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Rezension : Auf gegen Napoleon! Mythos Volkskriege (A. Bleyer)

 

Titel

Auf gegen Napoleon!
Mythos Volkskriege.

Autor(en)

Alexandra Bleyer

Verlag, Umfang

Primus Verlag 2013 - 262 Seiten.
ISBN 978-3-86312-011-1

Rezension

Pünktlich zum 200jährigen Jubiläum der "Freiheits-" bzw. "Befreiungskriege" in Deutschland beschäftigt sich dieses Werk mit der Frage nach der Partizipation betroffener Völker. Dabei beleuchtet die Autorin, die derzeit zur Österreichischen Propaganda während des Feldzuges von 1809 promoviert, die "Volkskriege" in Spanien 1808-1813/1814, in Österreich (und bedingt Deutschland) 1809 sowie in Deutschland 1813.
Nach einem einleitenden Kapitel mit Beleuchtung des Aufstiegs Napoleons bis zu dessem Höhepunkt in den Jahren 1807-1808 sollen drei weitere Kapitel in die Ereignisse der drei "Volkskriege" einführen. Dass dabei vereinfachte Darstellungen der Abläufe gewählt werden, ist insofern zu verschmerzen, als sich die Autorin weniger auf die militärhistorischen, sondern umso mehr auf die politische Beeinflussung bzw. Motivation der Völker konzentriert.
Die große Stärke des Buches liegt aber eindeutig in den zwei umfangreichsten Kapiteln: diese befassen sich mit der Propaganda, also der (gelenkten) Einflussnahme auf die Bevölkerung zur Teilnahme für bzw. gegen die "Befreiung vom napoleonischen Joch", sowie mit dem Erfolg dieser Propaganda, also der "tatsächlichen" Teilnahme an den Kriegen.
Die große Stärke des Werkes liegt in der Berücksichtigung der aktuellen wissenschaftlichen Literatur, Eingang fanden dabei Werke nicht nur aus der (Militär-) Mentalitätsgeschichte und der Politikwissenschaft, sondern auch solche aus der Kommunikationstheorie und Geschlechtsforschung. Im sehr gut lesbaren und zum Teil pointiert formulierten Text sind anhand von mehr als 500 Endnoten deutlich gekennzeichnete Zitate eingefügt; zudem finden sich zum besseren Verständnis der Zeitgenossen grau hinterlegte Textboxen mit Zitaten aus Erinnerungen, Memoiren und Aktenstücken.
Dabei gerät der spanische Schauplatz etwas ins Hintertreffen, was sicher auch der nur wenig verfügbaren nicht-spanischen Literatur geschuldet ist. Doch die eingehende Betrachtung der propagandistischen Bemühungen sowohl gemäßigter Personen wie Erzherzog Carl oder Hardenberg, aber auch deutlich aggressiver gestimmter Gruppen, wie z.B. Stein/Arndt, wiegt dieses Defizit auf. Wünschenswert wäre einzig - vielleicht bei einer bearbeiteten Neuauflage - der Vergleich mit dem "Original" des Volkskrieges, nämlich mit dem der französischen Nation ab 1792. Anlehnungen an die schon von den Revolutionsführern praktizierten und später von Napoleon zur Perfektion gebrachten Methoden der Beeinflussung von Soldaten und Völkern werden bei der Lektüre des Buches offensichtlich und an einigen Stellen auch kurz diskutiert.
Die eingangs formulierte These, ob der in der Literatur des 19. und auch noch des frühen 20. Jahrhunderts gebrauchte Begriff des "Volkskrieges" gerechtfertigt ist, wird nach Lektüre des Buches eindeutig verneint. Ich möchte aus dem kurzen, aber prägnanten Abschlusskapitel zitieren, in dem die Autorin die "Bezeichnung des 'Volkskrieges' ... als Etikettenschwindel bezeichnet. Den Volskriegen fehlte vor allem eines: das Volk. Es gab keinen 'allgemeinen Ausbruch nationaler Leidenschaften der Massen'".
Das Buch stellt aus meiner Sicht eine wichtige Ergänzung zu den meist miltärgeschichtlichen Werken über die Kriege von 1808/1809 bis 1813 dar. Sicher wird es bei einigen Lesern auch die Neugier auf die, über den Tellerrand der Kriegsgeschichte hinausgehenden Bereiche, fördern - wie es beim Rezensenten erfolgte.

Rezensent

Markus Stein

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© Napoleon Online - Letzte Aktualisierung am 01.04.2013
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