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Regiment "Groß- und Erbprinz" im Spanienfeldzug

 

Dieser Beitrag von Markus Gärtner, Edmund Wagner und Dr. Peter Bunde erschien als Artikel in der französischen Zeitschrift Soldats Napoléoniens Hors-Série Nr. 1 (2003). Die eingestreuten Abbildungen können durch Anklicken in vergrößerter Darstellung geöffnet werden.

April 1812

In der spanischen Festung Badajoz ergaben sich als letzte Truppen auch ein deutsches Rheinbund Kontingent – die Reste des Regiments Groß- und Erbprinz.

Hiermit endete ein langer und entbehrungsreicher Feldzug auf der iberischen Halbinsel der 1808 in Hessen seinen Anfang nahm ...

Offizier nach Ludwig Scharf
Offizier nach Ludwig Scharf (Frankfurter Tagebuch)
Tafel von E. Wagner

Das Regiment bis 1808

Als Landgraf Ludwig X. (geb. 1753, 1790 Herzog von Hessen-Darmstadt, 1806 Großherzog Ludwig I.) am 10. Januar 1806 ein Bündnis mit Frankreich einging und dem neu gegründeten Rheinbund beitrat, war dies auch mit einer Erweiterung seines Herrschaftsgebietes und Erhebung zum Großherzog verbunden. Allerdings auch die Verpflichtung ein Truppenkontingent von 4000 Mann bei Anforderung zu stellen.

Bereits in den Feldzügen gegen Preußen 1806 und 1807 in Westpreußen und Schwedisch – Pommern erwarben sich die hessischen Regimenter einen hervorragenden Ruf im Verband der französischen Armee.

Nach einer kurzen Ruhephase, die bis Juli 1808 dauerte, erreichte erneut eine Forderung des französischen Gesandten den großherzoglichen Hof in Darmstadt. Die Truppen sollten die Operationen in Spanien unterstützen. Neben einem Infanterieregiment wurde noch eine halbe Batterie Artillerie bestimmt.

Das Regiment Erbprinz hatte seinen Ursprung als Garnisonsregiment und war 1791 aus einem sogenannten. Landbataillon hervorgegangen. 1803 zur Brigade Erbprinz ernannt, erhielt es ab 1806 den herzoglichen Titel "Groß- und Erbprinz".

In den vorausgegangenen Feldzügen hatten sich Mängel bei der Bewaffnung und bei der Ausrüstung gezeigt. Bis Anfang 1808 wurden neue Monturen und Waffen verordnet. Darüber hinaus wurde das ehemalige preußisch orientierte Erscheinungsbild mehr dem des neuen Verbündeten angepasst . Auch wurde das französische Exerzier-Reglement eingeführt und in deutscher Kommandosprache mit der Truppe gedrillt. Da nach französischer Maßgabe die Regimenter der Verbündeten in Stärke und Kompaniestruktur der französischen entsprechen sollte, wurde die bisherige Brigade zu einem Regiment mit 2 Bataillonen und je 6 Kompanien neu formiert.

Kompanie-Etat

  • 1 capitaine
  • 1 Premier – Lieutenant
  • 1 Seconde- Lieutenant
  • 1 Feldwebel
  • 1 Fourier
  • 4 Serganten
  • 8 Korporale
  • 2 Tamboure
  • 1 Hornist
  • 1 Sappeur
  • 120 Mannschaften
  • Gesamt: 3 Offiziere, 14 Unteroffiziere und 124 Mannschaften

Als Novum für Hessen war auch die entsprechenden Elitekompanien der Voltigeure und Grenadiere, was anfangs zu einer etwas ungewöhnlichen Organisation und einem bunten Erscheinungsbild führte. Der alte Titel blieb erhalten, jedoch wurde es in der Folgezeit von französischer Seite in der Regel mit "Regiment de Hesse" bezeichnet.

Die Mobilmachung erfolgte am 31. Juli 1808. Bereits am 3. August begann man die fehlenden Mannschaften aus aufgelösten Volontärbataillonen zu ergänzen und aus den Reservebrigaden einzuziehen.

Organisation und Etat

Nach Vereinigung aller Bataillone in Groß Gerau (bei Darmstadt) wies das Regiment laut Kriegsrangliste vom 24. August 1808 folgende Stärke und Organisation auf:

Kommandeur

Oberst Freiherr von Ledebur

I. Bataillon

Oberstlieutnant Hermanny

Grenadierkompanie Capitain von Schmalkalder
1. Füsilierkompanie Capitain Stolz
2. Füsilierkompanie Capitain Weber
3. Füsilierkompanie Capitain Kraft
4. Füsilierkompanie Capitain Fuchs
Voltigeurkompanie Capitain Döll

II. Bataillon

Oberstlieutnant Damm

Grenadierkompanie Capitain Rebel
1. Füsilierkompanie Capitain Koeniger
2. Füsilierkompanie Capitain Eisermann
3. Füsilierkompanie Capitain Gran
4. Füsilierkompanie Capitain Tippel
Voltigeurkompanie Capitain Grübel

Stab

Quartiermeister Hartmann, Auditeur Heger, Oberchirugen Braun und Thun
   

Gesamtstärke

40
149
13
20
1.416

Offiziere
Unteroffiziere
Musiker (Hautboisten)
Tamboure
Mannschaften

Am 24. August verabschiedete der Großherzog das Kontingent mit der Artillerie, das bei Mainz über den Rhein setzte und kurz darauf von Marschall Kellermann gemustert wurde. Die weitere Marschroute bis zum 16. September führte über Worms, Saarbrücken bis Metz, dann weiter bis Orleans. Hier erfolgte eine erneute Revue diesmal durch Marschall Lefebvre.

Am 14. Oktober erreichte das Kontingent bei Bayonne die spanische Grenze und vereinigte sich kurz darauf in Durango mit anderen bereits eingetroffenen Rheinbundtruppen.

Hier wurde unter dem Kommando von Divisionsgeneral Jean-Francois Leval (geb. 1761, gest. 1834) die "deutsche Division" (siehe Anhänge) gebildet. Das Regiment Groß- und Erbprinz wurde der 3. Brigade zugeteilt. Die 2. Division gehörte zum IV. Armeekorps unter Marschall Lefebvre. Die Artillerie wurde am 18.10.08 von ihren Kameraden getrennt und sollte erst knapp 4 Jahre später wieder mit dem Regiment vereint sein.

Organisation der halben Batterie Artillerie

  • Kommandierender Offizier: Seconde Lieutenant Venator
  • 4 Unteroffiziere
  • 92 Kanoniere und Trainfahrer
  • 51 Pferde mit 4 Geschützen (6 Pfünder)
  • 4 Artillerie Munitionswagen
  • 4 Infanterie Munitionswagen
Quellen und Literatur
  • J.M. Bueno / Henri Achard : L’armee francaise et ses allies en Espagne: Saumur
  • Fritz Beck : Geschichte des Großherzoglich hessischen Feldartillerie- Regiments Nr. 25. Berlin 1884
  • Dr. Karl Esselborn : Bilder aus den Aufzeichnungen Karl Friedrich Maurers über den spanischen Feldzug und seine englische Gefangenschaft 1808 – 1814. Worms ohne Jahr
  • Karl Esselborn : Die Hessen in Spanien und in englischer Gefangenschaft 1808 – 1814, Erinnerungen Hess. Volksbücher Band. Darmstadt 1912
  • Karl Esselborn : Erinnerungen aus dem spanischen Feldzuge und aus der englischen Gefangenschaft 1808 – 1814 von Karl Christoph Caspary. Darmstadt 1914
  • Karl Brodrück : Der Kampf um Badajoz im Frühjahr 1812. Leipzig 1861
  • A. Keim : Geschichte des 4. Großherzoglich hessischen Infanterieregiments Nr. 118 und seiner Stämme. Berlin 1879
  • L. Kattrein : Ein Jahrhundert deutscher Truppengeschichte, dargestellt an derjenigen des großherzoglichen Kontingents 1806 – 1906. Darmstadt 1907
  • Colonel Camille Sauzey : Les allemands sous les aigles francaises, Tome VI " Les soldats de Hesse et de Nassau". Paris 1912
  • Emil Nussbaum : Le Regiment Hessois " Prince Heritier"„ en Espagne 1808 – 1812, avec 2 planches de E.Giffard, Passepoil, 13 annee No 3. Paris 1912
  • Richard Knötel : Mittheilungen zur militärischen Tracht – Grosse Uniformkunde Band II, Tafel 43. Rathenow 1890 - 1914
  • Herbert Knötel : Sturm Album, Zeitalter der Befreiungskriege. Dresden ohne Jahr
  • Don Fosten : Diverse Artikel über das "Frankfurter Tagebuch", Tradition. London
  • B. Maitland, A. Umhey : Skizzen von Ludwig Scharf, "Deutsche Truppen in Spanien", Blatt Hessen-Darmstadt, Sammlung A. Umhey
  • Fritz Kredel : Uniformkunde, Neue Folge, Tafel nach den Erinnerungen des Lieutnant Maurer.
  • Peter Wacker : Die großherzoglich Hessische Artillerie in Spanien 1808-1812, Der Sammlerbrief. Nürnberg 1983
  • Peter Wacker : Die Truppen des Großhzerzogtums Hessen-Darmstadt 1803-1815, Die Zinnfigur. 9. Jahrgang 1960
  • M. Gärtner, A. Umhey : Das großherzoglich hessische Infanterie Regiment "Groß- und Erbprinz" im spanischen Feldzug 1808-1812, Der Sammlerbrief. Nürnberg 1984
  • G. Ortenburg, F. Kersten : Hessisches Militär zur Zeit des Deutschen Bundes, Zeitschrift für Heereskunde. Beckum 1984
  • A. Martinien : Tableau par corps et par batailles des officiers tués ou blessés pendant les guerres de l'Empire 1805-1815. Paris 1909
     
© Napoleon Online - Letzte Aktualisierung am 09.10.2007
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