Unteroffiziere

Uniformierung wie Mannschaften, jedoch mit folgenden Besonderheiten:
Französische Rangabzeichen.

Offiziere

Als Kopfbedeckung bereits seit 1806/07 Tschakos nach französischem Modell. Schuppenketten aus Messing, jedoch am oberen Rand umlaufender vergoldete Besatzborte, sowie Behang und Quasten goldfarben. Kompanieoffiziere vergoldeter Einsteckpompon. Stutze bei den Grenadieren rot, bei den Füsilieren weiß.
Für die Periode bis 1809 werden an den Tschakoseiten auch nach unten zeigene “V“-Winkel gezeigt. Diese Art der Rangabzeichen ist von der königlich westphälischen Armee bekannt (nach Colonel DARBOU). Ein Winkel für Lieutenant, zwei Winkel für Capitaine. Eventuell ist dies auch eine Mißinterpretation, da der Name der Einheit Westphalen lautete.
Rock im Schnitt wie bei den Mannschaften jedoch mit langen Rockschößen. Auf den Rockumschlägen versilberte Adlerembleme.
Vergoldeter Ringkragen mit versilberten  Adler als Emblem.
Enganliegende Beinkleider aus weißem Tuch oder aus Hirschleder mit hellbeiger Farbgebung. Getragen wurden verschiedene Stiefelmodelle aus schwarzem Leder: ungarischer Schnitt, vorne nach unten ausgeschnitten oder “hessische“ Stiefel mit hellbraunem Lederbesatz am Schaft.
Füsilieroffiziere trugen den Degen am Taillenkoppel aus weißem Leder. Die Offiziere der Elitekompanien legten den Säbel mit dem Bandelier über der  rechten  Schulter an. Portepee vergoldet.

Im Feldzug, besonders in Spanien legten die Offiziere Feldmonturen an:
Zweispitz aus schwarzem Filz, an der Seite mit einer vergoldeten Agraffe wird die Kokarde gehalten. Oft auch mit Überzug aus Wachstuch oder hellbraunem Tuch. Einreihige Röcke (“Surtouts“) mit 7 Knöpfen. Kragen, Brustvorstoß und Rockumschläge rot (siehe Capitaine auf der
Farbtafel). Diese Röcke hatten keine Embleme oder Taillentaschen (nach Colonel DARBOU). Lange Hosen, auch im Schnitt der “Mameluken“, d.h. unten im Schnitt weiter ausladend. Die Farbgebungen reichten von hell- oder rotbraunen bis grauen Tönen.Trommler und Hornist (Collection Würtz)

Tamboure und Hornisten

Im Etat sind pro Kompanie 2 Tamboure festgelegt worden. Mit Errichtung der Voltigeurkompie dürften auch entsprechend Hornisten (Cornets) existiert haben. Darstellungen finden sich bei den elsässischen Papiersoldaten, wie in der nebenstehenden Abbildung aus der Collection WURTZ (Faksimile Henri ACHARD, Tafel 197)

Uniformierung wie die Mannschaften mit folgenden Abweichungen:
Auf beiden Ärmeln je fünf nach oben zeigende gelbe Winkelstreifen. Am oberen und vorderen  Kragenrand und an den  Rabattenseiten goldfarbene Borte.
Über rechter Schulter Säbelbandelier und Trommelbandelier aus weißem Leder. Auf Brusthöhe rechteckiger Beschlag mit zwei Schlaufen für die Trommelstöcke.
Trommelsarg aus Messing, Reifen mittelblau mit weißer Trommelverschnürung.

Hornisten hatten die gleiche Uniformierung wie Tamboure, nur die Abzeichen wie Voltigeure. Horn nach französischem Modell - kleine Form wie bei leichter Infanterie - mit roter Verschnürung.

Anmerkung

In den klassischen Darstellungen wie von SAURIEL in Fieffe wird als Kopfbedeckung fälschlicherweise das russische Tschakomodell “Kiwer“, der jedoch erst 1812/13 aufkam, dargestellt. Bei der preußischen Armee wurde dieser sogar erst 1815/16 eingeführt. Auch die Art, den Mantel gerollt über der Schulter zu tragen, kam in der preußischen Armee erst nach der Reorganisation 1808 in Gebrauch. Weiterhin auch der Quertrageriemen des Tornisters.

Die Schematafel von Dr. Peter Bunde faßt die hier gesammelten Beschreibungen sehr schön zusammen und stellt graphisch aufwendig die verschiedenen Typen gegenüber. An dieser Stelle sei ihm recht herzlich für das Recht der Veröffentlichung der Tafel gedankt.