Napoleonic Artillery

Anthony L. Dawson, Paul L. Dawson, Stephen Summerfield

Verlag, Umfang

Crowood Press , Ramsbury 2007, 320 Seiten, zahlreiche s/w-Illustrationen
ISBN 978-1-86126-9232

Rezension

Mit diesem Werk liegt das Ergebnis der sehr langen Recherche eines Autorenteams über die Artillerie der Napoleonischen Militärgeschichte vor. Vor allem die Brüder Dawson sind aufgrund ihrer beruflichen wie privaten Orientierung als absolute Experten auf dem Felde der Artillerie einzustufen; während Anthony auf dem Gebiet der Belagerungsartillerie promovierte ist Paul schon seit vielen Jahren durch die erfolgreiche Organisation und Anwendung einer Reencactmentgruppe Französische Gardeartillerie bekannt. Stephen Summerfield betätigt sich als erfolgreicher Autor diverser Bücher (so auch das hier schon Rezensierte über Kosaken).

Das vorliegende Buch bietet auf über 300 Seiten einen immensen Schatz an Details zur Artillerie aller an den Napoleonischen Kriegen beteiligten Länder. Der Hauptfokus liegt dabei auf der waffentechnischen Ausstattung und Organisation der Artillerie betreffender Armeen. Einen großen Bereich nimmt dabei die detaillierte Betrachtung von Österreich, Frankreich und England ein. Umfangreiche Tabellen mit allen bekannten Kalibern und Geschützsarten sowie genauer Risszeichnungen und Photos von erhaltenden Originalstücken lassen keine Recherchewünsche offen. Selbst für die nicht gerade einfach zu recherchierende Frage nach der Kolorierung der Geschütze und Munitionswagen findet sich ein gesondertes Kapitel; dieses enthält sogar eine Erläuterung der notwendigen Farbpigmente. Einzig der Punkt der Uniformierung wurde in diesem Werk mehr oder wenig ausgeklammert, einzelne eingestreute, zeitgenössische s/w-Abbildungen bieten nur einen ersten Eindruck des Aussehens der Artilleristen und Trainsoldaten.

Neben der Beschreibung der Artillerie aller beteiligten Länder gehen zwei weitere Kapitel auf die Besonderheiten der Leichten bzw. Gebirgsartillerie sowie der Belagerungs- und Küstenartillerie ein. Interessant ist auch die Diskussion der Nutzung erbeuteter Geschütze am Beispiel der Bestückung der französischen Armeekorps mit französischen und Beutestücken im Feldzug von 1806 und 1807.

Zwei weitere umfangreiche Kapitel widmen sich dem Transport der Geschütze im Felde - und zwar sowohl per Pferdezüge als auch durch die Mannschaften im Gefecht - und der unterschiedlichen Munitionsarten. Im letztgenannten Kapitel finden sich auch Aussagen zur selten berücksichtigten Beschaffenheit des Schießpulvers (sogar in vergleichender Darstellung) und zu unterschiedlichen Testversuchen.

Einzig der Punkt der Artillerietaktik, also des Einsatzes im Felde wird nur kurz beleuchtet; dieser Aspekt wird im Buch von Kevin K. Kiley deutlich mehr bearbeitet. Im Gegensatz zu Kiley verzichteten die Autoren des neuen Buchs auch komplett auf Beschreibungen des Kriegseinsatzes der Artillerie.

Für den in der Artillerietechnik unkundigen Leser findet sich eine sehr schöne Einführung in die Terminologie und Praxis sowie ein umfangreiches Glossar. Sehr hilfreich sind auch die Angaben der Längen- und Gewichtsmaße aller Länder mit Umrechnung in das metrische System im Anhang. Schon anhand der über 400 Anmerkungen ist die fundierte Quellen- und Literaturarbeit der Autoren zu erkennen - die 49 zeitgenössischen Werke zur Artillerie (darunter die Klassiker von Decker, Gassendi, Monhaupt, Roberts, Scharnhorst und Smola) dürften in keinem neueren Werk in dieser Tiefe ausgewertet worden sein.

Man muss kein Prophet sein, um diesem neue Werk sehr schnell den Status eines "Standardwerkes" zu attestieren und es dürfte daher in keiner ambitionierten Bibliothek zur Napoleonischen Kriegs- und Militärgeschichte fehlen.

Rezensent

Markus Stein

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