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Bayerische Infanterie 1812 (Teil 5)

 

Bayerische Linieninfanterie 1812 (Detail des Gemäldes "Polotzk" von Wilhelm von Kobell, 1813 angefertigt, Residenz München)Uniformierung

Die bayerische Infanterie zeigte ein auffälliges und charakteristisches äußeres Erscheinungsbild. Hervorgerufen wurde dies durch die kornblumenblaue Grundfarbe ihrer Uniformröcke und durch den Raupenhelm. Dieser Helm (genannt Kaskett) war die typische Kopfbedeckung der Bayern. Er bestand aus einer sehr hohen (30 cm) ledernen Helmglocke mit Messingbeschlägen. Ein mit Stroh gefüllter, lederner Schlauch, außen mit kurzen Wollfransen besetzt, bildete die Helmraupe. Augenschirm und Kinnriemen waren aus Leder. Auf dem Kinnriemen und als Verzierung an der Helmglocke waren Messingkettchen angebracht. Das ovale Beschlagschild vorn am Kaskett war mit dem königlichen Namenszug MJK – für König Max Joseph – graviert. Auf der linken Seite saß oberhalb der Befestigung des Kinnriemens die bayerische Kokarde (weiß-blau-weiß) aus Blech und das wollene Kompanieabzeichen, das eine Zuordnung des Soldaten zu seiner Einheit ermöglichte (siehe Abb.). An Stelle des Kompaniezeichens der Füsiliere trugen die Grenadiere rote (1. Grenadier-Kompanie) oder weiß-rote (2. Grenadier-Kompanie) Wollstutze. Entsprechend trugen die Schützen grün bzw. weiß-grüne Stutze. Bei den Offizieren waren alle Beschlagteile vergoldet. Die Helmraupe war bei ihnen und bei den Feldwebeln aus Bärenfell und sichtbar größer als bei den Mannschaftshelmen. Insgesamt war der Helm ein sehr unbequemes Ausrüstungsstück. Wegen seines hohen Schwerpunktes musste er ständig ausbalanciert werden. Er hatte ein hohes Gewicht von ca. 1600 gr., das sich bei Regen durch Vollsaugen der Helmraupe noch vergrößerte. Ein Nackenschirm, der verhinderte, dass Regenwasser in den Mantelkragen lief, war nicht vorgesehen, wurde aber scheinbar häufiger privat angesetzt. Erst 1818 wurde ein solcher Nackenschirm offiziell eingeführt.

Bayerische Linieninfanteristen tragen den verwundeten General Deroy vom Schlachtfeld von Polotzk (Detail des Gemäldes "Polotzk" von Wilhelm von Kobell, 1813 angefertigt, Residenz München)Als leichte Kopfbedeckung trugen die Unteroffiziere und Mannschaften eine hellblaue Lagermütze aus Stoff nach französischem Vorbild, die in den jeweiligen Regimentsfarben verziert war. Sie wurde inoffiziell auch von den Offizieren verwendet. Der Zweispitz war für alle Offiziere außer den Generalen abgeschafft worden.

Der kornblumenblaue Uniformrock war vorn bis zur Taille geschlossen. Die einzelnen Regimenter unterschieden sich durch die Farbe der Rabatten, Kragen und Aufschläge, durch das unterschiedliche Auftreten von Vorstößen und durch die Farbe des Knopfmetalls. Für alle Einheiten gleich waren die roten Umschläge der kurzen Schöße und die kornblumenblauen Schulterklappen mit rotem Vorstoß. Die Röcke der Regimenter Nr. 1 (König) und Nr. 2 (Kronprinz) waren darüber hinaus noch mit weißen bzw. gelben Litzen verziert. Die Offiziersröcke hatten lange Frackschöße bis zu den Kniekehlen mit quergesetzten Taschenpatten. Bei den Regimentern Nr. 1 und Nr. 2 war der Offiziersrock noch zusätzlich mit je 2 Litzen beiderseits unter den Rabatten und auf den Patten der Schoßtaschen verziert. Als kleine Uniform und Felduniform diente den Offizieren ein einfacher Surtout ohne Rabatten.

Bayerische Linieninfanterie 1812 (Tafel von Dr. Peter Bunde)Die weißen Hosen wurden in kurze Gamaschen (Stiefel für die Offiziere) gesteckt. Im Feld wurden darüber oft lange, weiße, sogenannte „Arbeitshosen“ aus Leinen angezogen. Neben diesen weißen werden auf Schlachtengemälden auch graue oder hellblaue Hosen abgebildet. Die Offiziere benutzten dagegen im Feld auf jeden Fall unempfindlichere hellblaue Hosen.

Der Mantel war grau. Am Kragen saß eine mit einem Knopf versehene Tuchpatte von der Farbe des Rockkragens. Der Offiziersmantel (genannt Roquelor) hatte zusätzlich einen weiten Radkragen. Hier war die Kragenpatte silbern oder golden.

Die Unteroffiziere trugen weiße Handschuhe wie die Offiziere, ein spezielles Unteroffiziers-Säbelmodell mit besonderer Quaste und einen Stock. Den Stock hängte man am 2. linken Uniformknopf ein oder steckte ihn auf Märschen durch die Tasche des Säbelkoppels. Die einzelnen Unteroffiziersdienstgrade wurden äußerlich nicht weiter kenntlich gemacht. Nur der Feldwebel war durch die (Offiziers-)Helmraupe aus Bärenfell und seinen silbern-hellblauen Faustriemen am Säbel zu erkennen.

Die Dienstgrade der Offiziere kennzeichnete man nach einem bestimmten System von Kragenlitzen (siehe Abb.). Epauletten wie sie in Frankreich üblich waren, wurden nicht verwendet. Die bayerische Offiziersschärpe aus silberner Seide mit den vier hellblauen Streifen, die von allen Offizieren gemeinsam getragen wurde, wurde im März 1812 kurz vor dem Russland-Feldzug abgeschafft. An ihre Stelle trat ein Ringkragen, silbern mit goldener Verzierung. Mit seiner Einführung erging auch der Erlass, ihn im Feld durch einen hellblauen Tuchüberzug zu versehen, um unnötigen Offiziersverlusten vorzubeugen. Nur Adjutanten von Generälen behielten die Schärpe. Sie trugen sie „en bandouliere“ über die rechte Schulter.

Die Trommler und Hornisten der Infanterie trugen weißen oder gelben Litzenbesatz, je nach Metallfarbe, auf ihren Uniformröcken. Die Anordnung der Besätze scheint in den verschiedenen Regimentern etwas unterschiedlich gewesen zu sein. Auf den Schultern saßen Schwalbennester in Abzeichenfarbe. Sie waren mit dem königlichen Namenszug auf einem Wappenmantel geschmückt. Es scheint, dass in einigen Regimentern (Reg. Nr. 10 Junker, Reg. Nr. 11 Kinkel) zumindest die Grenadier-Trommler an Stelle der Schwalbennester rote Epauletten getragen haben. In die Messingsärge der Trommeln war das königliche Wappen eingeprägt. Die Trommelreifen waren weiß-hellblau bemalt.

Bayerische Linieninfanterie 1812 (Tafel von Dr. Peter Bunde)Jedes Regiment besaß eine Musikbande. Die Musiker/Hautboisten trugen einen Zweispitz und ihr Rock war an Kragen, Rabatten und Aufschlägen mit silbernen oder goldenen Borten besetzt. Die Uniform des Tambour-Majors war noch reicher mit Borten verziert.

Jede Kompanie stellte einen Sappeur (Zimmermann). Seine besonderen Merkmale waren eine Axt, ein weißes Schurzfell, rote Epauletten und rote Ärmelabzeichen. Einige Abbildungen zeigen Sapeure mit rotem, hängendem Haarbusch am Kaskett.

Die Ausrüstung der Infanteristen bestand aus einem Kalbfelltornister mit weißem Lederzeug und einer schwarzen Patronentasche mit 60 Patronen. Sie war für die Grenadiere mit einer Messing-Granate geschmückt und wurde wie auch der Infanterie-Säbel an weißen Schulterbandelieren getragen. Der Mantel wurde gerollt und wie allgemein üblich auf den Tornister geschnallt. Die zusammenrollte Lagermütze band man an der Unterseite der Patronentasche fest. Zusätzlich auf den Tornister geschnallt wurde das Kochgeschirr. Es bestand entweder aus einem Kessel für jeweils 15 Mann oder einem wesentlich kleineren Topf für jeweils 2 Mann. Das Kochgeschirr musste von den Soldaten abwechselnd getragen werden. Zur feldmäßigen Ausstattung gehörte noch eine zinnerne Feldflasche und ein Brotsack aus Stoff.

Neben dem Säbel war der Soldat mit einem Gewehr und Bajonett bewaffnet. Die Gewehre waren eine bayerische Konstruktion der Gewehrfabrik Amberg, die im Jahr 1801 errichtet worden war. Die Schützen waren dagegen mit den wesentlich treffsichereren Stutzen ausgerüstet. Diese waren leichte, kurze (1,24m) Gewehre mit gezogenem Lauf. Die Schützen führten an Stelle des Säbels ein spezielles, schwertförmiges Bajonett (Länge 67,5 cm) am Schulterkoppel. Zum Schießen konnte dieses Bajonett nicht aufgepflanzt werden. Zur Ausrüstung der Schützen gehörte noch ein Pulverhorn an einer grünen, mit Quasten verzierten Schnur. Ihre Patronentasche war eventuell mit einem Jagdhorn aus Messing verziert.

Die Uniform der leichten Infanterie entsprach genau der der schweren Regimenter. Allerdings trat hier die Farbe grün hier an die Stelle des kornblumenblau. Alle 6 Bataillone der leichten Infanterie hatten schwarze Rabatten und Ärmelaufschläge mit roten Vorstößen. Ihre Unterscheidung erfolgte nur über die Farbe des Kragens und des Knopfmetalls. Da die leichten Einheiten nur Bataillonsstärke aufwiesen, reduzierte sich bei ihnen entsprechend die Anzahl der möglichen Kompanieabzeichen für die Zentrumskompanien. Es wurden nur die vollfarbigen Abzeichen (weiß, grün, rot, blau) verwendet. Die Hosen waren für die Mannschaften und Unteroffiziere hellgrau. Nur die Offiziere trugen weiße Hosen zur Uniform. Im Feld benutzten sie dagegen grüne. Auch bei der leichten Infanterie dienten Trommler zur Signalübermittlung. Hornisten waren auch hier nur jeweils 2 bei den Schützenkompanien zu finden. Es scheint, dass die Schwalbennester der Signalisten der leichten Bataillone durchweg rot waren.

Bayerische Leichte Infanterie 1812 (Tafel von Dr. Peter Bunde)Fahnen

Seit dem Jahr 1803 besaß jedes Infanterie-Regiment 2 Fahnen. Das 1. Bataillon führte die Leibfahne, das 2. die Bataillonsfahne. Die leichten Infanterie-Bataillone besaßen keine Fahnen.

Die Bataillonsfahnen zeigten seit 1803 unverändert das bayerische weiß-hellblaue Rautenmuster. Die Leibfahnen waren immer weiß und seit 1808 mit dem Wappen des bayerischen Königs bemalt. Diese Fahnenmuster waren für alle Regimenter gleich. Vorher waren 1786 ein Leibfahnenmodell mit einer Madonna und 1803 ein Modell mit dem kurfürstlichen Wappen eingeführt worden. Bei beiden Modellen war das zentrale Motiv mit einem weiß-blauen Rautenkranz umgeben. Wenn ein neues Fahnenmodell zur Ausgabe gelangte, wurden die alten Fahnen im Zeughaus eingelagert.

Auf den Feldzügen 1809 gegen Österreich und gegen die aufständischen Tiroler gingen einige der neuen Fahnen verloren, bei anderen wurde das Fahnentuch zerstört. Die betreffenden Regimenter erhielten als Ersatz eingelagerte alte Exemplare aus dem Zeughaus. So kam es, dass 1812 bei den Regimentern Leibfahnen aller Fahnenmuster seit 1798 nebeneinander zu finden waren. Nach Rigo/Charrié war die Verteilung der Leibfahnen bei den Regimentern im Jahr 1812 folgendermaßen:

  • Reg. No. 1 König - Modell 1803
  • Reg. No. 2 Kronprinz - Modell 1803
  • Reg. No. 3 Prinz Carl - Modell 1808
  • Reg. No. 4 Sachsen-Hildburghausen - Modell 1808
  • Reg. No. 5 Preysing - Modell 1808
  • Reg. No. 6 Herzog Wilhelm - Modell 1786
  • Reg. No. 7 Löwenstein-Wertheim - Modell 1803 oder 1808
  • Reg. No. 8 Herzog Pius - Modell 1803 oder 1808
  • Reg. No. 9 Isenburg - Modell 1803 oder 1808
  • Reg. No. 10 Junker - Modell 1786
  • Reg. No. 11 Kinkel - Modell 1808
  • Reg. No. 13 - Modell 1808.

Da sich das Aussehen der Bataillonsfahnen seit 1803 nicht verändert hatte, war ihnen ihr ursprüngliches Ausgabejahr nicht anzusehen.

Nach dem Verlust der Fahnen in Russland (siehe Geschichte) wurden sie anschließend mit den anderen eroberten Feldzeichen in Petersburg in der Kathedrale von Kasan aufbewahrt.

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Literatur zur Bayerischen Infanterie 1812
  • Friedrich Münich „Geschichte der Entwicklung der bayerischen Armee seit zwei Jahrhunderten“. München 1864
  • „Unterricht in den Waffen-Uebungen für die Infanterie der königlich-baierischen National-Garde III. Klasse im Isar-Kreise“. München 1814
  • Th. Krauß „Geschichte der bayerischen Heeresabtheilung im Feldzuge gegen Russland 1812“. Augsburg 1857
  • Digby Smith „Armies of 1812“. Staplehurst 2002
  • „Rangliste der Königlich Bayerischen Armee für das Jahr 1811“. Osnabrück 1982
  • F. von Fabrice „Das königlich Bayerische 6. Infanterie-Regiments Kaiser Wilhelm, König von Preußen. II. Theil. 1805 bis 1835“. München 1896
  • Joseph Dauer „Das königlich Bayerische 10. Infanterie-Regiment Prinz Ludwig. 4. Band“. Ingolstadt 1901
  • Schubert „Geschichte des königlich Bayerischen 13. Infanterie-Regiment Kaiser Franz Josef von Österreich“.
  • K. Müller/L. Braun „Die Organisation, Bekleidung, Ausrüstung der Kgl. Bayer. Armee von 1806 bis 1906“. Reprint 1996
  • Oskar Bezzel „Geschichte des Königlich-Bayerischen Heeres unter König Max I. Joseph von 1806 bis 1825“. München 1933
  • J.B. Cantler „Der Bayerischen Armee sämtliche Uniformen von 1800-1873“. Schwarzbach 1972-1976
  • H. Knötel/M. Brauer „Uniformbogen 32, Bayern. Garde-, Linien- und leichte Infanterie 1804-1814“. Berlin
  • Richard Knötel „Uniformenkunde“. Rathenow 1890-1914
  • H. Knötel/M. Lezius „Deutsche Uniformen“. Sturm-Zigaretten-Album
  • M. Leyh „Die Feldzüge des Königlich bayerischen Heeres unter Max I. Joseph von 1805 bis 1815“. München 1933
  • F. Münich/L. Behringer „Die Uniformen der Bayerischen Armee 1682 bis 1848“. Reprint 1976
  • Kriegsarchiv „Der Bayerische Soldat im Felde. Erster Band“. München 1898
  • Paul Holzhausen „Die Deutschen 1812 in Russland“. Berlin 1912
     
© Napoleon Online - Letzte Aktualisierung am 08.07.2007
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