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Stabsoffizierkorps der k.k. Husaren 1792-1815

 

Offizierslaufbahn

Freiherr Pál Dévay
Freiherr Pál Dévay im Jahre 1800
K.K. Feldmarschall-Leutnant (4.8.1735 - 24.12.1800)
1790 bis 1794 Oberst und Kommandeur des k.k. Emerich Graf Esterházy Husarenregiment (ab 1798 Nr. 3)
(aus: Aladár Fest: Báró Dévay Pál altábornagy. Budapest 1915)

Im Anschluss daran wird die Analyse im Zusammenhang mit den Arten des Beginns der beruflichen Laufbahn der späteren Husaren-Stabsoffiziere vorgestellt, mit Hilfe derer wir gleichzeitig ein Bild davon erhalten, wie diese Personen charakteristischer Weise zu Offizieren wurden.

Die meisten, nämlich 136 Mann, also nahezu die Hälfte (48,2%) der späteren Husaren-Stabsoffiziere begann seine Militärlaufbahn als Kadett, mehr als Eindrittel, 94 Mann (33,3%), dagegen gleich als Offizier und mehr als Einzehntel, 40 Mann (14,2%), als gemeiner Soldat. Im Vergleich zu den ersten drei Arten ist der Anteil derjenigen, die ihre Laufbahn als Unteroffiziere (6 Mann) bzw. als Nicht-Kombattanten (4 Mann) begannen (2,1 bzw. 1,4%) verschwindend gering. Von Letzteren waren zwei im Übrigen zu Beginn Fouriere und ein Mann Auditor. Im Falle von zwei Mann ist schließlich die erste Rangstufe unbekannt.

Im Zuge der Untersuchung der Arten des Beginns der Laufbahn konnte somit die mehr oder weniger bereits bekannte, aber statistisch bislang noch nie untermauerte, wissenschaftlich nicht bewiesene Tatsache nachgewiesen werden, dass die Hauptquelle des Offiziersnachwuchses in der Zeit eindeutig das Kadettensystem, genauer die Kadetten auf eigene Kosten waren, zumindest in Bezug auf die Truppengattung der Husaren, aber vermutlich auch im Falle des gesamten kaiserlich-königlichen Offizierskorps. Eine Ausnahme dürften lediglich die einen geringeren Anteil darstellenden und eine Fachausbildung benötigenden Fachtruppen sowie das Geniekorps gebildet haben. Die organisierte Offiziersausbildung war zu dieser Zeit also, auch wenn wir die Königlich Ungarische Adelige Leibgarde hinzuzählen, die teilweise ebenfalls der Militärausbildung diente, noch nicht von allzu großer Bedeutung. Die Zahl der Absolventen der Institutionen der Offiziersausbildung war – zumindest im Falle der Husaren – verschwindend gering.

Beachtenswert ist jedoch die Tatsache, dass beinahe 15% aus der Reihe der gemeinen Soldaten in den Kreis der Stabsoffiziere, ja sogar häufig der Generäle aufstieg, was zweifelsohne als eine besondere Leistung anzusehen ist. Dies belegt, dass zu dieser Zeit auch Tauglichkeit und Talent in den Augen der Armeeführung neben der Herkunft und der Dienstzeit eine bedeutende Rolle spielten.

Über die Schnelligkeit der einzelnen Laufbahnen versuchte sich der Verfasser mit der Untersuchung der Länge der bis zur Erlangung der ersten Stabsoffiziers-Rangstufe verstrichenen Zeit ein Bild zu machen. Nach der Analyse von 240 Laufbahnen wurde festgestellt, dass der erste Stabsoffiziersrang durchschnittlich nach einer etwa 20,5 Jahre langen Laufbahn errungen wurde, wobei die im Falle zweier Personen – mit dem Überspringen des Majorrangs – gleich der Rang eines Oberstleutnants war. Dies kann als verhältnismäßig schnell betrachtet werden, und wenn wir davon ausgehen, dass sie ihre Karriere im Alter von 17 Jahren begannen, bedeutet dies, dass ein großer Teil von ihnen recht jung, bereits vor dem 40. Lebensjahr zum Stabsoffizier wurde.

In dieser Hinsicht ist auch die Untersuchung der Grenzwerte, also derjenigen Personen ausdrucksvoll, die über die kürzeste bzw. längste Laufbahn bis hin zum Stabsoffiziersrang verfügen. Dabei wurden grundsätzlich zwei Gruppen untersucht: die Gruppe der als am schnellsten bzw. am langsamsten anzusehenden Laufbahnen. In die erste Gruppe wurden diejenigen eingeordnet, die den Stabsoffiziersrang innerhalb von 10 Jahren oder weniger errangen, in die andere diejenigen, bei denen dies 30 Jahre oder mehr in Anspruch nahm.

Ernennungspatent von Obverst Dévay
Dévays Ernennungspatent zum Oberst, ausgestellt am 24. Januar 1790
(aus: Aladár Fest: Báró Dévay Pál altábornagy. Budapest 1915)

In die erste Gruppe gehörten 20 Mann (8,33%), in die zweite 21 (8,75%). Es ist vielleicht nicht übertrieben daraus die Schlussfolgerung zu ziehen, dass die Verteilung der Karrieren hinsichtlich der Schnelligkeit sehr symmetrisch war und irgendwo um die erwähnten 20,5 Jahre herum den Spitzenwert erreichte. Diese Zahlen signalisieren jedoch auch, dass diese Extreme nicht allzu charakteristisch für die Gesamtheit des Stabsoffizierskorps war. Sehr wohl aber das, wer die Personen sind, mit denen diese Laufbahnen in Verbindung gebracht werden können.

Keine große Überraschung ist, dass von den 20 steilsten Karrieren lediglich 1 Person, András Ujházy, kein Aristokrat war, wobei er jedoch gleich zweimal gegen Geld jeweils eine Rangstufe übersprang. Die anderen stammten dagegen allesamt aus äußerst vornehmen und einflussreichen Familien, unter ihnen zum Beispiel der Sohn bzw. Enkel von Feldmarschall Graf András Hadik, zwei Esterházy-Grafen, ein Batthyány-Graf sowie die beiden Söhne des Staats- und Konferenzministers Graf Károly Zichy, der Sohn von Graf György Bánffy, dem Gubernator Siebenbürgens bzw. der aus einer alten böhmischen Adelsfamilie stammende Graf Eugen Wratislaw von Mittrovitz und Schönfeld, der später als einziger den Rang eines Feldmarschalls erreichte. Die Mehrheit (16 Mann) begann seine Laufbahn natürlich schon als Offizier und lediglich jeweils 2 Mann als kaiserlich-königlicher Kadett bzw. Kadett auf eigene Kosten. Es gab also keinen gemeinen Soldaten unter ihnen, was über die andere Gruppe bei weitem nicht festgestellt werden kann.

Die längste Zeit bis zum Rang des Stabsoffiziers ist in der untersuchten Probe mit dem Namen von János Szombathelyi verbunden, der nach 39 Jahren, im Alter von 56 Jahren Major wurde, aber auch danach noch weitere 13 Jahre lang diente und schließlich als Generalmajor pensioniert wurde. Die zweitlängste Zeit ist mit 38 Jahren Sándor Fóris zuzuschreiben, der im Alter von 58 Jahren den Majorsrang errang, danach jedoch nur mehr ein Jahr lang diente. 3 Mann benötigten des Weiteren 37 Jahre, um den ersten Stabsoffiziersrang zu erringen, jeweils 2 Mann 36, 35, 34 und 33 Jahre, 3 Mann 32 Jahre, 2 Mann 31 und schließlich 3 Mann 30 Jahre.

Interessanter Weise begannen etwas mehr als die Hälfte dieser 21 Stabsoffiziere, nämlich 11 Mann, ihre Laufbahn als gemeine Soldaten. Sechs begannen sie als Kadetten auf eigene Kosten, einer als kaiserlich-königlicher Kadett, einer als Unteroffizier (Korporal), ein weiterer als Fourier und einer als Unterleutnant. Wenig überraschend ist dagegen, dass keiner von ihnen hoher Adeliger war, mehrheitlich stammten sie aus dem niederen Adel bzw. in einigen Fällen vermutlich aus Familien, die über keinen Adelstitel verfügten.

Wir können also feststellen, dass die beiden Gruppen, die die Grenzwerte hinsichtlich der Schnelligkeit der Militärlaufbahn verkörpern, zugleich auch in bedeutendem Maße mit den gesellschaftlichen und mit der Herkunft verbundenen Extremen übereinstimmen, diese praktisch abbilden.

Ein weiterer eindeutiger Index des Erfolgs des Militärdienstes ist – außer der Schnelligkeit des Aufstiegs – die während der Laufbahn erreichte höchste Rangstufe. Die diesbezüglichen, also auf die Spitze der Militärlaufbahn abzielenden Untersuchungen, führten zu folgenden Ergebnissen:

Freiherr Dániel Mecséry von Mecsér
Freiherr Dániel Mecséry von Mecsér im Jahr 1806
K.K. Feldmarschall-Leutnant (29.9.1759 - 30.12.1823)
1798 bis 1800 Oberst und Kommandeur des k.k. Baron Mészáros Husarenregiment Nr. 10
(aus: Der oberste Kriegsherr und sein Stab. Wien 1908)

Lediglich knapp Einviertel der 282 Husarenstabsoffiziere, 71 Mann (25,18%), konnten nicht höher als die erste Stabsoffiziersrangstufe aufsteigen. Das heißt, für die den Rang des Majors erreichenden Soldaten war der weitere Aufstieg wesentlich wahrscheinlicher, als auf dieser Rangstufe zu verbleiben. 48 Mann (17,02%) beendeten ihre Karriere als Titular- oder wirkliche Oberstleutnants, ein wenig mehr – nämlich 53 Mann, nahezu Einfünftel aller Stabsoffiziere (18,79%) – als Titular- oder wirkliche Oberste, was den höchsten Stabsoffiziersrang darstellt. Zugleich gelang es mehr als Eindrittel dieser Gruppe, genauer 100 Mann (35,46%), über den Stabsoffiziersrang hinaus auch in das Generalkorps aufzusteigen. Die 10 Titular-Generalmajore nicht hinzugerechnet hatten 90 Mann (31,91%), also etwa Eindrittel, einen tatsächlichen Generalsposten inne. Dies lässt insgesamt auf eine sehr bedeutende Militärleistung schließen, was im Übrigen auch durch andere Indizes, vor allem die Zahl der mit dem Militär-Maria-Theresien-Orden Ausgezeichneten, bekräftigt wird.

„Ein Husar, der nicht vor dem dreißigsten Lebensjahr gestorben ist, ist ein Feigling!“, lautet ein Spruch, der Graf Antoine de Lasalle, dem heldenhaften General Napoleons, zugeschrieben wird. Auf Grund der Untersuchung des Abschlusses der Laufbahn der kaiserlich-königlichen Husarenstabsoffiziere bietet sich jedoch ein von Grund auf anderes Bild. Auf Grund der Art des Abschlusses der Laufbahn kann nämlich festgestellt werden, dass weit mehr als die Hälfte der untersuchten Stabsoffiziere, 169 Mann (59,92%), in den Ruhestand versetzt wurden, nahezu Einzehntel, 23 Mann (8,16%) ausgetreten sind, 61 Mann (21,63%) während ihres aktiven Dienstes eines natürlichen Todes gestorben sind, jeweils 1 Person während des aktiven Dienstes Selbstmord beging bzw. Opfer eines Mordes wurde, 4 Mann (1,42%) auf dem Disziplinarweg aus der Armee ausgeschlossen wurden und lediglich knapp Einzehntel, 23 Mann (8,16%), den Heldentod starb. Dies ist jedoch keineswegs überraschend, da die Husaren infolge ihrer Beweglichkeit, ihrer variablen und ungebundeneren Anwendung im Krieg wesentlich höhere Überlebenschancen hatten, als ihre zu Fuß, zumeist in einer geschlossenen Formation kämpfenden Kameraden. Von einem ruhigen Alter können wir aber auch im Falle der den Ruhestand erreichenden Husarenstabsoffiziere nur selten sprechen, da die langen Jahrzehnte des Soldatentums auch am härtesten Körper ernsthafte Spuren hinterließen. Kein Wunder, dass die Mehrheit von ihnen als Invalide in den Ruhestand versetzt wurde.

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© Napoleon Online - Letzte Aktualisierung am 23.11.2017
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